Archive - Jun 2009

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Gute Schreiber

"Wenn jemand in den Sozialwissenschaften ein guter Schreiber wird, dann wird er das sozusagen gegen die Regeln und gegen den akademischen Betrieb, nicht durch ihn. [...] Es ist auch ein interessanter Umstand, daß die am besten lesbaren und interessantesten Sozialwissenschaftler die größte Zeit ihres Lebens außerhalb der Universitäten verbracht haben. Also zum Beispiel: Karl Marx war niemals Professor, Georg Simmel ist Professor geworden, in dem Jahr, bevor er gestorben ist, Norbert Elias hat niemals einen Lehrstuhl gehabt. Diese Leute waren einfach nicht an diese dummen Regeln gebunden, die so tun, als wäre Soziologie oder Psychologie so etwas ähnliches wie Chemie oder Physik."

Zygmunt Bauman

Zitat des Tages

"Es handelt sich letztendlich um Kunst, die sich (...) strenge Regeln auferlegt hat. Das Ganze kann ja nur erworben werden durch Übung. Durch tägliche Übung. Man kann es Meditieren nennen oder Konzentrationsübungen. Wenn ich vom erweiterten Kunstbegriff rede und sage, jeder ist ein Künstler, stelle ich ganz klar in Rechnung, dass dieses eines der wichtigsten Gestaltungsmomente der Menschen ist -- aus der Freiheit, also aus der Kreativität, aus der Schöpferkraft aller Menschen es zu einer demokratischen Verfassung kommen zu lassen. Also schon allein von diesem Detailproblem innerhalb der Diskussion um einen erweiterten Kunstbegriff wird quasi bewiesen, dass jeder Mensch nicht nur ein Künstler ist, sondern auch sein muss. Denn sonst würden die Ideen der Freiheit und der Demokratie Absurditäten sein."

Joseph Beuys

im Gespräch mit Knut Fischer und Walter Smerling. Kunst heute Nr. 1, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1989.  

Und Freitag geht's ins Stadion

 Stadion

Frauen-Bundesliga, U-21-EM, Confed-Cup: die Veranstalter tun alles, um die Entzugserscheinungen von Fußball-Fans in der Sommerpause zu lindern. Doch wer denkt daran, dass sich rund um Ball und Rasen jede Menge Technik versteckt?

Welche das ist, und wie sie funktioniert, erklärt die Kölner Nacht der Technik. Natürlich l-i-v-e in einem echten Stadion!

Bild: psmola/aboutpixel

 

E-Mails und Haschisch

In einer Studie des Londoner King's College an über tausend Probanden stellten Forscher einer Testgruppe eine Aufgabe und traktierten sie währenddessen mit E-Mails. Eine Kontrollgruppe bekam die gleiche Aufgabe gestellt und konsumierte dabei Marihuana. Das Ergebnis: Die Probanden, die Drogen genommen hatten, konnten ihre Arbeit besser erledigen als die Probanden unter E-Mail-Beschuss, bei denen der IQ während des Experiments stark abfiel. Rechnet man diese Befunde auf den ganzen normalen Büroalltag hoch, dann arbeiten Millionen Menschen täglich unter "Kiffer-Niveau". 

Aus: Dagmar Ruhwandl: Top im Job - ohne Burnout durchs Arbeitsleben. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, S. 44 (Die Autorin ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, der Praxis-Ratgeber ist empfehlenswert.)

Touren zur Technik

 Chemiepark

Die Technik ist vielseitig. Das gilt nicht nur für die fast unüberschaubare Anzahl der klassischen Ingenieurs-Disziplinen. Technik steckt vor allem auch in fast allen Alltagsdingen, und sie findet an so unterschiedlichen Orten wie einem Planungsbüro, einer Chemiefabrik (erwartungsgemäß) oder einem Sportstadion (eher überraschend) statt. All dies erleben können Besucherinnen und Besucher der Kölner Nacht der Technik. Und weil echte Besichtigungen viel anschaulicher sind als die beste Ausstellung in einer Messehalle, können Sie dazu mit dem öffentlichen Nahverkehr „auf Tour“ gehen - bis zum Hauptbahnhof, der Telekom-Zentrale oder zum Airport Köln-Bonn. Interessierte aufgepasst: für einige Tekkie-Erlebnisse ist die Zahl der Plätze begrenzt. Genauere Informationen und Anmeldung hier.

 

Bild: Nacht der Technik/Chemiepark Leverkusen

 

Klein, aber oho!

Miroflugzeug
Mit ihrem Microflugzeug errangen Studierende der TU Braunschweig den 2. Platz beim internationalen Wettbewerb in Florida. Gefordert waren unter anderem Präzisionsflug, der Abwurf eines Paintballs und die Erkennung von Zielen am Boden mit Hilfe einer eingebauten Videokamera.

