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"Denk' ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen..."

So bitter sich einst der Exildichter Heine in seinen Pariser "Nachtgedanken" nach dem Vaterland sehnte, so düster klingen seine Verse heute nach, wenn uns die Bilder der jüngeren deutschen Geschichte vor Augen treten. Ach ja, die Deutschen! "Für die Weltgeschichte habt ihr genug getan", seufzte schon Churchill. Dazu noch die eklatante Humorlosigkeit, das fette Essen, die preußische Akkuratesse...

Aber wie steht es heute wirklich um unser Ansehen in der Welt? Was denken die anderen von uns - und was können wir dadurch über uns selbst lernen? Fragen, auf die ein glanzvoll geschriebener und reichlich illustrierter Band aus dem Bucher-Verlag auf das Unterhaltsamste zu antworten weiß: "Piefke, Krauts und andere Deutsche. Was die Welt von uns hält", 187 Seiten, 140 Abbildungen, 24,95 Euro und hochgradig geschenktauglich.

Dem Bamberger Autorenpaar Andrea und Martin Schöb, die hauptberuflich unter anderem eine Text- und Übersetzungsagentur betreiben, gelingt in ihrem Buch, was man heute nur noch selten findet: Die Verbindung von profundem Wissen und subtilem Humor mit verblüffenden Details, die pars pro toto das Große im Kleinen erhellen. Kein einziges der zehn Kapitel - über deutsche Ordnung, deutschen Humor, deutsches Essen und deutsche Kultur... - hat einen Hänger, die feine, lebendige Sprache beglückt den Leser permanent und die Überleitungen am Ende jedes Kapitels machen es schwer, den Band nicht in einem Stück zu lesen, und das obwohl "die Deutschen" ja bekanntlich zu monströsen Bandwurmwörtern (siehe Überschrift) und ominösen Rechtschreibreformen neigen.

Am Ende des Buches weiß man nicht nur, wie viele Brathähnchen während des Oktoberfests verschlungen werden (und - typisch deutsch? - wie viel Müll auf der Wies'n anfällt) oder dass es überall auf der Welt Gartenzwegbefreiungsarmeen gibt. Sondern vor allem, dass unser Land von außen oft differenzierter und freundlicher wahrgenommen wird, als wir selbst das für gewöhnlich tun. Ob Heine deshalb heute besser schlafen würde, steht zwar auf einem anderen Blatt. Die Tränen aber müssten ihm nicht mehr fließen.

Piefkes, Krauts und andere Deutsche
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