Impf-Prototypen für neue Varianten der Vogelgrippe werden in den Hochsicherheitslaboren der WHO mit Hilfe von Gentechnik hergestellt: „Reverse Genetik“ nennt sich der Vorgang.
Das Prinzip ist das gleiche wie beim Reassortment – nur schneller und gezielter. Wissenschaftler verpacken das Erbgut des Virus, das aus acht Segmenten besteht, in kleine, ringförmige Gen-Fähren, so genannte Plasmide. So eingebettet können die einzelnen Segmente gezielt in Zellen eingebracht werden.
Zwei dieser Stücke sind für den Impfstoff besonders wichtig. Sie tragen die genetische Information für H und N, Hämagglutinin und Neuraminidase. Diese Proteine ragen wie Stacheln aus der Hülle des Virus und sind entscheidend für die Immunabwehr. Um das Virus abzuschwächen, verändern die Genetiker der WHO noch eine bestimmte Stelle im H, wo es von Enzymen gespalten und dadurch aktiviert wird. Das veränderte H kann nicht mehr in allen Zellen gespalten werden, das Virus verbreitet sich dadurch langsamer.
Nun kann der Prototyp des Impfstoffes hergestellt werden. Die beiden Plasmide für H und N werden in Zellen eingeschleust. Die fehlenden sechs Gensegmente werden von einem ungefährlichen Helfervirus geliefert. Auch sie werden, in Plasmiden verpackt, in die Zellen eingebracht. Die neuen Viren, die diese Zellen verlassen, tragen nur das H und das N von dem aktuellen Stamm und sind abgeschwächt.