Zwei Seelen?

Wenn es tatsächlich zum Äußersten kommt, wird in mindestens einem Reaktor in Japan der Kern schmelzen. Atomkritiker sprechen in diesem Zusammenhang gern vom GAU. Und einige, sogar Medienvertreter frohlocken schon mit dem schlagenden Argument, das eine Atomare Katastrophe im japanischen Fukushima ihnen liefern könnte.

Dabei steht in Japan gerade vor allem das Leben von Menschen auf dem Spiel. Das, was immer auf dem Spiel steht, wenn es auch um die zivile Nutzung von Atomkraft geht. Und das, was auch die Atomkraftgegner eigentlich schützen möchten. Allein deshalb scheint jeder Zynismus, jeder Versuch, die Lage zu instrumentalisieren, unangebracht.

Stattdessen stellen sich Fragen. Was sind die Alternativen zur Atomenergie? Hier bei uns in Deutschland und in Europa. Aber auch in Japan, das als dicht besiedeltes, sich über mehrere Klimazonen erstreckender Archipel noch viel größere Schwierigkeiten haben dürfte, einen tragfähigen Mix aus regenerativen und ggf. fossilen Energieträgern zu finden.
Natürlich können wir den Menschen raten, weniger Auto und mehr Fahrrad und Zug zu fahren. Das tun bei uns schon viele - und in Japan gefühlt noch mehr. Aber können - sollten und dürfen - wir beispielsweise einem Land vorschreiben, bis zur Lösung des Energieproblems auf wirtschaftlichen Fortschritt zu verzichten? Wieviel unsere materiellen Wohlstands wären wir für so etwas aufzugeben bereit?
Und weiter: Können wir der ganzen Menschheit verbieten, potenziell brisante Phänome zu erforschen?

Falls ja, müssen wir uns auch den positiven Seiten des Fortschritts - Krankheiten verlieren ihren Schrecken, Technik wird sicherer - verabschieden. Falls nein, wird der Einsatz vergleichsweise gefährlicher "Brücken"-Technologien ein Dilemma bleiben. Für welchen Grad an "gutem Zweck" diese dann als Mittel legitim sind, ist und bleibt eine schwierig zu beantwortende Frage.
Also befindet sich in der Brust nicht eine Anti-Atomkraft- und eine Seele für die Menschen. Sondern eine Seele im Angesicht eines apokalyptischen Desasters und seiner ethischen Begleiterscheinungen.

Möge Japan und möge den Menschen dort in diesem Ernstfall das Allerschlimmste erspart bleiben!

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