Erstarrte Welten
Die Zeit anhalten - wer hat davon nicht schon geträumt? Sich in einem Raum fortzubewegen, in dem alles bis auf einen selbst wie eingefroren wirkt.
Der 22-jährige Florian Maier aus Gilching bei München hat mit seiner "Jugend forscht" -Arbeit zum Thema "Frozen Reality" den Durchbruch geschafft. Nicht nur auf der CeBit im März 2001, sondern auch auf der EXPO 2000 und beim Weltingenieurtag 2000, ja sogar bei Bundeskanzler Gerhard Schröder hat er seine eingefrorenen Welten schon präsentiert am Computer, denn es handelt sich um ein dreidimensionales Animationsprogramm.
Mit Hilfe des von ihm entwickelten Verfahrens kann man einen Kurzzeitvorgang einfrieren lassen, der aufgrund seiner Geschwindigkeit für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar ist. Hierbei kann der Betrachter sich darüber hinaus mit der Kamera um dieses eingefrorene Objekt herum bewegen und Dinge zu sehen, die aus nur einer Perspektive allein nicht wahrnehmbar gewesen wären.
Ein zerplatzter Luftballon unzählige scharfe Splitter scheinen in taumelnder Bewegung erstarrt. Mit Hilfe eines virtuellen Kamera-Auges kann man diese stillstehende Szenerie von allen Seiten betrachten.
Um ein derartiges Erlebnis zu ermöglichen, müssen von der Szene zu einem definierten Augenblick mehrere Fotoaufnahmen aus systematisch unterschiedlicher Perspektive gemacht werden. Dazu löst man verschiedene Kameras, die beispielsweise halbkreisförmig um das aufzunehmende Objekt positioniert sind, im richtigen Moment gleichzeitig aus. Hier muss bei den sehr schnell ablaufenden Vorgängen ein Trick angewendet werden: Um gestochen scharfe Aufnahmen zu erhalten, hat die Belichtung ausschließlich mit Blitzlicht zu erfolgen. Um die Kameras im richtigen Moment synchron auszulösen, kann man sich z.B. einer Lichtschranke bedienen, oder einen Impuls verwenden, der direkt vom Objekt ausgeht und über ein Piezo-Modul übertragen wird.
Mit einer präzise einstellbaren Zeitverzögerung kann jeder Augenblick reproduzierbar herausgegriffen werden. Spielt man anschließend die sich nur in ihrer systematisch unterschiedlichen Perspektive unterscheidenden Aufnahmen nacheinander ab, so erhält der Zuschauer den Eindruck, die Kamera würde sich um ein stehendes Objekt bewegen. Dies erlaubt dann z.B. die Betrachtung von physikalischen Kurzzeiteffekten in beeindruckender optischer Auflösung und mit großem Informationsgehalt.
Das von Florian Maier entwickelte Frozen Reality-Verfahren ist vielseitig anwendbar und liefert dabei qualitativ bessere Ergebnisse als bisher verwendete Techniken. Geeignet ist es sowohl in Werbung und Marketing, als auch in Wissenschaft und Forschung. Hier lassen sich z.B. physikalische Vorgänge oder chemische Reaktionen im entscheidenden Augenblick einfrieren und in einer zusammenhängenden, plastischen Darstellung betrachten.
Für bildgebende Verfahren und Videotechnik interessiert sich Florian Maier schon lange. Auch beim Wettbewerb "Jugend filmt" oder bei den Internationalen Jugendfilmtagen hat er bereits eigene Produktionen vorgestellt, zahlreiche Sonderpreise und Medaillen gewonnen. Schon zwei mal 1998 und zuletzt 2000 - hat er bei "Jugend forscht" teilgenommen und wurde im Jahr 2000 Bundessieger. Heute studiert der gebürtige Münchner Medientechnologie an der TU Ilmenau. Bleibt zu hoffen, daß er auch weiterhin mit Begeisterung dabei ist ein Besuch auf seiner Homepage lohnt sich ganz bestimmt.
Links zum Thema
- www.frozen-reality.de
