Mai 2001

Energie vom Schrotthaufen

Joachim Renz und seine WärmekraftmaschineSchrottplätze haben gewöhnlich nicht unbedingt das Flair eines Hochtechnologieparks. Doch mit den richtigen Ideen im Kopf läßt sich das rasch ändern. Ein "Jugend forscht" Bundessieger berichtet.

Der Stoff, aus dem die Zukunft ist: Leere Öldosen, alte Ventile, Einmachgläser, ein ausrangierter Plattenspieler. Alles Teile vom Schrottplatz. Und zwischen all den Teilen sitzt der 21-jährige Joachim Renz und schwärmt von seinem Traum, durch geschickte Bastelei daraus eine Wärmekraftmaschine für die Dritte Welt zu entwerfen. Wer glaubt, dies sei lediglich eine kühne Idee, die aber jeder Realitätsgrundlage entbehre, der irrt sich gewaltig. Denn diese Idee und ihre geniale Umsetzung verhalf Joachim zum Bundessieg beim Wettbewerb "Jugend forscht" 2000.

Angefangen hatte alles mit einer zufälligen Beobachtung: Beim Erwärmen eines geschlossenen Behälters war Joachim erstmals richtig bewusst geworden, was für enorme Drücke hierbei entstehen können. Nun wollte er ausprobieren, ob es prinzipiell möglich ist, nach diesem einfachen Grundprinzip eine Wärmekraftmaschine zu konstruieren, die in der dritten Welt zur Umwandlung von Sonnenenergie in mechanische oder elektrische Energie genutzt werden könnte.

Theoretische Berechnungen und physikalische Versuche begleiteten ihn beim Bau seiner Wärmekraftmaschine. Das Ergebnis seiner Forschungsarbeit war ein Sonnenofen, in den sich luftgefüllte Behälter kreisförmig hinein- und herausbewegten. Die dadurch entstehenden Wärme- und Kühlvorgänge wurden zur kontinuierlichen "Drucklufterzeugung" genutzt. Diese Druckluft konnte dann in einem geschlossenen Behälter Wasser verdrängen, welches einem Schaufelrad Rotationsenergie zuführte, die sich dann letzten Endes z.B. in elektrische Energie umwandeln ließe.

Obwohl Joachim der Öffentlichkeit bisher seine Erfindung nur in Form einer Modellversion vorstellen konnte, ist er überzeugt, dass mit diesen einfachen Mitteln auch in abgelegenen Dörfern Afrikas ganz leicht Energie zur Versorgung der Menschen gewonnen werden könnte. Die Grundbausteine sind praktisch auf jeder Mülldeponie zu finden: Eine Holzkiste, abgedeckt mit einer Fensterscheibe, eine Wasserwanne, Schläuche, Flaschendeckel, Metallschrott usw. sind Bestandteile der Wärmekraftmaschine. Und statt der Holzkiste und der Fensterscheibe reicht sogar ein Pappkarton und eine durchsichtige Folie.

*Joachims Traum: Viele kleine Dörfer in der dritten Welt bauen nach einer Bauanleitung, die auf die dort vorhandenen Möglichkeiten abgestimmt ist, solche Anlagen in größerem Maßstab. Ölfässer rotieren auf einem alten Radlager durch ein "Gewächshaus", das aus Holz, Fensterscheiben und Folien aufgebaut ist. Der Druckluftschlauch ist an einen ausgemusterten Öltank angeschlossen. Das hochgepumpte Wasser treibt ein Wasserrad an, das einen Generator oder Mühlstein antreibt. Die Druckluft kann auch dazu verwendet werden, kostbares Wasser zum Bewässern der Felder an die Oberfläche zu pumpen. Energie, Brot und Wasser für die dritte Welt? Joachim Renz, heute Physikstudent an der TU Ilmenau, ist zuversichtlich. Und er hat auch allen Grund dazu, denn als Bundessieger im Fach Physik stehen ihm praktisch Tür und Tor offen, seine Idee auch wirklich in großem Maßstab in die Tat umzusetzen.

Schon viele Wissenschaftler haben sich mit ausgeklügelten Modellen den Kopf über die Frage zerbrochen, wie man die Probleme der dritten Welt in den Griff bekommen könnte. Vielleicht kann ja die Idee einer Wärmekraftmaschine aus "Schrottplatzteilen" wirklich dazu beitragen, den Menschen vor Ort "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben, anstatt sie mit teuren Großprojekten letztlich noch mehr von den westlichen Industrienationen abhängig zu machen.

Beitrag von Joachim Renz und Christoph Scherber
Bildquelle: Stiftung Jugend forscht e.V.

Links zum Thema

  • www.jugend-forscht.de
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