Die Pathologie der Spielplätze
Wer unsere Gesellschaft kennen lernen will, muss regelmäßig die Spielplätze konsultieren. An Werktagen zu 95% Mütter mit ihren Kindern, keine Männer, auch da, wo nur die Lohas hingehen. In den zwei Monaten Erziehungszeit fahren die meisten Männer, strategisch für sie angenehmer, mit der ganzen Familie in Urlaub oder man geht halt mal zu dritt auf den Spielplatz. Die Frauen wirken nicht gerade entspannt, ihnen sitzt nämlich die zusätzlich zu erledigende Erwerbsarbeit im Nacken. Geht man als Mann hin, dann wird man ignoriert und bietet den anwesenden Damen eine Projektionsfläche für ihren Neid -- der eigene Mann geht schließlich lieber arbeiten. Samstags ein ganz anderes Bild: eigentlich fast nur hyperaktive, auffällig liebevolle Männer mit ihren Kindern; sie bearbeiten ihr schlechtes Gewissen und strengen sich nun an, damit die eigene Frau auch einmal in Ruhe Duschen gehen kann oder sogar zum Friseur. Der Samstag ist kein guter Tag für Frauen, weil die dann als Projektionsfläche für die Herren dienen, die ja viel lieber in einer Kneipe dem Fußball folgen würden und endlich mal nach einer harten Arbeitswoche in Ruhe ein Bier trinken. Das ist, denkt man darüber nach, eine ziemlich eindeutige, aber doch niederschmetternde empirische Einsicht: für beide Geschlechter! Der Autor ist ist zwar kein Fußballfan, aber was er mit einem Samstag so richtig anfangen soll -- also ein Samstag mit Kleinkind! -- das steht dennoch in keinem der gängigen Soziologiebücher. Bei den Psychopathologen habe ich noch nicht nachgeschaut, soweit sollte es auch nicht kommen. Es herrscht jedenfalls theoretischer wie empirischer Nachholbedarf!