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Magazin für junge Forschung

Zum Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung
Berichte & Reportagen Ausgabe März 2001

Lieber kalt geschleudert

Eine Jugend forscht - Arbeit enthüllt, warum Honig nicht gleich Honig ist

 

Sehr überrascht war Nina Donner (20) sicher nicht, als sie im August 2000 eine spektakuläre Meldung aus Großbritannien in der Zeitung las. Dort hatten Krankenschwestern das Leben eines britischen Teenagers gerettet, indem sie eine heimtückische Infektion einer Operationswunde mit Honig behandelt hatten. Nachdem alle Versuche, die Infektion einzudämmen, gescheitert waren, bestrichen die Krankenschwestern die Wundauflagen mit sterilisiertem Honig. Innerhalb weniger Tage gingen die Infektionen daraufhin zurück.

Nina Donner, damals Schülerin in Germering bei München hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Arbeit im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend forscht" erfolgreich beendet. Unter welchen Bedingungen, so ihre Frage, kann Honig als sehr komplexes Gemisch von rund 120 biologischen Wirk- und Nährstoffen eine antibakterielle Wirkung entfalten?

In zahlreichen ausgeklügelten Versuchsreihen ließ Nina Donner Testbakterien (Micrococcus luteus und Bacillus subtilis) auf speziellen Nährböden heranwachsen. Dann stellte sie von den zu untersuchenden Honigsorten Verdünnungsreihen her, um zu testen, bis zu welcher Honigkonzentration die Bakterien noch wachsen konnten. Doch damit war erst der Anfang gemacht. Schließlich wollte die Jungforscherin ja herausfinden, warum angeblich manche Honige "gesünder" sind als andere.

Vor allem direktes Sonnenlicht und Hitze, so vermutete man, können die keimtötenden Eigenschaften von Honig sehr stark vermindern. Da manche Honige aber bei Temperaturen von über 40°C abgefüllt werden, haben viele von ihnen schon beim Kauf keine so "heilenden" Wirkungen mehr. Und auch die Honigsorte selbst (z.B. Akazie oder Robinie) spielt eine große Rolle für die gesundheitsfördernden Effekte.

Nina Donner untersuchte Honige unterschiedlichster Hersteller - vom billigen Supermarkt-Honig bis zum "exklusiven" Honig direkt vom Imker. Die wichtigsten Inhaltsstoffe wurden in eigens entworfenen Verfahren einer chemischen Analyse unterzogen. Dabei galt es vor allem, eventuelle bakterienabtötende Enzyme oder Phenole ausfindig zu machen.

Schließlich interessierte sich die Jungforscherin auch noch dafür, ob tatsächlich jedes Glas die Honigsorte enthielt, die auf dem Etikett genannt war. Legt man z.B. einen Tropfen Robinienhonig unter ein Mikroskop, so kann man nachzählen, ob auch genügend Robinienpollen in der Probe enthalten sind. Nur dann, wenn die Robinien-Pollenkörner den Hauptanteil ausmachen (sogenannter Leitpollen), darf man den Honig auch als Robinienhonig verkaufen.

Welche Ergebnisse kamen nun bei all diesen Untersuchungen heraus, und worauf sollte man beim nächsten Honigkauf achten? Die bakterienabtötenden Eigenschaften im Honig sind tatsächlich in erster Linie auf die Aktivität verschiedener bakterienabtötender Enzyme und Phenole zurückzuführen.

Nina Donner konnte eindeutig nachweisen, dass direktes Sonnenlicht und Temperaturen über 40°C sich schädlich auf den Honig (bzw. auf seine antibakteriellen Eigenschaften) auswirkt. Man sollte Honig daher unbedingt kühl und dunkel lagern und beim Kauf darauf achten, dass er kalt geschleudert und abgefüllt wurde. Übrigens: Wirklich sortenrein war fast keiner der Honige, die die Schülerin unter dem Mikroskop hatte - sie enthielten nicht genügend Leitpollen.

Fast nebenbei entstanden bei der Untersuchung auch noch jede Menge faszinierende Farbfotos aus dem "Mikrokosmos Honig" - von bizarren Zuckerkristallen bis hin zu der farbenprächtigen Vielfalt verschiedener Pollenkörner, die in flüssigem Gold zu schwimmen scheinen. Da kann man schon verstehen, dass einen das Forscherfieber packt.

Der Lohn für die harte Arbeit: Nina Donner erzielte im Jahr 2000 bei "Jugend forscht" den ersten Platz beim Landeswettbewerb Bayern und gewann auf Bundesebene den 3.Platz. Außerdem wurde sie zum "London International Youth Science Forum" eingeladen. Inzwischen studiert sie Biologie an der Universität Regensburg.

Und sollte es sie während ihres Studiums eines Tages nach Neuseeland verschlagen, wird sie sicherlich einen Abstecher an die Waikato-Universität machen. Dort beschäftigt sich der Biochemiker Peter Molan seit zwanzig Jahren mit den Wirkstoffen von Honig. Seine Forschung hat im Sommer 2000 dem britischen Teenager das Leben gerettet.

 

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