sciencegarden Blog
blue hour statt blue movie
Mein Zitat des Tages ...
"In Stammesgesellschaften werden vom blutigen Geschäft der Jagd zurückkehrende Männer außerhalb des Lagers in Quarantänestationen erst einmal abgekühlt, bevor sie wieder in Berührung mit Frauen, Kindern und Alten kommen. In den Arbeitsgesellschaften der Moderne gibt es die Einrichtung des inzwischen zur blue hour zivilisierten Kneipengangs, während dessen Männer und zunehmend auch Frauen die Heldengeschichten erzählen können, die sie während ihrer Arbeit gerne erlebt hätten und die ihnen zuhause niemand abnimmt. Und wenn auch die Heldengeschichten zu anstrengend werden, der kombiniert seine abendlichen Besorgungen mit einem Einkaufsbummel, der ebenfalls gut geeignet ist, sich als jenen Souverän eigener Entscheidungen wiederzuentdecken, den man im Umgang mit den Vorgesetzten aus den Augen verloren hat. Die Verlängerung und Freigabe der Öffnungszeiten der Geschäfte kommt diesem Bedürfnis und der Verwandlung noch des chill out in einen Akt des Konsums entgegen."
Dirk Baecker: Form und Formen der Kommunikation. Frankfurt/Main, S. 120 f.
Die Bodybuilding-Kuh
Die moderne Zuchttechnik vollbring wahre Wunder. Zum Beispiel Kühe, die sich auch als Türsteher vor einem Nachtklub prima machen würden.
Gestandene Bodybuilder lässt das folgende Video in jedem Fall erblassen: wohldefinierte Muskelmasse allein durch geschickte Auswahl der Paarungspartner.
Es geht also auch ohne Anabolika!
Wenn Wissenschaft krank macht...
Vor zwei Jahren bereits berichtete sciencegarden über ein brandheißes Thema: Wenn Wissenschaft krank macht.
Bis heute hat sich an den Hochschulen allerings kaum etwas geändert. Das liegt auch am gesellschaftlichen Mainstream. Wer sich von morgens bis abends in der Arbeit aufreibt, noch dazu für so hehre Ziele wie Forschung und Fortschritt, genießt immer noch höchstes Ansehen - ganz gleich, ob seine Psyche dabei eingeht oder ob es sich beim wahrheitsfanatischen Wissenschaftsworkaholic gar um einen Mythos handelt.
Wie dem auch sei: Berichterstattung und Sensibilisierung tun Not! Sonst geht nicht nur unsere Wissenschafts-Elite ins Ausland, sondern den Daheimgebliebenen auch noch die Puste aus.
Immerhin ist das Thema jetzt auch bei den Großen angekommen: Herta Paulus schreibt auf FAZ.NET über Wissenschaftler als unfähige Chefs.
Info: Rechtsextremismus
(Werbung in eigener Sache)
Rechtsextreme sind bekanntlich längst nicht mehr an Springerstiefeln und Glatzen erkennbar. Vielmehr dringen sie in bürgerliche Schichten ein, unterwandern Vereine. Jugendliche werden mit Kultur- und Gemeinschaftsangeboten geködert - durch rechtsextreme Musik beispielsweise. Journalisten, die über das Thema Rechtsextremismus berichten möchten, müssen sich auf diese neuen Strategien einstellen.
In einem Online-Dossier „info-rechtsextremismus.de“ gibt es für Journalisten und andere Interessierte jede Menge Infos zu diesem Thema.
Schwerpunkte des Dossiers sind Themen wie:
- Fußball und Rechtsextremismus
- Die Rolle der Frau in der Szene
- Die Frage, ob man Interviews mit Rechtsextremen führen kann, ohne diesen eine
Plattform zu bieten
Zusätzlich gibt es Recherchetipps und Ansprechpartner für offene Fragen.
