sciencegarden Blog
Live aus Südamerika
Südamerika spielt in den deutschen Nachrichten nicht gerade eine tragende Rolle. Dabei ist der viertgrößte Kontinent mindestens so interessant, dynamisch und konfliktreich wie China oder Indien, die wegen ihres Wachstums im Fokus der Weltaufmerksamkeit stehen. In loser Folge berichtet deshalb unser Redakteur Joachim Jachnow, z.Z. Kolumbien, im Magazin und im sciencegarden-Blog live - natürlich über die Lage der Wissenschaft und der Studierenden, aber auch über politische und gesellschaftliche Hintergründe. Sein erster Beitrag beschäftigt sich mit beunruhigendem Kriegsgerassel aus Caracas.
Kriegsgerassel aus Caracas
Santafé de Bogotá, im Januar. Die Ereignisse der vergangenen Wochen tauchten die Kolumbianer in ein Wechselbad der Gefühle. Die Befreiung der beiden Politikerinnen Clara Rojas und Consuelo González aus langjähriger Geiselhaft der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) wurde von der kolumbianischen Öffentlichkeit euphorisch aufgenommen. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez, der die Gefangenenbefreiung vermittelt hatte, wurde auch von scharfen Kritikern als “polemisch aber effizient”bezeichnet.
Doch nur einen Tag nach diesem medienwirksamen Erfolg schockierte Chávez die Kolumbianer mit der Erklärung, FARC und ELN (Ejército de Liberación Nacional) seien keine Terroristen, sondern wahrhaftige Armeen. Mit seiner Forderung an die USA und die EU, die beiden Guerrilla-Organisationen von ihren Listen international gesuchter Terroristen zu nehmen und deren einseitigen Anerkennung als kriegsführende Partei, sorgte Chávez international für Empörung. Vor dem venezolanischen Parlament richtete sich der ehemalige Putschist persönlich an die Guerrilleros: “Rechnet mit unserer Hilfe!”
Mittlerweile vergeht fast kein Tag, ohne dass neues Kriegsgerassel aus Caracas laut wird. Der venezolanische Präsident, der bis 2010 weitere dreißig Milliarden US-Dollar in die Aufrüstung des Militärs investieren will, wirft seinem kolumbianischen Amtskollegen Álvaro Uribe vor, als “Mafioso und Handlanger Washingtons” kriegerische Absichten zu verfolgen und kündigte die Militarisierung der venezolanischen Grenze an.
Den Kolumbianern bereitet vor allem große Sorgen, wie sich die Aggressionen aus Caracas auf den internen Konflikt auswirken könnten. Unter diesem Eindruck lud die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Bogotá daher zu einer Podiumsdiskussion, in deren Mittelpunkt der bilaterale Konflikt mit Venezuela und dessen Folgen für den Friedensprozess standen.
Mini-Elefant entdeckt
Videowettbewerb für junge Geoforscher
Als Beitrag zum Internationalen Jahr des Planeten Erde startet das Geo-Portal planeterde.de in Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven (AWI) und dem GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) am 1. Februar den offenen Video-Wettbewerb "Geoforschung unplugged".
Interessierte aus allen Bereichen der Geoforschung haben bis zum 30. April 2008 Gelegenheit, ihr persönliches Video einzuschicken. Alle Beiträge werden auf planeterde.de nach kurzer Prüfung veröffentlicht. Die zehn besten Filme werden mit einem Buchpreis prämiert.
Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Homepage von planeterde.de bzw. hier.Deutschland sucht den Superdoktor
"Die Oberfläche ist die Membran..."
Zu den ganz dollen Spielzeugen im uferlosen Web 2.0-Sandkasten gehört zweifelsohne das Videoblog, Im Jargon auch Vlog genannt. Immer mehr Menschen frönen der Leidenschaft des "Vlogging". Darunter meist skurrile Spaßvögel wie Web-Star Toni Mahoni, Klaus Bueb und sein Spinweb-TV oder ganz gewöhnliche Leute, die mehr oder weniger lustiges Zeug auf Video-Plattformen uploaden.
Seit einiger Zeit hat es nun auch die Seriösen erwischt, das Stammpersonal journalistischer Sturmgeschütze und Bollwerke wie Spiegel oder ZEIT.
