Nur aus schlechten Büchern könne man gute Filme machen, meinte Jean-Luc Godard einmal. Aber gilt das auch für Comics? Sicher nicht: Marjane Satrapi hat ihre Autobiographie in einem Comic erzählt, und diesen nun zu einem Film gemacht. Einen Comic zu verfilmen hat den Vorteil, keine neue Bildwelt erfinden zu müssen, die dann die Imaginationen der Leser zerstört. Der Film zeigt die Bildwelt der Comic-Autorin und keine kommerzielle Filmfantasie. Die Bilder sind eben nur bewegt und zudem um die Akustik bereichert. Wenn die Protagonistin im Kinderzimmer zu Iron Maiden abrockt, so ist das jetzt auch hörbar. Einem Comic durch bewegte Bilder das Laufen beizubringen, verleiht der Geschichte erstaunlicher Weise noch mehr Tiefe. Keiner Umsetzung der Marvel-Comics kann das gelingen, weil da die Vorlagen bloß Fantasie-Quatsch sind. Persepolis ist aber purer Realismus. Diese Kindheit im Iran einer 1969 geborenen Frau beschönigt nichts, zeigt die Irrungen und Wirrungen des Landes ebenso wie der Einzelpersonen (der Autorin eingeschlossen); und doch, wie ein Wunder: der Humor geht nicht verloren. Und würde man die Handlung knapp nacherzählen, dann ist es erstaunlich, wo zwischen Revolutionen, CIA, Islamisten, Diktatur, Krieg, Verfolgung, Foltergefängnissen und einem unglücklichen Exil überhaupt noch Raum zum Lachen ist. Aber der Mensch ist nicht unter zu kriegen — und schon gar nicht diese Protagonistin. In Deutschland stellt sich manchen bei Comics leider die Frage, ob das eine Geschichte für Erwachsene oder Kinder ist. Sie erübrigt sich: Persepolis ist große politische Literatur und nun ein großer politischer Film. Dafür ist man nicht zu alt oder zu jung, sondern nur reif oder unreif.