Was haben die wohl in ihrer Kindheit gehört? Die schwedischen Geschwister von The Knife klingen, als hätte man die Depression von Joy Division abgezogen, Depeche Mode eine Sängerin verpasst, als hätten die Pet Shop Boys die Avantgarde entdeckt oder als sei New Order nie britisch gewesen. Und alles das trifft es nicht: The Knife klingen eigen; aber zugleich vertraut. Vor allem sind sie geheimnisvoller als alle Fremdeinflüsse. Was Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer fabrizieren, ist über Vergleiche nicht zu fassen. Das Duo kommt aus Schweden, da ist es düster genug, depressiv ist ihre Musik nicht. Aber auch nicht sonnig; sie ist artifiziell, nicht naturverliebt und cross gender. Elektronisch, aber nicht kalt oder identitätslos. The Knife sollte tagsüber in der Schublade bleiben. Abends aber bewegen die Songs, sie sind tanzbar — nur zuhören geht aber auch. Und eine flirrende Erotik geht von den Klängen aus, durch die man nicht durchsehen kann. Es geht um Musik, nicht um die Personen, daher verbergen sich die Geschwister hinter Masken. Sie zu sehen (wie im Clip zu pass this on) hilft aber auch nicht: Durchsicht und Verstehen haben nichts gemeinsam. The Knife hinterlassen elektronische Bedeutungslücken, aber eben an den richtigen Stellen. Und zwar an denen, die Sigmund Freud interessiert hätten, könnte er noch über Postmodernes nachdenken.

(c) Kerstin Gerhards / www.sk23.de / ecosign Akademie Köln 2007