Was Stress ist, weiß jeder. Könnte man meinen. Tatsächlich ist weder der alltägliche Sprachgebrauch eindeutig, noch gibt es eine allseits unbestrittene wissenschaftliche Definition. So kann „Stress“ entweder die belastenden Arbeitsumstände, die Stressoren, meinen oder sich auf die individuell erlebte Beanspruchung, die Stressreaktion, beziehen. Im letzteren Sinne versteht die Arbeitspsychologie unter Stress einen angstähnlichen Zustand innerer Anspannung, der durch Arbeitsbeanspruchung entsteht, die (etwa durch Zeitdruck oder zu hohe Arbeitslast) als bedrohlich erlebt wird. Als Arbeitsbedingungen mit besonderem Stresspotential gelten solche, die hohe Anforderungen stellen und dem Arbeitenden zugleich wenig Kontrolle oder Entscheidungsspielraum ermöglichen.
Der Physiologe Hans Selye, der Vater der Stressforschung, kennt neben schlechtem auch guten Stress (Eustress). Bei kurzfristiger Belastung wird durch Hormonausschüttung die Leistungsbereitschaft des Körpers erhöht – in Selyes Sinne ein Fall von „gutem“ Stress. Erst bei langanhaltender Belastung ohne Erholungspausen werden die Grenzen der Belastbarkeit überschritten und es kommt zu schlechtem Stress, sogenanntem Distress.