sciencegarden Blog-Archiv
"Die Oberfläche ist die Membran..."
Zu den ganz dollen Spielzeugen im uferlosen Web 2.0-Sandkasten gehört zweifelsohne das Videoblog, Im Jargon auch Vlog genannt. Immer mehr Menschen frönen der Leidenschaft des "Vlogging". Darunter meist skurrile Spaßvögel wie Web-Star Toni Mahoni, Klaus Bueb und sein Spinweb-TV oder ganz gewöhnliche Leute, die mehr oder weniger lustiges Zeug auf Video-Plattformen uploaden.
Seit einiger Zeit hat es nun auch die Seriösen erwischt, das Stammpersonal journalistischer Sturmgeschütze und Bollwerke wie Spiegel oder ZEIT.
Im Vlog des ZEIT-Online-Chefs Gero von Randow wird über das, was grade so anliegt, locker-flockig geplaudert. Über Wesen und Erscheinung zum Beispiel ("die Oberfläche ist die Membran"), den amerikanischen Wahlkampf oder Börsencrashs. Außerdem unterweist der Meister seine Online-Fangemeinde persönlich in buddhistischen Lächelübungen. Jawohl, denn wer ein paar Mal am Tag in von Randows kleine Lächelschule gegangen ist, dem geht es gleich schon viel besser.
Man mag über den Sinn und insbesondere den Informationsgehalt solcher Vlogs geteilter Meinung sein. Vielleicht sind das auch falsche Maßstäbe. Es geht nicht im Information, sondern Unterhaltung. Und naturgemäß gibt es da eine Menge Schund und Dilettantismus - auch (und vielleicht gerade) bei den seriösen Größen, die im Printgehege aufgezogen wurden.
Dennoch frage ich mich: Müssen von Randow und Kollegen uns wirklich mit Web-Videos beglücken, die vor allem ihre eigenen Schwächen offenbaren? Einmal mehr gilt: Hättest Du geschwiegen, wärst Du Philosoph geblieben! Das trifft vor allem für die Vlog gewordene Eitelkeit des geschassten Spiegel-Kulturchefs Matthias Matussek zu, den ZEIT-Kolumnist Harald Martenstein wiederum unlängst kongenial parodierte.
Womit wir auch das existenzialistische Blog-Dauerthema Referentialität abgehandelt hätten, vulgo: In der Blogosphäre schreibt (oder filmt) jeder über jeden, sich selbst und zurück. Das ist nicht schlimm und macht die Blogosphäre wesentlich (und nicht bloß oberflächlich) aus. Auf die albernen Vlogs der Seriösen hingegen könnte sie ganz gut verzichten – und wir mit ihr.
Korallenriffe: ist Regeneration möglich?
Wissenschaftler des Scripps Institution of Oceanography aus San Diego (USA/Kalifornien) erforschen in einem mehrjährigen Projekt die Korallenriffe der Line Islands im Zentralpazifik. Dabei untersuchen sie den Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme der Riffe und die Chancen für eine natürliche Erholung von den dadurch verursachten Schäden Zwei Videofilme stellen das Projekt vor.
