Hacker•Thriller•Action? - Groß!

"Who am I" wurde allerorten als Hackerfilm angekündigt. Doch die Kategorie, die manchem vom Gang ins Kino abgehalten hat, wir dem wirklich starken Streifen in keinster Weise gerecht. Er ist eine klassische Tragödie, in der es um Anerkennung, Liebe, Freundschaft und Verrat geht. Benjamin (Tom Schilling), die Hauptfigur, ist ein Genie im Cyberspace - und in jeder anderen Hinsicht ein Niemand. Als Teil einer Hacker-Bande schafft er es, in die BND-Systeme einzudringen. Als der Hack aber mit einem Mord in Zusammenhang gebracht wird, kommt er, statt Ruhm zu ernten, in Lebensgefahr. Und alle Versuche, durch immer kühnere Hacks dem Gegner zu entkommen, scheitern. Als er seine Bandenkollegen tot auffindet, klammer er sich an die Hoffnung, ist das Zeugenschutzprogramm der letzte Strohhalm, an den der zurückhaltende junge Mann sich klammert. Oder ist seine ganze Geschichte nur Kopfkino?
Neben actionhaften Episoden bietet "Who am I" viele überraschende Wenden auf, was den Streifen zu spannender Unterhaltung macht. Doch auch den Tempowechsel und die leisen Töne beherrscht Regisseur Baran bo Odar perfekt, so dass es nicht bei einem für die Zuschauer bedeutungslosen Ausflug in eine fremde Welt bleibt. Diese fremde Welt allerdings stellt bo Odar meisterlich in fast allegorischer Weise dar: das Hacker-Netz als New Yorker U-Bahn, verschlüsselte Passwörter in unbeschrifteten Briefumschlägen und Chats in bedrohlichen Computerstimmen. Einen Oskar wird der Film wohl nicht erhalten - aber hoffentlich einen Trend setzen in Richtung deutsches Kino, das ohne die typischen historischen Stoffe auskommt. Unbedingte Empfehlung!

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