Bildungsfern

Große Entrüstung ist in der heutigen Ausgabe der FAZ zu finden. Da wird der neue "Rahmenplan Deutsch" des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung als nächster Schritt zum "bildungsfernen Abitur" angeprangert. Die Lehrer sollten demnächst die Bücher für den Deutschunterricht selbst auswählen, da das Ziel nunmehr nicht mehr die Vermittlung eines literarischen Kanons der klassischen Literatur sei, sondern diejenige eines „gesicherten und strukturierten literarischen Basiswissens." Was man sich darunter genau vorstellen kann, bleibt offen. Doch in der Tat zeigt schon allein die beamtensprachliche Zielformulierung, dass vom Bildungsgedanken hier rein gar nichts mehr übrig ist. Allerdings garantiert auch eine erstarrte Auswahl der Klassiker (und darin geht die Kritik der FAZ fehl) Bildung bei weitem nicht. Denn Bildung ist eben nicht das Sammeln von (weder kanonisiertem, noch vom Pauker ausgewähltem) Wissen. Unter Bildung wurde einst vielmehr die Selbst-Bildung als Persönlichkeit durch die "Anregung aller menschlichen Kräfte" (Humboldt) verstanden. Dass etwa Goethes Werke sicherlich zu ganz anderer sprachlicher oder philosopischer Anregung dieser Kräfte zu führen vermögen als Konsaliks Groschenromane, wird niemand bestreiten wollen. Doch das sture Durchpauken (das schon längst nicht einmal mehr vor der Universität haltmacht) auch klassischer Inhalte ist zweifelsohne genauso "bildungsfern."

Anzeigen
Anzeige
backprinttop

Newsfeeds

Blogroll

  • academics-Blog
  • Astrodicticum Simplex
  • bildungsserverBLOG
  • e-politik.de/blog
  • Fischblog
  • journalismus -darmstadt.de
  • sciblog
  • sozlog
  • tiefes leben
  • viralmythen
  • Wissenschafts-Café
  • wissenschafts-news
  • Wissenswerkstatt
  • Wisskomm TV
Add to Technorati Favorites

Mitmachen

Anzeigen