August/September 2007

Hören statt Lesen – wissenschaftliche Podcast-Angebote im Internet

PodcastDie Anzahl der Podcasts im Internet ist in den letzten beiden Jahren stetig gewachsen. Mittlerweile gibt es auch interessante Angebote zu wissenschaftlichen Themen. Ein Überblick...

Die Möglichkeit Hörprogramme als Podcast* über das Internet abzurufen und in aller Ruhe Zuhause oder unterwegs anzuhören, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Laut ARD/ZDF-Online-Studie 2007 rufen bereits drei Prozent der deutschen Internet-Benutzer wöchentlich Audiodateien im Podcast-Format ab. Das sind bei einer geschätzten Bevölkerungszahl von 82 Millionen immerhin rund 1,5 Millionen regelmäßige Podcast-Nutzer in Deutschland. Für das neue Medienformat spricht - neben der Unabhängigkeit von Ort und Zeit - vor allem die Möglichkeit, gezielt online nach Themen suchen zu können.

Unter den im Internet verfügbaren Podcast-Angeboten in deutscher Sprache finden sich mittlerweile auch einige Sendungen zu wissenschaftlichen Themen. Vor allem die großen staatlichen Rundfunkanstalten bieten neben dem üblichen Live-Stream*, zusätzlich Mitschnitte ihrer wissenschaftsjournalistischen Hörfunksendungen als „Radio-on-demand* im Podcast-Format an.

Was ist ein Podcast?
Suchen, Downloaden, Anhören - eigentlich ganz einfach. Oder doch nicht?
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Jenseits dieser Form von Zweitverwertung von bestehendem Material gibt es noch die „echten Podcasts“, also exklusiv für die Veröffentlichung über das Internet produzierte Hörsendungen. Die Bandbreite der Inhalte und Konzepte reicht hier von experimentellen Mitschnitten von Vorlesungsreihen bis hin zu professionellen Programmformaten mit regelmäßigen Sendungen. Unter den Anbietern finden sich große Forschungsgesellschaften, Universitäten, Institute und Fachverlage, aber auch Industrieunternehmen und Privatleute. Im „Mitmach-Web 2.0“ bietet das Podcasting ihnen erstmals die Gelegenheit, über ein standardisiertes Format mit redaktionellen Audio-Inhalten ein großes Publikum zu erreichen. Bislang war diese Möglichkeit ausschließlich den Rundfunkanbietern vorbehalten.

Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten ist das Angebot in deutscher Sprache jedoch noch gering. In den USA hat sich das Podcasting als Kanal für Wissenschaftskommunikation schon fest etabliert, fast alle großen amerikanischen Wissenschaftsmagazine und Universitäten bieten umfangreiche Podcast-Services an.

Ein Vorreiter unter den deutschen Anbietern wissenschaftlicher Podcasts ist die Helmholtz-Gemeinschaft. Seit rund einem Jahr werden auf deren Website bis zu vier verschiedene Podcast-Sendungen bereitgestellt, die über die Forschungsarbeit der Institution informieren. Die Hauptsendung Helmholtz.Podcast ist in der Regel ca. 10 Minuten lang und beinhaltet einen Zusammenschnitt aus Interviews mit Helmholtz-Wissenschaftlern und journalistischen Beiträgen, die sich an die wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit wenden. Ergänzt wird dieses Angebot durch die beiden Sendungen Helmholtz.Thema und Helmholtz.Interview, die ausführlicher und spezieller in der Themenauswahl sind.

Effrosyni Chelioti, verantwortlich für die Produktion der Podcasts der Helmholtz-Gemeinschaft, berichtet im sg-Interview über die Ziele des Angebots und die bisherigen Erfahrungen damit:

sg: Die Helmholtz-Gemeinschaft publiziert als eine der ersten großen Wissenschaftsinstitution in Deutschland regelmäßig Podcast-Produktionen. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem neuen Medienformat?

