Mind the gap!

Die deutsche Sprache hat’s nicht leicht: Durch endlose Reformdebatten verwirrt und vom ubiquitären Businessdenglisch infiziert, kapitulieren inzwischen selbst geübte Muttersprachler vor den korrekten Regeln der Kunst. Die Folge: Sprachverfall. So argwöhnen zumindest die Kritiker von Rechtschreibreform und Anglomanie. Dabei ist das Deutsche seit eh und je ein großherziger und gewandter Gastgeber: Abkömmlinge aus dem (Alt-)Griechischen und Lateinischen, dem Französischen und Englischen prägen den täglichen Sprachgebrauch, ohne dass es irgendjemandem unangenehm auffiele.

Dennoch gilt es dabei einige Umgangsformen zu beachten, will man sich mit den willkommenen wie den unerbetenen Gästen nicht unnötig blamieren. Ageliki Ikonomidis hat sie für das Englische im Deutschen auf 102 gleichermaßen einprägsam wie humorvoll formulierten Seiten zusammengestellt. Das handliche Büchlein versammelt die wichtigste Regeln, etwa zur Groß- und Kleinschreibung, zur Zusammen- und Getrenntschreibung, zu Adjektiven und Verben oder zum Genitiv, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür aber übersichtlich und pragmatisch.

"Die Schreibung von Anglizismen orientiert sich grundsätzlich an deutschen Rechtschreib- und Grammatikregeln", wird der verunsicherte Leser gleich zu Beginn beruhigt. Dazu kommen zahlreiche stilistische Kniffe, um Originalzitate, Fremdwörter und Akronyme organisch ins Deutsche einzufügen. So kann, wer das gebräuchliche, aber falsche "LCD-Display" vermeiden will, einfach vom "LCD-Fernseher" sprechen oder schreiben. Auch vor dem so genannten Deppenleerzeichen, Wortmonstern wie "Art Directoren" oder "Einkaufszenter" sowie Pseudoanglizismen wird gewarnt: "Handy", "Beautyfarm", "Hometrainer" oder "Showmaster" sind uns allen geläufig, dürften beim Gesprächspartner auf der Insel oder in New York aber eher für Heiterkeit sorgen. Das gilt auch umgekehrt: "Nicht wirklich" ist ebenso wenig gutes Deutsch wie das importierte Futur ("Ich werde mich drum kümmern" statt "Ich kümmere mich drum"). Ach ja, und das Partizip II von "relaxen" lautet korrekt nicht "relaxed", sondern "relaxt". Wer das Original bevorzugt, der sollte es in Anführungszeichen oder gleich kursiv setzen.

Abgerundet wird der sehr empfehlenswerte Sprachguide durch einen hilfreichen Regel-Overview. Lediglich die etwas lieblos ausgewählten Cliparts stören den rundum positiven Gesamteindruck.

Ageliki Ikonomidis: Anglizismen auf gut Deutsch. Buske, 102 S., 9,95 Euro.

Bildquelle: Buske.

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Manche Wörter sind aber

Manche Wörter sind aber eine Bereicherung der Sprache, manche sind gar so speziell dass sie nur schwer mit einem deutschen Wort zu umschreiben sind. Mein Lieblingseinwanderungswort ist beispielsweise aus dem japanischen das Bokeh.

Bokeh

Nun müßte man bloß noch dahinterkommen, was das Bokeh so ist oder tut... :-)

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