Medienkurs im Schnelllesen
Wie Diffus und unfassbar die so genannten "Medien- und Kommunikationswissenschaften" noch sind, dies spiegelt ein Bändchen zu "Medien und Kommunikation" in der UTB-Reihe Profile wieder. Frank Hartmann teilt seine 100 Seiten in zwölf Kapitel, und hat somit für die behandelten Großthemen ("Medienmoderne", "Kulturkritik und Medienwandel", "Medien verstehen" usw.) jeweils weniger als zehn Seiten. Dies führt im Extremfall zu Unterkapiteln, die 30 Zeilen lang sind und mit einem 7-zeiligen Merksatz abschließen. Im Serviceteil finden sich zwar wichtige Theoretiker und Themen, aber wenn man auf der jeweiligen Seite nachschaut, stehen dort eben kaum mehr als zwei Sätze. Schon in der Einleitung ist mal von Mediengesellschaft, dann von Medienkultur oder Informationsgesellschaft die Rede -- alles keine ausgewiesenen, sondern völlig diffuse Gesellschaftsdiagnosen (im Gegensatz zu anderen in der Soziologie erarbeiteten.) Nach der Lektüre des Bandes weiß man: So kurz muss es auch trotz BA-Studiengängen nicht sein! Der Band gehorcht unfreiwillig der Logik eines Bonmots von Woody Allen: "Ich habe einen Kurs im Schnelllesen gemacht und bin in der Lage, KRIEG UND FRIEDEN in zwanzig Minuten zu lesen. Es handelt von Russland." Die Einführungen dürfen nicht immer kürzer werden! Wer "etwas über Medien" erfahren will, dem seien nach wie vor die Bücher von Werner Faulstich empfohlen. Seine Mediengeschichte ist kurz und prägnant, aber eben kein Kurs im Schnelllesen.
