sciencegarden Blog

Karriere oder Sackgasse?

Um Chancen und Probleme des wissenschaftlichen Nachwuchses geht es auf einem Symposium, das die Volkswagen-Stiftung gemeinsam mit der Leibniz-Universität Europa veranstaltet. Prominente Gäste sind unter anderem die Professorin Dr. Gesine Schwan von der Viadrina Universität Fankfurt/Oder sowie Professorin Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Weitere Informationen und Anmeldungen für den nicht-öffentlichen Teil der Veranstaltung hier.

Doppelt schlau?

Am 20./21 September veranstaltet der Hochbegabtenverein Mensa seinen diesjährigen "Tag der Intelligenz". Das Besondere: jede Person, die sich zu diesem Anlass beim gebührenpflichtigen IQ-Test von Mensa anmeldet, kann kostenlos eine weitere mitbringen.
Wer also schon immer wissen möchte, ob er "doppelt schlau" ist, hat jetzt die einmalige Gelegenheit, es herauszufinden. Aber Achtung: An einigen Orten steigt der Event bereits eine Woche früher ;-)

Narrenhände beschmieren...

Gerade Geistes- und Sozialwissenschaftler lesen sich während ihres Studiums durch zentnerschwere Berge von Papier. Durch den Umgang mit den kontoversen Gedanken anderer sollen sie zum kritischen Denken angeregt werden - und sich besonders saubere und effiziente Methoden der Informationssuche aneignen.

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Der Blick in Standardwerke aus den meisten Uni-Bibliotheken jedoch schimpft dieses Selbstbild Hohn: Randmarken und Unterstreichungen, zunächst dünn mit Bleistift, dann dicker, schließlich mit Textmarker, Kugelschreiber oder Füller symbolisieren vor allem dieses: Egoismus und Ignoranz.

Denn während die "erste Generation" das teure, von der Allgemeinheit zur Verfügung gestellte Werk so nutzt, als gehöre es ihr, bleiben für die nachfolgenden nur die weißen Flecken im Graffiti-Teppich. Konzentriertes Arbeiten ausgeschlossen, kopieren zwecklos, wohl dem, der sich wichtige Bücher selbst leisten kann!

Bände spricht auch das, was da gekritzelt wird: ganze Seiten unterstrichen, mehrere Absätze in Folge markiert, daneben dick ausgemalte Ausrufungszeichen. Nicht gerade ein virtuoser Umgang mit dem Text. Und macht man sich die Mühe, die wenigen geschriebenen Anmerkungen zu lesen, entpuppen diese nicht selten als völlig daneben. Je bestädiger die Tinte, desto schlimmer. Offenbar sind es also wirklich "Narrenhände", die beschmieren...

Bewegt sie sich doch?

Dass die EU vielen ihrer Bürger - oder muss man immer noch sagen: der Bürger ihrer Mitgliedsstaaten suspekt ist - wissen Eurokraten und Medien nicht erst seit den Neins von 2005 (Frankreich und Niederlande) sowie 2008 (Irland). Dass Vorbehalte jedoch durchaus angebracht und keine von den Politikern gern verharmlosend vorgebrachten "Kommunikationsprobleme" sind, darauf deuten beispielsweise die so genannten Beitrittsverhandlungen hin. "So genannt" sind diese aus zwei Gründen: Erstens geht es gar nicht darum, Bedingungen zu verhandeln oder Vorgehensweisen gemeinsam festzulegen; die EU gibt einen Maßnahmenkatalog vor, und der Kandidat hat zu gehorchen. Zweitens aber, und das ist der eigentlich interessante Punkt, werden diese Verhandlungen nie ergebnisoffen geführt. Will heißen: mit wem die Verhandlungen einmal begonnen sind, darf früher oder später auch beitreten.

Damit hebelt sich die EU, deren erklärte Strategie es ist, durch direkte (Subventionen) und indirekte (Abbau von Handelsbarrieren) wirtschaftliche Vorteile einen Anreiz zur Demokratiesierung und Rechtsstaatlichkeit zu liefern, selbst aus. "Wie ein Schüler, dem man sagt, er habe die Prüfung bestanden, bevor er sie abgelegt hat", schreibt die österreichische Zeitung "Der Standard".