Teil 1
Teil 2
Mehr Informationen (PDF)
Zur Website des Projekts
Online: Spiegel und Google kündigen neue Wissensportale an
Henkel Stiftung schreibt Gerda Henkel Preis 2008 aus
In love with your brother
Was haben die wohl in ihrer Kindheit gehört? Die schwedischen Geschwister von The Knife klingen, als hätte man die Depression von Joy Division abgezogen, Depeche Mode eine Sängerin verpasst, als hätten die Pet Shop Boys die Avantgarde entdeckt oder als sei New Order nie britisch gewesen. Und alles das trifft es nicht: The Knife klingen eigen; aber zugleich vertraut. Vor allem sind sie geheimnisvoller als alle Fremdeinflüsse. Was Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer fabrizieren, ist über Vergleiche nicht zu fassen. Das Duo kommt aus Schweden, da ist es düster genug, depressiv ist ihre Musik nicht. Aber auch nicht sonnig; sie ist artifiziell, nicht naturverliebt und cross gender. Elektronisch, aber nicht kalt oder identitätslos. The Knife sollte tagsüber in der Schublade bleiben. Abends aber bewegen die Songs, sie sind tanzbar -- nur zuhören geht aber auch. Und eine flirrende Erotik geht von den Klängen aus, durch die man nicht durchsehen kann. Es geht um Musik, nicht um die Personen, daher verbergen sich die Geschwister hinter Masken. Sie zu sehen (wie im Clip zu pass this on) hilft aber auch nicht: Durchsicht und Verstehen haben nichts gemeinsam. The Knife hinterlassen elektronische Bedeutungslücken, aber eben an den richtigen Stellen. Und zwar an denen, die Sigmund Freud interessiert hätten, könnte er noch über Postmodernes nachdenken.
(c) Kerstin Gerhards / www.sk23.de / ecosign Akademie Köln 2007
Persepolis im Kino
Aktion Schönere Sprache 2008
Großer Stil
Die Edition Akzente des Hanser Verlages ist eine Buchreihe im "großen Stil", soviel steht fest. Der gleichnamige Band mit den (wieder abgedruckten) Essays von Karl Heinz Bohrer ist zwar keine zusammenhängende, systematische Studie; aber sie machen deutlich, dass der Autor ein textübergreifendes Projekt verfolgt. Wie zu erwarten kommen die Deutschen nicht gut dabei weg, wenn der Autor, meist ausgehend von Friedrich Nietzsche, über Stilfragen nachdenkt. Karl Heinz Bohrer, der in Paris und London lebt, sieht seine Landsleute durch ein "Unvermögen zur Form" gekennzeichnet. Dies macht er auch an witzigen Beispielen deutlich, vor allem aber spürt er in der Literaturgeschichte bei den wenigen Ausnahmen nach, bei Heinrich Heine, bei Johann W. Goethe, Clemens Bretano und, immer wieder, Friedrich Nietzsche. Den Bohrer Fans ist dieser immer gleiche Kosmos des ästhetischen Denkers sehr vertraut; und sie genießen den eigenen Stil des Essayisten. Er schreibt zu provozierend für die Geisteswissenschaft, zu intellektuell fürs Feuilleton, steht Quer zu den politischen Lagern -- hat, um es kurz zu sagen: wahrscheinlich nur wenig Freunde. Aber seine Texte haben gerade deshalb eine treue Fangemeinde. Jeder wahre Leser kann von Bohrer viel lernen. Und durch die Lektüre seiner scharfsinnigen Essays, die auf den Zeitgeist keine Rücksicht nehmen, überwindet sich das Mittelmaß -- zumindest schon einmal im Lesesessel. Bei Bohrer zählt die Ästhetik, nicht die Moral. Die wenigen deutschen Autoren, die Bohrer gelten lässt, sind bald gelesen. Es bleibt also anschließend nur der Weg in die Buchhandlung; die französischen und englischen Autoren mit "großem Stil" sind da leicht zu erwerben: sogar in deutscher Übersetzung. Und wer auf Essays nicht verzichten will, der nimmt noch den Merkur mit.
Keine Angst vor Quantenphysik
Physik ist schon eine schwierige Sache. Besonders schwierig zu verstehen ist aber die Quantenphysik, da diese nach anderen Regeln zu funktionieren scheint, als unsere unmittelbar wahrnehmbare Lebenswelt. Wem hierbei schon in der Schule der Durchblick gefehlt hat, dem sei dieses Video hier empfohlen, welches die Grundlagen der Quantenphysik am Beispiel des klassischen Doppelschlitzexperiments sehr verständlich und spannend erläutert.
Vorsicht Nebenwirkungen!!! Bei Nicht-Physikern kann das Video durchaus zu einer allgemeinen Verunsicherung hinsichtlich des eigenen Weltbildes führen;-) (Direkter Aufruf: sevenload.com)