Alle gestellten Aufgaben erfüllten die Braunschweiger Studenten am besten von allen angetretenen Teams. Einzig die geringere Größe des gegnerischen Luftgefährts hinderte die Braunschweiger am Sieg. Nicht schlecht für Studierende im Vordiplom, die bisher noch gar nicht offiziell Kurse in Luft- und Raumfahrttechnik belegen.

Bildquelle: TU Braunschweig

Lesen!

CoverbildKaum ein Thema wurde in jeder Zeit so ätzend kritisiert wie das Christentum - und kaum eines so kompromisslos verteidigt. In dieser Debatte nimmt Christian Nürnbergers populäres Sachbuch „Jesus für Zweifler“ schon deshalb eine Sonderstellung ein, weil er weder einen plumpen Verriss der „Idee Gott“ liefert, noch lammfromm die intellektuellen Verrenkungen theologischer Berufs-Apologeten nachvollzieht.

Stattdessen erzählt Nürnberger spannend und kenntnisreich die Geschichte der jüdisch-christlichen Ethik, von der Knechtschaft Israels in Ägypten über die Lebenszeit des historischen Jesus bis in unsere Zeit. Unverhohlen spricht er die Widersprüche der Bibel an, beispielsweise die zwei miteinander unvereinbaren Schöpfungsberichte oder die 6 verschiedenen Versionen der „Speisung der 5000“. Ohne mit der Wimper zu zucken, referiert der Autor, der einst als „Zweifler“ das Theologiestudium abbrach, die Wende evangelischer Theologen in Deutschland zum „areligiösen Christentum“ (D. Sölle), eines aller Mythen und farbig geschilderter Geschichten entblößten Glaubens. Wenn er dann noch die Predigten, die viele Pfarrer mit luftigen Assoziation um die ihrer Heiligkeit entledigten Bibelgeschichten herumspinnen, süffisant als „Gerede“ und „Krampf“ bezeichnet, ist der Punkt erreicht, an dem jedem Vertreter der „Christentum-ist-Quatsch“-Fraktion das Herz aufgehen müsste.

Das klassische Atheisten-Argument jedoch, die Frage nach Gott erledige sich automatisch mit dem Fortschreiten wissenschaftlicher Erkenntnis, wischt er angesichts der humanen Katastrophen des 20. Jahrhunderts fast beiläufig vom Tisch. Indem dies in einem Schwung mit der Kritik an christlichen und islamischen Fundamentalisten auf der einen und naiven Horoskop- und Abergläubigen auf der anderen Seite geschieht, kommt Nürnberger an diesem Punkt der Freilegung des erhaltenswerten Kerns jüdisch-christlichen Denkens bereits sehr nahe, ein Kern, der sich im Verlauf der Darstellung als einzigartiger innerer Zusammenhang zwischen dem monotheistischen Glauben an einen das Menschliche weit übersteigenden Gott, individueller Emanzipation und einer auf Gleichheit gründenden Gesellschaft.

Den gedanklichen Weg zu dieser Position schmückt Nürnberger mit erhellenden Schilderungen der Entstehungsgeschichte der Bibel. Dabei wechselt er stilistisch zwischen gut verständlichem Sachbuch und persönlichem Zeugnis seines aufgeklärten Unglaubens. Die Breite seiner Kenntnisse und sein wahres erzählerisches Geschick flammen jedoch in den Passagen am meisten auf, die die Widersprüche unserer Zeit zwischen dem Vertrauen in eine hoch entwickelte (und im Prinzip nachvollziehbare) Technik und dem (jedes Nachdenkens baren) naiven Kinderglauben auch der Christen in Deutschland aufzeigen.

Am Rande seiner vielschichtigen Argumentation beachtet Nürnberger auch solche Details wie die (sicherlich diskutable) Rolle von Dorfkirchen als „Kulturträger“, in denen Kinder „Texte von hoher sprachlicher Qualität“ lernen können. Wie differenziert sein Bild des Christentums jedoch auch in lebenspraktischen Fragen ist, zeigt nicht zuletzt die Unterscheidung zwischen christlicher Gemeinde („Die Sozialordnung Gottes“) und der Amtskirche, die der Autor ironisch als „Vereine zur Pflege religiösen Kulturguts“ betitelt.

Nürnbergers Buch ragt mit seiner Differenziertheit aus der Masse der Partei ergreifenden Religions-Sachbücher heraus. Unabhängig vom persönlichen Weltbild gilt deshalb schon wegen der vielschichtigen Bezüge zu gesellschaftlichen und weltpolitischen Debatten: unbedingt lesen!


Christian Nürnberger (2007): Jesus für Zweifler, Gütersloh.

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