Das habe ich nicht gebucht!

 

Japan ist eine Reise wert. Auch und gerade eine, bei der nicht nur touristische Sehenswürdigkeiten auf dem Programm stehen, sondern die auch einen Einblick in das tägliche Leben und das Tun von Menschen wie einem selbst ermöglicht!

Wirtschaftliche und technologische Motive für einen Besuch im Land der aufgehenden Sonne sind nur allzu offensichtlich: schließlich kamen von dort die PKWs, die gerade Deutschlands stolze Autobauer zeitweilig aus der Bahn kegelten. Dort lernten Roboter, sich wie Hunde und schließlich auch wie Hausdiener zu verhalten. Und die Züge fahren nicht nur schneller, sondern vor allem auch pünktlich ohne Wenn und Aber.

Das Erfolgsheimnis kann ein Besuch vor Ort zwar nicht endgültig erklären. Aber immerhin lässt sich aus Verantwortlichkeit für die jeweilige Aufgabe, Freundlichkeit und nicht zuletzt eine aufrichtige Liebe zum Detail ein Gefühl für das Entscheidende zusammenreimen.
Es gibt Automaten, die einem beim Vorbeikommen ein Heißgetränk anbieten, eine Stimme informiert über die Temperatur des Duschwassers, und im Stadtbus bezahlt man nur für genau die Distanz, für die man ihn auch wirklich benutzt hat.
Der öffentliche Raum ist sauber, die Menschen extrem hilfsbereit (wenn auch sehr zurückhaltend), und selbst ich als Frau denke nicht zweimal darüber nach, im Dunkeln mit Öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren.

Bei genauerem Nachdenken allerdings liegt ein Schatten über diesem Gefühl absoluter Sicherheit. Denn Japan ist Erdbebengebiet, und mein derzeitiger Standort, die Shizuoka-Präfektur, wird eines der Hauptschadensgebiete sein, wenn es losgeht.
"Es", das ist das große Tokai-Erdbeben, benannt nach der Subduktionszone der philippinischen unter die eurasische Platte etwas südwestlich von Tokyo. Für die Dekade von 2000 bis 2010 errechneten Forscher eine Eintritts-wahrscheinlichkeit von 35 bis 45 Prozent.

Erdbeben-Evakuierungsübungen, die nun nach den Beben in Indonesien hier durchgeführt wurden (und auch sonst regelmäßig durchgeführt werden), rufen das Unvermeidliche ins Bewusstsein. Wenn alle Stricke reißen - und das ist wohl mehr eine Frage der Zeit - werden hier in der Gegend über 7000 Todesopfer und 20.000 Schwerverletzte zu beklagen sein. Das habe ich nicht gebucht ;-(
So lange es noch nicht soweit ist, erscheint es aber durchaus spannend, sich mit den praktischen Präventionsmaßnahmen und der Wissenschaft hinter den Voraussagen zu beschäftigen. Dabei ergibt sich nicht zuletzt eine natürliche Anwendungsmöglichkeit des Web 2.0. Ein unvermeidlicher Zynismus kommt hier zum Tragen: Wie schlimm die Beschädigungen durch ein Erdbeben (die sog. "seismic intensity") sind, können nur Menschen beurteilen, keine Messgeräte!

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