sciencegarden Blog-Archiv - www.wisskommtv.de

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Wer kontrolliert die Kontrolleure?

Autoren kämpfen gern gegen Verrisse ihrer Bücher. Wer mit den Autoren selbst spricht, der versteht warum: sie sind den Journalisten ausgeliefert und müssen auch persönliche Beleidigungen über sich ergehen lassen. Juli Zeh sagte einmal, dass sie sich über begründete Verrisse manchmal sogar freue. Wenn sich ein Fachjournalist ernsthaft auf ihr Buch einlasse und darlegt, was er misslungen findet, dann bereichert das Autoren und Leser. Der Kampf der Zeitungen gegeneinander und Antipathien gegen Autoren, die im Kulturbetrieb nicht mitspielen wollen, führen aber zu etwas anderem: persönliche Diffamierung, Beleidigung und vor allem sachliche Fehler erzeugen niederträchtige Buchkritiken. (Buchverlage kennen inzwischen sogar Anrufe der Anzeigenredaktionen, in denen angedeutet wird, dass positive Kritiken auch mit dem Schalten von Anzeige im Zusammenhang steht.) Gegen diffamierende Kritik wehrt sich nun entschieden der Literaturwissenschaftler Jochen Hörisch. Dankenswerter Weise bietet der Perlentaucher ein Forum für die neue Textgattung, in der Autoren die Kritiker kritisieren dürfen. Es könnte sogar sein, dass der Perlentaucher eine neue Art Pressedienst wird: einer, der die Macht der Großen durch seine unabhängigen Kommentare bedroht. Damit zeigt sich, dass das Internet ein Segen sein kann -- für Leser und Autoren. Journalisten hingegen zwingt es zur Sachlichkeit, weil eine Gegenrede möglich ist: http://www.perlentaucher.de/artikel/4562.html

Video: Verkehrsstaus als Naturphänomen

Für manchen Verkehrsstau scheint es keine ersichtliche Ursache zu geben. Kein Unfall, keine Baustelle, keine Straßenglätte – und trotzdem steht der Autoverkehr. Im Englischen wird dieses Phänomen auch „Phantom Jam“ genannt.

Japanische Wissenschaftler haben in einem Experiment anschaulich gezeigt, dass Verkehrsstaus eventuell automatisch ab einer gewissen Verkehrsdichte entstehen können. Ist die Dichte von Autos auf der Straße zu groß und sind die Abstände zwischen den Fahrzeugen zu gering, führen im Experiment schon geringe Verzögerungen einzelner Verkehrsteilnehmer zu massiven Stauungen im Verkehrsfluss. Ein Video zeigt das Phänomen eindrucksvoll:


> Zur Studie

Mit moderner Technik gegen Bewegungsmangel

Viele Schüler bewegen sich zu wenig – und merken es nicht einmal. Abhilfe schaffen kann da Mark Plischke von der TU Braunschweig mit seiner Doktorarbeit. Das dahinter stehende Konzept heißt cybermarathon. Kleine, am Körper befestigten Sensoren registrieren dabei die körperliche Aktivität der Jugendlichen. Das Besondere: auch die Betroffenen selbst können die gesammelten Daten einsehen. Plischke hofft, dass seine Probanden dadurch ein besseres Gefühl für das eigene Bewegungsverhalten entwickeln – und so zu mehr körperlicher Aktivität animiert werden. Für seine Arbeit erhielt er den „Preis für bürgernahe Anwendungen von Informations- und Kommunikationstechnologien“ der Integrata-Stiftung.

Ist Schönheit messbar?

Das 12. Berliner Kolloquium der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung befasst sich am 7. Mai in den Räumen der Konrad Adenauer-Stiftung (Tiergartenstraße 35) mit der Frage, ob sich Schönheit wissenschaftlich messen und bestimmen lässt. Mit von der Partie sind zahlreiche akademische Disziplinen. Manfred Spitzer bestreitet den Abendvortrag zum Thema aus der Sicht der Hirnforschung.

Studierende zahlen 25 Euro Tagungsgebühr.

Wer sich vorab informieren möchte, sollte dazu den sciencegarden-Artikel über Blondinen lesen.

 

Kosmopoliten ohne Heimat?

Ist das größte Problem der auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands ihr chronischer Geldmangel? Oder ist es vielmehr ihr ubiquitärer Kulturbegriff, der ihre vornehmste Aufgabe, die Vermittlung deutschen Kulturgutes und der deutschen Sprache im Ausland, an den Rand zu drängen scheint?

Wer Kosmopolit sein möchte, sollte sich seiner eigenen Kultur gewiss sein, nur so kann er Vertrauen und Verständnis des Anderen gewinnen. Das scheint oft ebenso in Vergessenheit zu geraten, wie man sich leichtfertig einredet, dass das "Europäische Haus" bereits erdbebensicher sei.

Gegenseitige Ressentiments und Feindschaften zwischen den europäischen Völkern sind hingegen weiterhin virulent: Davon legt nicht nur das Trauerspiel der jüngeren polnisch-deutschen Zerwürfnisse Zeugnis ab. Und gerade wegen dieses gegenseitigen (kulturellen) Unverständnises erscheint es als Gefahr, voreilig eine gemeinsame "Europäische Auswärtige Kulturpolitik" zu fordern, auch wenn tiefgehendere Kooperationen gewiss sinnvoll wären.

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Instituts für Kulturpolitik an der Stiftung Universität Hildesheim findet vom 10. bis 11. April 2008 eine Konferenz zur "Europäischen Integration als Herausforderung Auswärtiger Kulturpolitik" statt, in deren Rahmen hoffentlich auch solche grundsätzlichen Fragen zur Debatte gestellt werden.

Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro, 15 Euro für Studierende.

Neue Forschungen rund um die Stadt

Die "Difu-Berichte", der aktuelle Newsletter des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), sind erschienen. Neben Forschungsergebnissen und Neuerscheinungen des Instituts informiert die Zeitschrift über neue Forschungsprojekte, Fortbildungsangebote und Veranstaltungen rund um das Thema "Stadt". Im aktuellen Heft werden unter anderem Themen zur Gestaltung einer neuen Verkehrspolitik, zum kommunalen Denkmalschutz und zur sozialen Stadtplanung behandelt.

Interessierte finden hier vielleicht Inspiration für einen Beitrag für den laufenden sciencegarden-Schreibwettbewerb: „Die Stadt in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft“

Hochschulen jetzt Bock und Gärtner?

Vor einem knappen Monat hat der Akkreditierungsrat das Verfahren für die Systemakkreditierung von Hochschulen beschlossen. Hochschulen, deren Qualitätsmanagement den Regeln entspricht, sparen sich damit die zeit- und personalintensive Akkreditierung und Re-Akkreditierung, wie sie für Bachelor- und Masterstudiengänge in regelmäßigen Abständen vorgesehen ist.

Dass die Hochschulen die Überprüfung ihrer Studiengänge eigenverantwortlich durchführen, ist dabei zentraler Bestandteil des Konzepts. Auch eventuelle Kurskorrekturen sollen von den unmittelbar Betroffenen eingeleitet und umgesetzt werden. Bewerten Studierende Lehrveranstaltungen oder Betreuungsangebote auffällig negativ, ist es an Hochschulgremien, Professoren oder auch Verwaltungsmitarbeitern, geeignete Maßnahmen zu ersinnen und umzusetzen.

So viel Gestaltungsspielraum für "Experten in eigener Sache" ist zwar keine neue, aber eine durchaus zukunftsträchtige Idee. Für ihren Erfolg bedarf sie allerdings eines gewissen Einvernehmens der beteiligten Akteursgruppen sowie der Fähigkeit und des aufrichtigen Willens, Bestehendes zu verändern. Ist also die Systemakkreditierung nichts als ein lahmer Bock, der einen verwilderten Garten in Form bringen soll? Dieses skurrile Szenarion ist angesichts der mageren Reform- und Modernisierungsbilanz deutscher Hochschulen zumindest nicht auszuschließen.

Die Zukunft der drahtlosen Datenübetragung

Bei der Nutzung so genannter Terahertz-Wellen gelang einem Forscherteam aus Braunschweig jüngst ein bedeutender Schritt in Richtung Zukunft der drahtlosen Kommunikation. Mit den Wellen, deren Frequenzbereich laut Pressemeldung der TU Braunschweig zwischen dem von Mikrowellen und Infrarot liegt, übertrugen sie ein Videosignal über 22 Meter. Das Verfahren soll künftig die Übertragung großer Datenmengen ermöglichen, kommt jedoch aufgrund des geringen Energiegehalts der hochfrequenten Strahlung nur schwer über einzelne Räume hinaus. Dazu passend der Versuchsraum: ein Flur der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).

Innovation auf Abruf?

Die Sonntagsreden und Klagelieder über den Mangel an Innovationen in Deutschland sind wir schon lange überdrüssig. Das (bildungs-)politische Jammern und das Drängen auf schnelle Lösungen führen dabei genau zum Gegenteil des Gewünschten.

Verzweckung der Forschung, Verschulung und Gängelung des Nachwuchses, Dauerevaluation und Antragsfluten machen dem ergebnisoffenen Forschen, dem tiefgehenden Ergründen, dem kritischen Fragen, der wissenschaftlichen Kreativität den Garaus.

Das Seminar "Fit für Innovation", das Experten der Fraunhofer IAO anbieten, hat daher auch kaum etwas mit wissenschaftlicher Innovation zu tun. Vielmehr sollen die Teilnehmer in Vorträgen und Workshops verschiedene "Analyse-Tools" kennenlernen, die Unternehmen bei der Optimierung ihres Innovationsprozesses unterstützen können.
Der betriebsinternen Entwicklung - sagen wir etwa der Verbesserung alter Technologien wie des Bezinmotors - wird diese Schulung sicherlich wichtige Hilfestellung geben können.

Tatsächliche Quantensprünge und revolutionäre Erfindungen wird man durch das Anbieten solcher "Lösungstools" für Innovationen bestimmt nicht erwarten dürfen. Die brauchen nämlich vor allem Freiheit, Zeit und die nötigen materiellen Ressourcen.

Interessenten aus Unternehmensführung und Innovationsmanagement können sich noch bis zum Montag, 31. März 2008, online hier anmelden. Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 195 € pro Person.

Robotik: Auf den Hund gekommen...

Die Firma Boston Dynamics entwickelt zur Zeit im Auftrag der US-Militärbehörde DARPA einen vierbeinigen Roboter mit dem Namen Big Dog, der die Möglichkeiten eines geländetauglichen „Packesels“ zur Transportunterstützung von Infanterietruppen ausloten soll.
In dem folgenden Video wird sehr eindrucksvoll gezeigt, wie erfolgreich die Maschine heute schon die Fortbewegung von Tieren auf vier Beinen nachahmen kann. Auch mit Geröll und sogar Glatteis kommt der Roboter souverän zurecht. Der maschinelle „Gleichgewichtssinn“ scheint hier sogar besser zu funktionieren, als der vieler Menschen. Um eine genügende Mobilität im freien Gelände zu erreichen, haben die Wissenschaftler dem „Großen Hund“ zusätzlich zu den üblichen Batterien Gasmotoren zur Energieversorgung eingebaut.


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