Im Vlog des ZEIT-Online-Chefs Gero von Randow wird über das, was grade so anliegt, locker-flockig geplaudert. Über Wesen und Erscheinung zum Beispiel ("die Oberfläche ist die Membran"), den amerikanischen Wahlkampf oder Börsencrashs. Außerdem unterweist der Meister seine Online-Fangemeinde persönlich in buddhistischen Lächelübungen. Jawohl, denn wer ein paar Mal am Tag in von Randows kleine Lächelschule gegangen ist, dem geht es gleich schon viel besser.
Man mag über den Sinn und insbesondere den Informationsgehalt solcher Vlogs geteilter Meinung sein. Vielleicht sind das auch falsche Maßstäbe. Es geht nicht im Information, sondern Unterhaltung. Und naturgemäß gibt es da eine Menge Schund und Dilettantismus - auch (und vielleicht gerade) bei den seriösen Größen, die im Printgehege aufgezogen wurden.
Dennoch frage ich mich: Müssen von Randow und Kollegen uns wirklich mit Web-Videos beglücken, die vor allem ihre eigenen Schwächen offenbaren? Einmal mehr gilt: Hättest Du geschwiegen, wärst Du Philosoph geblieben! Das trifft vor allem für die Vlog gewordene Eitelkeit des geschassten Spiegel-Kulturchefs Matthias Matussek zu, den ZEIT-Kolumnist Harald Martenstein wiederum unlängst kongenial parodierte.
Womit wir auch das existenzialistische Blog-Dauerthema Referentialität abgehandelt hätten, vulgo: In der Blogosphäre schreibt (oder filmt) jeder über jeden, sich selbst und zurück. Das ist nicht schlimm und macht die Blogosphäre wesentlich (und nicht bloß oberflächlich) aus. Auf die albernen Vlogs der Seriösen hingegen könnte sie ganz gut verzichten – und wir mit ihr.
Korallenriffe: ist Regeneration möglich?
Wissenschaftler des Scripps Institution of Oceanography aus San Diego (USA/Kalifornien) erforschen in einem mehrjährigen Projekt die Korallenriffe der Line Islands im Zentralpazifik. Dabei untersuchen sie den Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme der Riffe und die Chancen für eine natürliche Erholung von den dadurch verursachten Schäden Zwei Videofilme stellen das Projekt vor.
Teil 1
Teil 2
Mehr Informationen (PDF)
Zur Website des Projekts
Online: Spiegel und Google kündigen neue Wissensportale an
Henkel Stiftung schreibt Gerda Henkel Preis 2008 aus
In love with your brother
Was haben die wohl in ihrer Kindheit gehört? Die schwedischen Geschwister von The Knife klingen, als hätte man die Depression von Joy Division abgezogen, Depeche Mode eine Sängerin verpasst, als hätten die Pet Shop Boys die Avantgarde entdeckt oder als sei New Order nie britisch gewesen. Und alles das trifft es nicht: The Knife klingen eigen; aber zugleich vertraut. Vor allem sind sie geheimnisvoller als alle Fremdeinflüsse. Was Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer fabrizieren, ist über Vergleiche nicht zu fassen. Das Duo kommt aus Schweden, da ist es düster genug, depressiv ist ihre Musik nicht. Aber auch nicht sonnig; sie ist artifiziell, nicht naturverliebt und cross gender. Elektronisch, aber nicht kalt oder identitätslos. The Knife sollte tagsüber in der Schublade bleiben. Abends aber bewegen die Songs, sie sind tanzbar -- nur zuhören geht aber auch. Und eine flirrende Erotik geht von den Klängen aus, durch die man nicht durchsehen kann. Es geht um Musik, nicht um die Personen, daher verbergen sich die Geschwister hinter Masken. Sie zu sehen (wie im Clip zu pass this on) hilft aber auch nicht: Durchsicht und Verstehen haben nichts gemeinsam. The Knife hinterlassen elektronische Bedeutungslücken, aber eben an den richtigen Stellen. Und zwar an denen, die Sigmund Freud interessiert hätten, könnte er noch über Postmodernes nachdenken.
(c) Kerstin Gerhards / www.sk23.de / ecosign Akademie Köln 2007