Antiquiert und krisenfest - der sciencegarden-Finanztipp für Geisteswissenschaftler
Die Börsen krachen, das Wachstum stottert und die Prognosen verdüstern sich: Deutschland gerät in den Strudel der internationalen Finanzkrise. Rette sich, wer kann!
Doch jede Krise hat ihre Gewinner. Die deutschen Sparkassen und Volksbanken - in Hausse-Zeiten als spießig, regional, solide belächelt - können sich vor Neukunden, die um ihre Anlagen bei den risikofreudigen Internetbanken und AGs bangen, kaum retten. Der zuletzt eher niedrige Goldpreis ist wieder auf Wanderschaft - nach ganz oben. Sicher ist sicher.
Zu den Krisengewinnlern gehört auch der Geisteswissenschaftler. Notorisch unterfinanziert, wusste er - Kulturkritik hin oder her - schon immer besser als jeder Börsenmakler, welche Wertanlage auch nach dem ganz großen Crash Bestand hat.
Da wäre zunächst einmal das Buch. Wer beizeiten in eine gut ausgestattete Privatbibliothek investiert hat, kann jetzt an die Saudis verkaufen. Die haben zu viel Geld und einen eklatanten Mangel an alteuropäischen Kulturgütern. Oder ganz entspannt im ergonomischen Designersessel Platz nehmen und lesen, während andere hektisch ihre Zweitporsches verscheuern.
Hohe Preise erzielen heuer und in absehbarer Zeit auch antike Schreibmöbel aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert. Exquisite Restauratoren (wie Martin Hofmann oder Max Biundo aus Berlin) sind rar, die Geldanlage lohnt sich: als motivationssteigerndes Investment in die persönliche Arbeitsumgebung und als langfristige Wertanlage. Zögerlichere Käufer decken sich nächste Woche auf der Frankfurter Buchmesse mit den neuesten Papieren ein oder erhöhen erst mal den Anteil von bibliophilen Erstausgaben im Portfolio, Wertsteigerung garantiert.
So lässt sich seelenruhig in die Zukunft schauen: Vor der Krise ist in der Krise ist nach der Krise - die Aktien krepieren, der Geist triumphiert.
