Nida-Rümelin über Philosophie in Deutschland
In seinem Beitrag "Philosophie ohne Sinn" vom 16. Januar kritisiert Patrick Spät in sciencegarden, dass der akademischen Philosophie in Deutschland durch den Bologna-Prozess systematisch das für ihr Selbstverständnis konstitutive Staunen ausgetrieben werde.
In der SZ legt nun der im Januar neu gewählte Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie, Julian Nida-Rümelin, seine Sicht der Dinge dar. Zwar habe die Philosophie ihren Status als Königsdisziplin schon längst verloren, räumt Nida-Rümelin ein, sei aber gesellschaftlich immer noch hoch angesehen und als Orientierungsinstanz gefragt. Bedenklich stimme hingegen, dass das Fach in Deutschland - das in den letzten 300 Jahren "nahezu die Hälfte der relevanten philosophischen Literatur beigesteuert hat" - an den Schulen ein Mauerblümchendasein friste.
Der Ex-Kulturstaatsminister verweist im Interview auch auf die besonderen Schwierigkeiten, denen die Philosophie im Exzellenz-Wettbewerb mit anderen Wissenschaften ausgesetzt ist. So gilt unter graduierten Denkern das Buch immer noch als publizistische Krönung, offizielle Rankings zählen jedoch nur - meist englischsprachige - Artikel. Hier ist Änderungsbedarf dringend angezeigt.