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Fundstücke Ausgabe März 2001

Blumen & Eisenbahn: wie passt das zusammen?!

Das es zusammenpasst und welchen Nutzen man sich davon verspricht, wurde bereits 1926 in der Zeitschrift "Die Reichsbahn" diskutiert.

 

Der Ruf der Deutschen Bahn AG ist nicht der beste: schlechter Service, Unpünktlichkeit und hohe Preise werden häufig bemängelt. Viele Kunden, aber auch Mitarbeiter sind unzufrieden.

Es geht bzw. ging aber auch anders. Wie man seine Fahrgäste und Mitarbeiter gesund und zufrieden erhält, und dabei auch noch die Finanzen aufbessert, wird im Artikel "Gärtnerische Ausnutzung und Verschönerung der Eisenbahn-Ländereien und Gebäude", in der Zeitschrift "Die Reichsbahn", Nr. 19 (1926) dargestellt.

Der damaligen Reichsbahn gehörten immerhin 35.000 ha landwirtschaftlich und gärtnerisch genutztes Gelände. Dieses war zu großen Teilen an Mitarbeiter verpachtet. Die Verpachtungen, so kann man lesen, waren "den Bediensteten eine Quelle der Freude und Zufriedenheit".

Die Freude an der grünenden und blühenden Natur setzte sich auch im Arbeitsleben fort: "... im ernsten Dienstzimmer schmücken einige Blumen und verraten, daß bei allem Willen zur Pflichterfüllung die Verbindung mit dem grünenden, blühenden Leben nicht verloren gegangen ist."

Die Außenanlagen wurden ebenfalls geschmückt. Dies geschah auch sehr zur Freude und zum Nutzen der Reisenden: "Auf freier Strecke bieten die Bahnwärterhäuschen mit Garten und Viehzeug dem Reisenden eine gewisse Abwechslung....Wie freundlich grüßen ein paar Blumenkästen vom Stellwerk den Reisenden, wenn er sich im Schienenwirrwarr zwischen grauen Mauern der Großstadt nähert...An den Nebengebäuden ergeben Gruppen von starkwachsenden Blütensträuchern eine gute Wirkung und verdecken Unschönes. Sieht an einer Strecke ein Bahnhofsgebäude wie das andere aus, dann wird Abwechslung und eine Kennzeichnung der Stationen dadurch erzielt, daß für jede Station eine andere Gehölzart gewählt wird."

All diese kleinen Dinge dienten gemeinsam dem großen Zweck: "Die Menschen werden zur Ordnung erzogen; ihr Schönheitssinn wird geweckt und eine innige Verbindung mit ihrem Arbeitsfeld geschaffen." Wäre das nicht auch ein Ansatzpunkt für den heutigen Eisenbahnbetrieb?

Noch ein Wort zu den momentanen Finanzproblemen. 1926 wußte man, wie man auch auf untypische Weise zu Geld kommen konnte. Mehrere Hunderttausend Nutzhölzer wuchsen an der Strecke und in Schmuckanlagen heran.

Und man mag es heutzutage kaum glauben, aber die Einnahmen durch den Verkauf des Obstes überstiegen sogar die Ausgaben für Anpflanzung und Pflege! Und das moderne und innovative Vorgehen wurde "in der gärtnerischen Presse als aussichtsreich und beachtenswert beurteilt". Warum sollte das heute nicht auch funktionieren? Ausreichend stillgelegte Bahnstrecken, die rechts, links und obenauf bepflanzt werden können, gibt es wohl genug. Und gegen eine gute Presse (und sei es auch in gärtnerischen Magazinen) wird wohl niemand etwas einzuwenden haben.

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