Kühle Analytiker hatten bereits bei der ersten Osterweiterung ein unbestimmtes Bauchgrimmen, das sich in der zweiten Runde angesichts Rumäniens und Bulgariens verschlimmerte. Und endlich zieht auch die EU-Kommission Konsequenzen - 500 Millionen Subventionen für Bulgarien bleiben nun im EU-Säckel. Bemerkt der Koloss endlich den Selbstbetrug mit den schön-formulierten Forschrittsberichten? Im Moment gilt jedenfalls: Sie bewegt sich doch.

Verbessert eure Grammatik!

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Das Stichwort "Nutzerfreundlichkeit" ist in aller Munde. Warum es also nicht auch auf ein Buch anwenden, das seinen Nutzern schnell und präzise Informationen im schreibenden Arbeitalltag liefern soll? - Das dachten sich wohl auch Forscher der Uni Kassel, und legten gemeinsam mit der Duden-Redaktion ein Projekt zur "Grammatikbenutzungsforschung" auf. Damit soll endlich einmal empirisch geprüft werden, was eine "gute" Grammatik denn aus Nutzersicht ausmacht. Wer mitmachen will bei der ersten deutschen Grammatikverbesserung, kann das auf der Homepage des Projekts tun. Und damit vielleicht gleich zu einer doppelten Grammatik-Verbesserung beitragen: der des Buches und der im praktischen Sprachgebrauch, wenn wir dieses dann alle lieber und öfter konsultieren...

Hirn am Steuer

Jetzt müsste ich nach links fahren", denken Sie - und Ihr Auto steuert elegant genau in diese Richtung. Zukunftsmusik? Nicht an der TU Braunschweig. Ein dort entwickeltes Verfahren ermöglicht es, ein Fahrzeug allein mit Hilfe der Hirnströme zu lenken. Einige Konzentration ist dennoch vonnöten: der Fahrer muss seinen Blick auf einen von zwei Bildschirmen mit Schachbrettmuster lenken, die Steuerung reagiert nämlich auf Signale des Sehzentrums. Können Sie sich alles nicht so richtig vorstellen? - Hier gibt's einen kurzen Film:

A capella zwischen Charme und Schamgrenze

Wem die Comedian Harmonists zu spießig und die Prinzen zu oberflächlich sind, sollte diese Jungs probieren. Die vier von Maybebop bringen Klassiker wie "Come on Eileen" und selbst den "Kleinen grünen Kaktus" in so überraschenden Arrangements zu Gehör, dass der Wiedererkennungseffekt nur eine Facette des Hörgenusses ist. Bei den eigenen Stücken reichen die Texte von bedrückend-ehrlich (Du zweite Wahl) bis filigran-überironisch (Seifenspender). Dabei lassen Maybebop ihre Stimmen nicht zum Textaufführungsmittel verkommen, sondern entzünden ein wahres Feuerwerk der Vokalakrobatik von Countertenor bis Bass und von Turntable bis Schlagzeug(!), dass man sich fragt, wozu andere Bands eigentlich Instrumente brauchen. Hörproben und Konzerttermine auf der Homepage der Band.

"Größter" oder größter Quatsch?

Mit Gott und Religion setzen sich im laufenden Semester 2 Veranstaltungsreihen in Niedersachsen auseinander. In Hannover widmet sich eine Ringvorlesung mit Vorträgen namhafter Forscher der vermeintlichen Auferstehung der Götter. Mitdiskutieren zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft ist dagegen im Themenforum der Evangelischen Studierendengemeinde (esg) Braunschweig erwünscht.

Mit moderner Technik gegen Bewegungsmangel

Viele Schüler bewegen sich zu wenig – und merken es nicht einmal. Abhilfe schaffen kann da Mark Plischke von der TU Braunschweig mit seiner Doktorarbeit. Das dahinter stehende Konzept heißt cybermarathon. Kleine, am Körper befestigten Sensoren registrieren dabei die körperliche Aktivität der Jugendlichen. Das Besondere: auch die Betroffenen selbst können die gesammelten Daten einsehen. Plischke hofft, dass seine Probanden dadurch ein besseres Gefühl für das eigene Bewegungsverhalten entwickeln – und so zu mehr körperlicher Aktivität animiert werden. Für seine Arbeit erhielt er den „Preis für bürgernahe Anwendungen von Informations- und Kommunikationstechnologien“ der Integrata-Stiftung.

