Dezember 2007

sciencegarden blog

3. November 2007 | Frank Berzbach | 21:37

Managementkompetenz, lieber nicht

Manager bekommen 40 Millionen Euro Abfindung, wenn sie den Karren in den Dreck fahren. In Deutschland wird man, wenn man dann vor Gericht kommt, frei gesprochen. Warum will man eigentlich deren Kompetenzen auch außerhalb der Konzerne? Und sogar in der Wissenschaft? Noch schlimmer: Sogar in den Verlagen. In der deutschen Buchkultur werden die Lektoren langsam aber sicher zu “Produktmanagern”, also zu Marketingexperten, die dafür nicht ausgebildet wurden. Die denken dann über Geld nach, statt über Texte. Wissenschaftler, die dafür nicht ausgebildet wurden, sollen jetzt Manager werden. Unsinn! Ohne Lektoren gibt es keine guten Bücher, und die unlektorierten Fachbücher, die man in die Hände bekommt, beweisen das auf traurigste Weise. Kein Wunder, dass weniger gelesen wird. Wenn sich die Wissenschaftler der Zukunft mehr mit Maliks Managementphrasen beschäftigen als mit der Wissenschaft, dann haben wir bald gut organisierte Lehrstühle: allerdings ohne Forschungsinhalte. Und die sind dann vollends überflüssig. (Die BWL in St. Gallen natürlich ausgenommen). Wissenschaftler brauchen eine Befreiung von Organisationsaufgaben, die Institute brauchen also Geschäftsführer, die NICHT forschen: Damit die Forscher wieder forschen können.

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3. November 2007 | Frank Berzbach | 21:25

Fürs Leben lernen 1: Poker

„Man muss smart sein und mutig. Man muss sich ganz auf das Spiel konzentrieren, und deshalb hilft einem Poker, alle Probleme, die man hat, für ein paar Stunden zu vergessen.“ sagt der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo. Er ist 70, in der Bronx aufgewachsen und keiner schreibt besser. Poker ist „in“. Alle Studenten spielen es, sogar mit ihren Eltern. Erst im Spiel, so schrieb Friedrich Schiller, ist der Mensch ganz Mensch. Später kam der Homo ludens hinzu. Aber Hand aufs Herz: wer dachte an Poker? Ein Moralphilosoph würde fragen: Welche Eigenschaften sind nötig, um ein Spiel zu gewinnen? Ein Soziologe: Was sagt es über die Gesellschaft, wenn ein Spiel zur Massenbewegung wird? Um beim Poker zu gewinnen braucht man Beobachtungsgabe, gute Rhetorik und Eiseskälte des Gemüts. Vereinfacht: man muss lügen können. Andere müssen taxiert, hinters Licht geführt und schließlich besiegt werden. Es ist natürlich nur ein Spiel, was einen nicht daran hindert, anderen das Geld abzunehmen. Um das auch noch zu legitimieren gilt eine der unmoralischsten ethischen Regeln: Spielschulden sind Ehrenschulden. (Es ist also kein Spiel!). Poker ist also kein Spiel unter Freunden, deshalb spielt man lieber mit Unbekannten. Also im Internet oder auf Turnieren. Warum wird nicht Schach zum Trend? (Und endlich wieder zum Schulfach?) Nicht Glück, Rhetorik und Geld sind maßgebend, sondern Strategie, Intelligenz und Gedächtnis. Aber halt! Schach war im Ostblock verbreitet, also in Diktaturen. Es machte die Leute klug, und nur sehr kluge Leute überlebten den real existierenden Sozialismus, obwohl sie klug waren. Sie sahen nämlich die Schachzüge der staatlichen Organe voraus. Im Kapitalismus aber ist Klugheit gar nicht nötig um zu erkennen, dass es nur ums Geld geht. Nicht die Stasi bedroht uns, sondern Geldmangel. Und für diese Kultur reicht Poker völlig aus. Smart sein, mutig, vergessen können – die Tugenden von heute.

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3. November 2007 | Bert Brückmann | 14:03

Warum Management-Kompetenz für Wissenschaftler notwendig ist.

Ich habe ein interessantes kleines Interview gefunden mit Prof. Dr. Fredmund Malik vom Malik Managementzentrum St. Gallen zur Frage, warum ein Wissenschaftler heute auf jeden Fall über Management-Kompetenzen verfügen sollte. Herr Malik ist aktuell mit dem Aufbau eines Weiterbildungsprogramms bei der Fraunhofer Gesellschaft beschäftigt, dass eben solche Kompetenzen vermitteln soll.

Hoffentlich bleiben solche Bemühungen nicht nur auf die großen Forschungsinstitutionen beschränkt!

Das ganze gibt es auch als Audio-Datei zum Dowload.

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3. November 2007 | Frank Berzbach | 10:22

Weiß ist das neue Silber

Von meinem Küchenfenster aus schaue ich auf einen Parkplatz. Die letzten Jahre waren die meisten Automobile, die dort standen, silbern. Ein silbernes Auto symbolisierte lange die deutsche Variante der Feigheit. „Da macht man nichts falsch!“ Der Widerverkaufswert sei höher. (Das war der Grund und leider nicht der legendäre Silberpfeil.) Eine Frage der Ästhetik wird also im Lande Friedrich Schillers wieder einmal durch Nützlichkeitserwägungen verhunzt. Meine Eltern wollten vor zwei Jahren einen weißen VW Polo verkaufen. Jeder zweite Anrufer sagte: Nein, ein weißes Auto käme nicht in Frage. Der Wagen ging also unter Wert weg. Jetzt blicke ich auf den Parkplatz und sehe immer mehr weiße Autos. Die Autoverkaufsshows haben den Trend angekündigt: Weiß ist das neue Silber – und zwar bei Limousinen! Ich sah schon: einen Scheingeländewagen von Porsche in weiß, einen großen BMW-Komi, sogar einen großen Mercedes. In Südeuropa fahren die kleinen Leute weiße Kleinstwagen, es ist heiß dort. Aber große Autos haben Klimaanlagen, weiß ist da eigentlich nicht nur unpassend, sondern auch überflüssig. Die Fahrer großer deutscher Autos machen sich also die nächsten Jahre damit lächerlich, dass sie schöne Autos in einer unpassenden Farbe fahren. Porsche, Mercedes, BMW, Jaguar, Lexus, Land Rover, wahrscheinlich bald Ferrari in weiß! Die Farbe suggeriert Reinheit. Ein Auto aber mit 400 PS kann niemals rein sein. (Und wer 100.000 Euro für ein Auto ausgibt, kann keine weiße Weste haben.) Die Waschanlagenbesitzer werden sich freuen! Im Ausland wird man lachen. Menschen ästhetischen Geschmacks, gestern noch über die Monokultur silberne Autos klagend, werden weiter leiden müssen. Schön sind in Zukunft also die Fahrräder, nicht die Autos. Und zu hoffen bleibt, dass nicht bald auch die umweltfreundlichen, reinen, schwarzen (!) Gazelle-Hollandräder in weiß lackiert werden, nur weil Deutsche es wünschen.

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