Chelioti: Als Empfänger von öffentlichen Mitteln fühlen wir uns verpflichtet über unsere Arbeit zu berichten und die Öffentlichkeit über unsere spannende Forschung verständlich zu informieren. Mittels des Podcasts wollen wir vor allem junge Leute erreichen aber auch diejenigen, die einerseits nur wenig Zeit zur Verfügung haben, andererseits kompetent über Wissenschaft und ihre Ergebnisse informiert werden möchten. Die Inhalte werden bewusst kurz und allgemeinverständlich formuliert und bieten interessierten Hörern aktuelle Informationen in moderner Form.
Darüber hinaus dient der Podcast auch der Helmholtz-internen Kommunikation. Helmholtz-Wissenschaftler hören über die Projekte und Erfolge Ihrer Kollegen aus anderen Forschungsbereichen.

sg: Die professionelle Umsetzung von Hörsendungen ist in der Regel sehr aufwändig. Wie läuft die Produktion eines Helmholtz-Podcasts konkret ab?

Chelioti: Bei guter Organisation ist es gar nicht so aufwändig. Für die Produktion unseres Audio-Angebotes, arbeiten wir mit einer Agentur zusammen. Die Pressestelle der Helmholtz-Gemeinschaft sucht die Themen sowie die Interviewpartner aus und stellt den Kontakt zu den Zentren her. Ein Wissenschaftsjournalist reist dann zum jeweiligen Helmholtz-Zentrum und nimmt das Gespräch auf. Die Anmoderation sowie das Sprechmanuskript werden vom Journalisten verfasst und gesprochen.

sg: Das Format „Podcast“ ist ja noch sehr neu. Wie wird es im Vergleich zu den anderen Publikationsformaten der Helmholtz-Gemeinschaft von den Zielgruppen akzeptiert und genutzt?

Chelioti: Wir sind mit den Nutzer- und Abonnentenzahlen unseres Audio-Angebotes sehr zufrieden. Der flexible Einsatz dieses modernen Mediums macht es möglich neben Nachrichten aus der Forschung auch wissenschaftspolitische und strategische Themen anzusprechen und über die Prioritäten und Ziele der Helmholtz-Gemeinschaft zu informieren. Um nach über einem „Sendejahr“ mehr über unsere tatsächlichen Hörer herauszufinden, haben wir eine Umfrage gestartet. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf eine überdurchschnittliche Akzeptanz des Formats und auf großes Interesse für die Inhalte hin.

sg: In den USA bietet jede größere Universität Podcasts-Services an. Wieso gibt es Ihrer Ansicht nach in Deutschland bisher nur so wenige professionell produzierte Podcast-Angebote im wissenschaftlichen Umfeld?

Chelioti: In Deutschland ist dieses Medium noch nicht so weit verbreitet wie in den Vereinigten Staaten. Erst seit ungefähr einem Jahr werden hier professionell produzierte Podcasts von Unternehmen wie zum Beispiel Verlage oder Organisationen angeboten. Es gibt sicherlich ein großes Wachstumspotenzial. Vor allem für Universitäten sind die Produktionskosten vermutlich zu hoch oder der Aufwand zu groß.

sg: Welche Pläne gibt es für die Zukunft der Helmholtz-Podcast-Angebote? Werden diese weiter ausgebaut?

Chelioti: Wir sind zufrieden mit dem jetzigen Verhältnis von Aufwand und Ergebnis und werden das Angebot quantitativ nicht ausbauen. Wir konzentrieren uns auf neue Inhalte und versuchen, bei den wissenschaftlichen Themen verstärkt auch die gesellschaftliche Perspektive herauszustellen. Schließlich berücksichtigen wir auch die Bedürfnisse des modernen Hörers, der die wichtigsten Informationen in immer kürzerer Zeit erfahren will.

sg: Vielen Dank für das Interview.

Podcast-Übersicht bei sciencegarden
Die Redaktion von sciencegarden hat eine Auswahl interessanter Podcast-Angebote zu wissenschaftlichen Themen zusammengestellt.
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Beitrag von Bert Brückmann
Bildquelle: Feed Icons u. Hemera

Links zum Thema

  • ARD/ZDF-Online-Studie 2007
  • Helmholtz.Podcast
  • www.podcast.de - Deutsche Infoseite zum Thema Podcast
  • www.podcast.net - Podcast-Verzeichnis
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