Dezember 2007

sciencegarden blog

6. Dezember 2007 | Frank Berzbach | 11:22

his dark materials

Nur aus schlechten Büchern könne man gute Filme machen, meinte Jean-Luc Godard einmal. Und er hat noch immer recht: Die Verfilmungen von Herr der Ringe und auch von Harry Potter sind gelungen, weil die Romanvorlagen unterhaltsam sind, aber es sind aus literarischer Perspektive eher schlichte Werke. Jetzt ist “Der goldene Kompass” verfilmt, die Roman-Trilogie von Philip Pullman ist zweifellos besser als Tolkien und Rowling zusammen. Sie ist in der englischsprachigen Welt auch ähnlich populär. Der Film aber ist in gewisser Weise misslungen. Er glättet nämlich alles, was das Buch zu einem guten Buch macht: nicht nur eine scheinbar “kindgerechte”, seichte Handlung, sonder auch Ambivalenz und Grauen werden dem jugendlichen Leser zugemutet. Die jugendlichen Protagonisten bekommen ihre Welt nicht in den Griff. Pullman ist keiner der Jugendbuchautoren,  die ihre Zielgruppe für dumm halten, nur weil sie noch jung ist. Er führt in die Ästhetik ein, nicht primär in die Moral. Gut und Böse sind nicht haarscharf getrennt in der Trilogie “his dark materials”. Im Film ist alles wie gehabt, manche nennen es Unterhaltung: gute Menschen hier, böse dort, alles kantige wird weich gezeichnet. Der Film ist nur sehenswert wegen einer brilliant bösartigen Nicole Kidman, der man ewig zuschauen möchte. Das Drehbuch, die Geldgeber tragen wohl die Schuld: Vom Roman wurden zwar Teile der Handlung übernommen, aber völlig mutlos. Es lohnt sich also ausnahmsweise, nach dem Film auch noch das Buch zu lesen. Es ist einer der ganz wenigen Fantasie-Jugendromane, die es wert sind, diskutiert zu werden.

Kategorien: Allgemein |
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6 Kommentare »

  1. Heute abend gehe ich in den Film mit meiner Schwester. Habe die Bücher vor vielen Jahren verschlungen, allerdings hatte ich wie bei so vielen Triologien das Problem, daß der Autor sich mit dem letzten Band so ewig viel Zeit ließ.

    Freu mich jedenfalls sehr darauf, die Panzerbären zu sehen.

    Kommentar von rotfell — 6. Dezember 2007 @ 14:29

  2. Letzte Woche habe ich den ersten Teil der Triologie zuende gelesen. Eben komme ich aus dem Film und bin enttäuscht. Natürlich sind die Schauspieler karismatisch und Eva Green als Serafina großartig. Aber in der Tat hat mich an dem Buch auch die Grausamkeit und die krasse Haltung bzw.Rolle die der Kirche zugewiesen wird fasziniert. Im Film fehlen sämtliche Szenen die mich beim Lesen schockiert haben.
    Also lieber Harry Potter ansehen, die sind nämlich wirklich gut gemacht und Pullman unbedingt lesen!

    Kommentar von Jill Biokop — 6. Dezember 2007 @ 23:43

  3. Ich wüsste ja zu gern, wer sich Jill Biokop nennt?(Das ist ja fast wie: Jill Bioskop). Enki Bilal, guter Geschmack! Danke für die bestätigenden Rückmeldungen.

    Kommentar von Frank Berzbach — 7. Dezember 2007 @ 10:58

  4. Bei Bilal ging die Verfilmung “Immortel” leider auch ziemlich in die Hose…

    Kommentar von Bert Brückmann — 7. Dezember 2007 @ 23:01

  5. Also, ich fand ihn nicht schlecht. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, war das Ende, bei dem sie sich die letzte Wendung irgendwie gespart haben. Was soll denn das? Das Ende vom Buch war super und im Film wird es so … vereinfacht. Ansonsten war ich zufrieden.

    Kommentar von rotfell — 8. Dezember 2007 @ 14:30

  6. Man…das heißt natürlich auch BioSkop. Es lag einfach zuviel Staub auf dem S beim ersten Kommentar.

    Wer hat denn Persepolis angesehen. Lohnt es sich oder sollte man als Fan des Comic lieber die Augen davon lassen?

    Kommentar von Jill Bioskop — 13. Dezember 2007 @ 22:06

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