In einem Video-Interview äußert sich Michel Friedman zum Thema. Weitere Interviewpartner sind Journalisten, die seit vielen Jahren in der Szene recherchieren. Stephan Hebel , Text-Chef der Frankfurter Rundschau, zum Beispiel.
Konzipiert, recherchiert und verfasst haben das Dossier 19 Studierende des siebten
Semesters Online-Journalismus der Hochschule Darmstadt (h_da). Das Projekt entstand in Kooperation mit der Journalistenschule Ruhr in Essen.
- Die übrigens auch ein Seminar zum Thema Rechtsextremismus anbietet:
Von Mittwoch bis Freitag, 24. bis 26. September 2008, in Weimar. Die Veranstaltung richtet sich an Volontäre und Redakteure und findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen statt.
Einladung ins Archiv
Zum "Tag der Archive" öffnen staatliche und private Einrichtungen am 1. und 2. März 2008 ihre Türen. Als "Gedächtnis der Gesellschaft" wollen die Archivare die von ihnen gehüteten Schätze präsentieren. Das diesjährige Motto lautet 'Heimat und Fremde'- vielleicht auch ein Impuls für den sg-Schreibwettbewerb?
Nähere Informationen zur Akion und den beteiligten Archiven gibt es hier.
Alles neu macht der Februar!
Seit gestern ist es soweit: sciencegarden ist auf ein Content-Management-System (CMS) umgestellt. In der Kopfleiste des Magazins gibt es neue, leserfreundlichere Sparten, nach denen Sie alle Artikel gesondert sortieren können, z.B. "Hochschule" oder "Natur + Technik". Unter "Dossiers" stehen die bewährten Artikelsammlungen zu speziellen Themen, auch das Blog bleibt erhalten. Alle alten Artikel sind weiterhin erreichbar und bis 2005 bereits im neuen System erfasst, ältere Beiträge folgen in den nächsten Wochen. Dann gibt es an dieser Stelle auch eine neue, schlankere Wettbewerbsdatenbank.
Viel Spaß beim Stöbern wünscht im Namen der Redaktion Christian Dries
Stolpersteine bei Stellenbörsen im Internet
Das Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI) hat 30 Online-Stellenbörsen auf ihre barrierefreie Gestaltung getestet. „Das Ergebnis ist überaus enttäuschend und insgesamt als mangelhaft zu bewerten“, sagt AbI-Projektleiter Professor Christian Bühler. Auf die Belange behinderter Nutzer werde wenig Rücksicht genommen. Die Internet-Auftritte wiesen erhebliche Barrieren auf. Getestet wurden StepStone, monster.de, worldwidejobs und auch spezialisierte Börsen mit Berufsfeldern, die besonders häufig von Menschen mit Behinderungen gewählt werden. „Einen in jeder Hinsicht barrierefreien Testsieger gibt es nicht“, fasste Bühler zusammen. Zwar schnitten die Angebote der Bundesverwaltung und der Arbeitsagenturhier. insgesamt am besten ab, aber auch hier gab es viele Punkte zu bemängeln. Die ausführlichen Testergebnissen gibt es hier.
Durchgeführt wurden die Test von Mitarbeitern von WEB for ALL. Ein Projekt, das von Behinderten ins Leben gerufen wurde, um Barrieren im Internet zu beseitigen.
Für (Online-)Journalisten bietet WEB for ALL im April einen Kurs "Barrierefreiheit im Internet für Redakteure" an.