Hochschulen jetzt Bock und Gärtner?

Vor einem knappen Monat hat der Akkreditierungsrat das Verfahren für die Systemakkreditierung von Hochschulen beschlossen. Hochschulen, deren Qualitätsmanagement den Regeln entspricht, sparen sich damit die zeit- und personalintensive Akkreditierung und Re-Akkreditierung, wie sie für Bachelor- und Masterstudiengänge in regelmäßigen Abständen vorgesehen ist.

Dass die Hochschulen die Überprüfung ihrer Studiengänge eigenverantwortlich durchführen, ist dabei zentraler Bestandteil des Konzepts. Auch eventuelle Kurskorrekturen sollen von den unmittelbar Betroffenen eingeleitet und umgesetzt werden. Bewerten Studierende Lehrveranstaltungen oder Betreuungsangebote auffällig negativ, ist es an Hochschulgremien, Professoren oder auch Verwaltungsmitarbeitern, geeignete Maßnahmen zu ersinnen und umzusetzen.

So viel Gestaltungsspielraum für "Experten in eigener Sache" ist zwar keine neue, aber eine durchaus zukunftsträchtige Idee. Für ihren Erfolg bedarf sie allerdings eines gewissen Einvernehmens der beteiligten Akteursgruppen sowie der Fähigkeit und des aufrichtigen Willens, Bestehendes zu verändern. Ist also die Systemakkreditierung nichts als ein lahmer Bock, der einen verwilderten Garten in Form bringen soll? Dieses skurrile Szenarion ist angesichts der mageren Reform- und Modernisierungsbilanz deutscher Hochschulen zumindest nicht auszuschließen.

Die Zukunft der drahtlosen Datenübetragung

Bei der Nutzung so genannter Terahertz-Wellen gelang einem Forscherteam aus Braunschweig jüngst ein bedeutender Schritt in Richtung Zukunft der drahtlosen Kommunikation. Mit den Wellen, deren Frequenzbereich laut Pressemeldung der TU Braunschweig zwischen dem von Mikrowellen und Infrarot liegt, übertrugen sie ein Videosignal über 22 Meter. Das Verfahren soll künftig die Übertragung großer Datenmengen ermöglichen, kommt jedoch aufgrund des geringen Energiegehalts der hochfrequenten Strahlung nur schwer über einzelne Räume hinaus. Dazu passend der Versuchsraum: ein Flur der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).

Feigheit statt Feuer

Ein lange schwelender Konflikt wird akut. Die internationale Gemeinschaft hat dem wieder einmal nichts entgegen zu setzen, als Aufrufe zu Dialog und Gewaltverzicht. Schade nur, dass ganz in der Nähe dieses Jahr die Olympischen Spiele ausgetragen werden. Nicht für China, das mit ungekannter Härte gegen Demonstranten vorgeht. Sondern für die Olympische Bewegung. Denn statt dem selbst propagierten Bild vom Friedensbringer gerecht zu werden, lässt man statt Boykottaufrufen lieber Boykottwarnungen verlauten. Begründung: Die armen Athleten hätten sich schon so auf die Spiele gefreut. Die Tibeter haben sich sicherlich auch schon sehr lange darauf „gefreut“, ihr Land wieder selbst zu regieren, inklusive des Rechts auf freie Meinungsäußerung, freie Ausübung der Religion und was dergleichen Grund- und Menschenrechte mehr sind. Schade – diesmal für die Tibeter – dass sich hinter der halbseidenen IOC-Mitleidsargumentation nur eines verbirgt: die Vorrangstellung ökonomischer vor politischen Interessen; Olympische Feigheit statt Olympischem Feuer!

Einladung ins Archiv

Zum "Tag der Archive" öffnen staatliche und private Einrichtungen am 1. und 2. März 2008 ihre Türen. Als "Gedächtnis der Gesellschaft" wollen die Archivare die von ihnen gehüteten Schätze präsentieren. Das diesjährige Motto lautet 'Heimat und Fremde'- vielleicht auch ein Impuls für den sg-Schreibwettbewerb?

Nähere Informationen zur Akion und den beteiligten Archiven gibt es hier.

