Dezember 2007

sciencegarden blog

14. November 2007 | Christoph Scherber | 13:39

Die Verbachelorisierung Deutschlands

Ein Qualitätssprung mag es ja gewiss sein - Bachelor hier, Master da. Nur die Frage ist, ob dieser Sprung nach oben oder nach unten geht. Sie wissen nicht, was ich meine? Dann kommen Sie doch mal in meine neue Vorlesung “Agrarökologie”. Da sitzen Studenten aus fünf verschiedenen Studienrichtungen gleichzeitig im Publikum - eine bunte Mischung aus Erstsemestern und Leuten, die schon kurz vor dem Diplom, pardón, Masterabschluss stehen.

Und nun stellen Sie sich mal vor, Sie wollen diesem breiten Spektrum an Leuten gleichzeitig gerecht werden. Nun, man versucht es natürlich - so gut es eben geht. Aber man kann eben fast keine Vorkenntnisse mehr voraussetzen - ganz anders als zu Zeiten des Diploms. Da musste jeder Studierende im Grundstudium Mathe, Physik, Chemie und Biologievorlesungen hören, und man konnte die Leute irgendwie verschiedenen Studienrichtungen zuordnen. Aber jetzt? Für die einen ist alles, was ich erzähle, Schnee von gestern; wiederum andere kommen zu mir und monieren, das alles wären ihnen zu viele Fachbegriffe.

Natürlich, es gibt keinen Weg mehr zurück - und international anerkennbare Abschlüsse brauchen wir allemal. Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es zumindest schwierig, ein für alle akzeptables Niveau in eine Lehrveranstaltung zu bringen. Also: Niveau hoch, auf die Gefahr hin, dass keiner mehr etwas versteht? Dann wären wir zurück bei dem Mangel, den wir eigentlich beseitigen wollten. Oder: Am besten, wir setzen an den Unis einfach Gymnasiallehrer ein. Die haben das wenigstens gelernt.

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10. November 2007 | Christian Dries | 20:06

Lehre lernen

Im Jahr 2001 gründete das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg,
in dessen Hoheitsbereich so viele Eliteunis liegen wie in keinem anderen Bundesland, das HochschulDidaktikZentrum HDZ. Seit diesem Jahr wird es von den beteiligten neun Universitäten, darunter Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe, selbst getragen. Insbesondere junge Lehrende, aber auch arrivierte Professoren (die es häufig nötiger haben…), können dort in einzelnen Veranstaltungen oder in einem berufsbegleitenden Kurs von zwei bis drei Jahren Dauer lernen, wie man eine gute Prüfung abhält, einen spannenden Vortrag hält oder ein Team führt. Dass gute Lehre und gut geschulte Lehrende zur akademischen Exzellenz gehören, spricht sich inzwischen - zum Glück! - immer mehr herum. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik e.V. und auf hochschuldidaktik-on-line.

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9. November 2007 | Frank Berzbach | 13:21

Verlage bedrohen die Buchkultur

In meinem Briefkasten lag heute kostenfrei ein Buch, das mir der Verlag zusendet mit der Bitte, Feedback zu geben. Verlage wenden sich an Dozenten, weil die Multiplikatoren sind. Das ist gängig und kein Problem. (Warum sollen nur Journalisten Bücher geschenkt bekommen?) Aber langsam platzt mir der Kragen: Gerade die Fachverlage schaffen ihre Lektorate ab, und was man dann zu lesen bekommt, das ist von seiner Form und Stilistik katastrophal. Nun liegen diesen Büchern Fragebogen des Verlages bei: “Wo werden Sie dieses Buch einsetzen?” Ich möchte an alle Verlage ohne Lektorat zugleich verkünden: ICH VERWENDE DIESE BÜCHER GAR NICHT. Der Bildungsauftrag der Dozenten besteht darin, Studierende vor diesen “Fachbüchern” zu schützen. Wer nicht richtig zitieren kann, sollte lieber nicht schreiben. Wer Kurzliteraturhinweise benutzt, die im Literaturverzeichnis nicht zu finden sind, kann sich die Quellenangabe gleich sparen. Wenn Verlage tatsächlich die improvisierten Grafiken der Autoren gleich abdrucken, ohne diese in die Hände von Grafikern zu geben, dann kann dabei nichts rauskommen. Die Misere ist aber keine, die die Autoren verursachen. Gerade in der Wissenschaft gilt: Verständlich schreiben können die Autoren nur selten. Es gibt Verlage überhaupt nur deshalb, weil das Büchermachen zwangsläufig eine Koproduktion ist: Autoren, Verleger, Lektoren, Vertrieb, Buchhandelsvertreter, Buchhändler. Der ärgerliche Mist, der sich zwischen Buchdeckeln auch ehemals renommierter Verlage findet, bedroht inzwischen die ganze Branche. Diese Druckerzeugnisse unterschreiten von der Form das Niveau von Vordiplomsarbeiten. Hausarbeiten mit einer solchen Zahl an Fehlern, müsste ich mit “mangelhaft” bewerten. Wie soll man mit solchen Büchern lehren? Warum dafür noch Geld bezahlen? Den Verlagen scheint die Gefahr noch nicht bewusst zu sein: Warum sollten Autoren nicht zukünftig einen freien Lektor bezahlen und ein ordentlichen pdf selbst online stellen? Das ist billiger als die Druckkostenzuschüsse und es ist besser im Ergebnis. Nicht das Fernsehen und das Internet bedroht die Buchkultur, sondern Verlage, die “Produktmanager” statt Lektoren beschäftigen. Dabei heraus kommen leider nur schlechte Produkte, aber nicht mehr gute Bücher.

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