Gesprächsrunde im Deutschlandradio
Im Dezember hat sciencegarden ein Interview mit dem Präsidenten der TU Braunschweig, Professor Hesselbach veröffentlicht. Wer nicht nur von ihm lesen, sondern ihn auch hören möchte, dem sei das "Hochschulquartett – Wissenschaft zur Diskussion" am Freitag, den 29. Februar 2008 im Deutschlandradio empfohlen. Ab 19.15 Uhr diskutieren Prof. Dieter Lenzen (Präsident der FU Berlin), Prof. Jürgen Hesselbach (Präsident der TU Braunschweig), Prof. Wolfgang Herrmann (Präsident der Exzellenz-TU München) und Prof. Dr. Joachim Treusch (Präsident der Jacobs University, Bremen) zu dem Thema „Private Hochschulen - eine ernsthafte Konkurrenz zu staatlichen Universitäten?“
Der Link zur Sendung
Das Hesselbach-Interview in sciencegarden
Züge fahren
Wer immer schon mal wissen wollte, wo in der Schweiz die Züge fahren, dem sei die Webseite www.swisstrains.ch empfohlen. Wahlweise in der Kartendarstellung oder dem Satellitenbild kann der fahrplangemäße Zugverkehr verfolgt werden. Zukünftig soll es auch die Option geben, den aktuellen Zugverkehr, das heißt, den Betrieb unter Berücksichtigung der Verspätungen, zu beobachten. Dies wird aber am grundsätzlichen Bild nichts änderen. Denn nicht nur Schweizer Uhren gehen genau, auch die Pünktlichkeit schweizer Züge ist sprichwörtlich...
Eine Idee, die sichtbar ist
Eigentlich hätten die Bücher erst im Jahr 2041 entdeckt werden dürfen. So liest man 1941 im Nachwort der Erzählung Tlön, Uqbar, Orbis Tertius von Jorge Luis Borges: "Wenn unsere Prognosen nicht irren, wird in hundert Jahren jemand die hundert Bände der Zweiten Enzyklopädie von Tlön entdecken". Es sind 50 Bände, der Autor muss ich geirrt haben. Ines von Ketelhodt und Peter Malutzki, beide etablierte Buchgestalter, haben sich von der dichterischen Fantasie gefangen nehmen lassen -- und haben diese Enzyklopädie erschaffen. Borges schrieb nur für fortgeschrittene Leser, die aber nun greifbare Enzyklopädie bietet zudem für Kunst-, Design- und Buchkunstkenner ein Glückserlebnis. In den 50 Bänden stecken 10 Lebensjahre harte Arbeit, zahlreiche gestalterische Ideen und natürlich: die Erzählung von Borges selbst. Jeder Band im Format 12,5 x 30 cm ist im Handsatz gedruckt und fadengeheftet. Er enthält jeweils nur ein Stichwort. Der Band "Air" zum Beispiel beschäftigt sich mit dem Element Luft, er enthält Texte von H.C. Artmann (und natürlich Borges), aufwändige Illustrationen und Fotos. Das Buch zu "Labyrinth" besteht aus Collagen reproduzierter Holzstich-Illustrationen, deren Druckplatten zweifach verwendet wurden. Im Zentrum jeder Seite ist ein rechteckiges Fenster gestanzt, insgesamt ergibt sich ein Doppellabyrinth. Vom einen zum anderen Labyrinth kommt man nur durch das Buch selbst, kein Weg führt hinaus. Für den Band zum Thema "Schatten" wurden schwarz/weiß Fotos auf einem Dachboden aufgenommen, die den nostalgischen Klischees gerade nicht entsprechen. Die Bände sind mit verschiedenen Drucktechniken auf unterschiedlichen Papieren hergestellt und schon eine Augenweide, bevor man nur eine Zeile liest. Ästhetik ist eben ein vorsprachlicher Eindruck. Borges hätte sich so vielleicht eine Enzyklopädie vorgestellt; die Buchkünstler haben jedenfalls eine Idee, eine bloße Fantasie sichtbar gemacht. Über den Preis der Bücher, die in einer Auflage von 40 Exemplaren erschienen sind, wurde Stillschweigen vereinbart (um es humorvoll auszudrücken) ... Bibliotheken in Frankreich, USA und Deutschland haben die Enzyklopädie aber schon erworben. Nur noch 12 Stück sind lieferbar. Und die bleiben für die meisten eher eine Fantasie, wie für Borges die Enzyklopädie selbst.