Wirtschaft als Wissenschaft

Wer bisher dachte, Wirtschaftswissenschaft sei nichts als eine geschickte Rechtfertigung neoliberaler Glaubenssätze, kann sich nun auf erhellende Weise eines Besseren belehren lassen: "Freakonomics", die weltweit erfolgreiche Buch-Koproduktion eines Journalisten der New York Times und eines gefeierten jungen Ökomomen, zeigt die Wissenschaft von Geld und Macht von ihrer besten Seite. Steven D. Levitt, der Wirtschaftswissenschaftler, hat den Scheuklappen seiner Zunft den Kampf angesagt: "Ökonomie ist eine Wissenschaft mit idealen Werkzeugen, um gute Antworten zu gewinnen, aber mit einem ernsthaften Mangel an guten Fragen.""Ich weiß nicht viel in Wirtschaftssachen und bin auch nicht gut in Mathe." - S. 196) auch eine Lektion in Zahlengläubigkeit und statistischen Methoden. Alles in allem eine kurzweilige Lektüre für alle, die sich noch nie an die Wirtschaftswissenschaften herangetraut haben. Und womöglich auch für diejenigen, die damit schon lange per Du sind!

(S.196) Diese guten Fragen stellt Levitt an unser aller vorgefertigte Meinungen zu Themen von der Stammtischparole bis zur sozialwissenschaftlichen Hypothese. Indem er das Beste aufbietet, was die Ökonomie zu bieten hat, entlarvt er mit der Nonchalance des genialen Traumtänzers einige große gesellschaftlich-politische Glaubenssätze. (Zum Beispiel sprechen die Zahlen nicht für einen Einfluss innovativer polizeilicher Konzepte für den Kriminalitätsrückgang in den USA.) Dabei kehrt er das Beste und Ehrwürdigste heraus, was seine - und jede - Wissenschaft zu bieten hat: eine stringente, vom konkreten Anschauungsobjekt unbeeindruckte methodische Vorgehensweise. Nicht zuletzt lehrt Levitt mit fast schon zu sympathischem Understatement (Zitat: “Ich weiß nicht viel in Wirtschaftssachen und bin auch nicht gut in Mathe.” - S. 196) auch eine Lektion in Zahlengläubigkeit und statistischen Methoden.

Alles in allem eine kurzweilige Lektüre für alle, die sich noch nie an die Wirtschaftswissenschaften herangetraut haben. Und womöglich auch für diejenigen, die damit schon lange per Du sind!

Begriffsabrüstung 3: Management

Es gab Zeiten, da gab es nur Leute, die was zu sagen hatten und solche, bei denen das nicht der Fall war. Die einen hießen - nein, falsch: Eigentümer, die anderen waren deren Beschäftigte, die nicht viel zu sagen hatten. Aus, basta. Dann wuchsen die Unternehmen, und die Eigentümer holten sich Helfer auf die Kommandobrücke - das Management war geboren und übernahm nun auch echte Leitungsfunktionen. Irgendwann gingen mancherorts auch die Eigentümer. Stattdessen kamen die Aktionäre, die fortan das Management einsetzten. Dieses steuerte nun Unternehmen, die weder ihm selbst noch einem ihrer Auftraggeber wirklich gehörten. So vermehrte sich seine Macht, und damit wuchsen auch das Prestige der Position und der Glanz des Wortes. Vom Abglanz nun wollten alle etwas abbekommen, und pfiffige Personal-"Manager" schafften es, die Illusion zu transportieren: Vom Content-"Manager" bis zum Facility-"Manager". Was nicht blieb, waren allerdings die Tätigkeitsinhalte. Der eine ist immer noch ein Redakteur - mit der Einschränkung, dass die Texte nun auch zur Webung passen müssen. Und der andere feiert seine Sternstunden nach wie vor mit der Wasserpumpenzange in der Hand bei Rohrbruch. Wen der billige Trick ganz schlimm trifft, schuftet für den tollen "job title" in unterbezahlter Position, gegängelt von anderen "Managern". Da lobt man sich das Wort "Führungskraft", das neben dem schönen Schein wenigstens auch den Anspruch vermittelt - und sich schon deshalb nicht zum inflationären Gebrauch eignet!
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