Bildung für Bildungsforscher
Nachwuchswissenschaftler sitzen meist allein in ihren kleinen Büros - wenn sie überhaupt eins haben - und brüten über Problemen. E-Mails sind ihr Tor zur Welt. Die gerade entstehende Promotion soll ein Meisterstück werden, zumindest handwerklich muss alles stimmen. Das ist leichter gesagt, als getan. Denn neben den wissenschaftlichen Finessen der Fragestellung treten oft auch Probleme auf, die sich auf die angewandten Methoden beziehen. Auch wenn man das Handwerk im Studium theoretisch gelernt hat, in der praktischen Durchführung hakt es nicht selten. Sind narrative oder problemzentrierte Interviews sinnvoller? Was tun mit gestörten Interviewsituationen? Wie operationalisiert man unscharfe Begriffe? Wie so oft gibt es für solche Probleme kein Forum.
Die üblichen Kongresse gehören den etablierten Professoren. Deren Routine scheint methodische Probleme nicht zu kennen, gesprochen wird meist über Ergebnisse. Aus der Perspektive von Jungforschern sind solche Tagungen zwar oft spannend, nicht selten aber bleiben sie passiv und lauschen mit mehr oder weniger Ehrfurcht den Professorengesprächen. Die dort verhandelten Probleme sind selten die eigenen.
Deutsche Institut für Erwachsenenbildung
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) vermittelt zwischen Wissenschaft und Praxis und stellt Grundlagen für eine Praxisorientiert Forschung bereit. Es entwickelt innovative didaktische Konzepte und qualitative Standards.
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) hat daraus Konsequenzen gezogen und im Rheinland Anfang März einen Veranstaltung ganz anderer Art angeboten. Mit dem „Workshop Weiterbildungsforschung“ sollten gezielt Nachwuchsforscher angesprochen werden. Die Themen der Arbeitsgruppen waren speziell auf methodische Fragen empirischer Weiterbildungsforschung gerichtet. Die Referenten trugen daher nicht wie beiläufig ihre Forschungsergebnisse vor, hier war mehr Mut gefragt: berichtetet wurde über Probleme in laufenden Projekten - „Work in Progress“. Diskutiert wurden vor allem Fragen, auf die die Forscher noch keine abschließende Antwort gefunden hatten.
Birte Egloff, sie beginnt gerade mit ihrer Habilitation an der Universtität Frankfurt, fand den „herrschaftsfreien Raum“ des Workshops bereichernd. Sie hatte in einer Arbeitsgruppe Interviewauszüge präsentiert und über erste Erfahrungen mit der Konversationsanalyse berichtet. „In einem solchen Rahmen kann man ohne die Angst, schon alles wissen zu müssen, über sein Projekt sprechen.“
Über 60 Teilnehmer hatten sich angemeldet, unter ihnen nur drei Professoren. In den Arbeitsgruppen herrschte daher eine „junge“ Atmosphäre: zusammen mit durchschnittlich 20 anderen Doktoranden oder Habilitanden konnte man auf Augenhöhe diskutieren, von eigenen Unsicherheiten berichten und Erfahrungen austauschen. Der Gedankenaustausch wurde durch die wenigen anwesenden alten Hasen bereichert, aber nicht dominiert. Und in einer Diskussion unter Neulingen können Hinweise enorm fruchtbar sein, wenn ein älterer Wissenschaftler die Erfahrung von 30 Jahren Bildungsforschung einbringt. Nach Hause fuhr man mit vielen Anregungen und noch mehr neuen Kontakten.
Am Ende wünschten sich die Teilnehmer vor allem eins: das diese Tagung kein Einzelfall bleibt und vielleicht sogar auf andere Fachbereiche ausstrahlt. Schließlich müssen ja nicht nur angehende Erziehungswissenschaftler im Kampf mit der Methodik bestehen, oder?
Links zum Thema
- Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
- Kardinal Schulte Haus
