Dezember 2007

sciencegarden blog

23. November 2007 | Joachim Jachnow | 09:42

Abrissreif

Die meisten Seminarräume, an die ich mich erinnere, atmeten nicht den Muff von tausend Jahren, allerdings den von wenigstens dreißig. Schon als Grundstudent lernte man, dass in diesem Land kein Geld mehr vorhanden ist, um seine Akademiker in menschenwürdigen Räumen unterzubringen. Verfallene Außenfassaden, bröckelnde sanitäre Anlagen und Assistenten, die sich ihr Büro zu zweit oder zu dritt teilen, sind nichts Außergewöhnliches.

Einst spiegelte sich das hohe gesellschaftliche Ansehen der Universität in ihren Bauten. Freiburg, Bonn, erst recht Berlin oder München zeugen heute noch durch ihre Schloss- bzw. schlossartigen Bauten von diesem längst vergangenen Geist. Lassen die heutigen Hochschulbauten und ihr erbarmungswürdiger Zustand umgekehrte Rückschlüsse zu? Dies steht zu befürchten.

Zugegebenermaßen geben sich nun seit der sogenannten “Exzellenz-Initiative” (in der Hoffnung auf ungekannte Geldsegen) einige Universitäten bauliche Mühen, auch ihr äußeres Erscheinungsbild aufzupolieren. Bislang sind das aber eher potemkinische Dörfer. Versammlungsräume für Studenten - an jeder britischen Universität eine Selbstverständlichkeit - gibt es in Deutschland nicht. Einen Salon für die Dozenten, in dem sie mal miteinander und nicht nur übereinander reden? Fehlanzeige. Der deutschen Universität fehlen Räume zur Kommunikation.

Daher ist es mehr als begrüßenswert, dass das Fraunhofer-Institut vom 27. - 28.11.2007 unter dem Titel Räume für Wissensarbeit - Zukunftsweisende Architektur für die Wissensgesellschaft in Dresden eine Konferenz ausrichtet, in deren Mittelpunkt solche und ähnliche Fragen stehen werden. Hoffentlich unter Teilnahme zahlreicher Rektoren, Hochschul- und Finanzpolitiker!

Kategorien: Events, Hochschule | Tags: , | Kommentare (2)
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31. Oktober 2007 | Christian Dries | 15:27

Vom Aderlass zum Untergang

Der Deutsche an sich hat bekanntlich ein Faible für Melancholisches im Weltmaßstab und Untergangsszenarien aller Art. Da darf ein vorzeitiger Nachruf auf die deutsche Universität, die sich gerade anschickt, zur Elite aufzusteigen, nicht fehlen.

Wer nämlich abseits der Lobreden auf die neuerdings wie Pilzflechte erblühende akademische Exzellenz in unserem Land schaut, traut seinen Augen nicht: Die jungen Nachwuchskräfte verlassen die Universität in Scharen, besonders in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Überall und ganz gleich, mit wem man spricht: Die Ernüchterung ist groß. Und es sind - vorsichtig formuliert - nicht die Schlechtesten, die der Alma Mater spätestens nach der Promotion entsagen, um ihr Glück (und ein halbwegs gefülltes Bankkonto) andernorts zu suchen. Nicht, weil man in Deutschland grundsätzlich keine gute Forschung (mehr) betreiben könnte. Sondern vor allem, weil der einst so attraktive Beruf des Hochschullehrers - für welche anderen Berufe haben Menschen je so große Entbehrungen auf sich genommen? - zunehmend überfrachtet wird: mit bürokratischem Papierkram, Gremiensitzungen und Managementaufgaben. Auf der Strecke bleibt wie immer das Wesentliche. Und die Gehälter sind auch nicht gerade gestiegen (sondern, unter dem Deckmantel der Flexibilisierung nur notdürftig kaschiert, für viele eher abgesackt).

Fazit: Wenn wir nicht Acht geben, wird der dramatische Aderlass der deutschen Universitäten alsbald in einem veritablen Untergangsszenario münden. Und das dürfte nicht nur dem zarten Exzellenzpflänzchen überhaupt nicht gut bekommen.

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31. Oktober 2007 | Frank Berzbach | 12:29

In die Schule gehen

Ist Sprache eigentlich verräterisch? Neulich hörte ich einen Bachelor-Studenten, wie er seine Kommilitonen “Mitschüler” nannte. “Schüler?”, fragte ich. Er wusste nicht, worüber ich mich wunderte. Das ist natürlich einfacher auszusprechen, vom Schreiben abgesehen. Tja, so gehts. Auch gibt es keine Fragen nach dem Inhalt von Seminaren mehr. Was denn klaussurrelevant sei, wie hoch der Workload, wieviele Creditpoints es gebe, zum Beispiel für “Mediensoziologie” oder “Kreatives Schreiben”. Das Vorlesungsverzeichnis sollte also eigentlich gleich als Quartett erscheinen: “Medien” schlägt “Habermas”. Finde ich alles nicht schlimm, mein Studium liegt hinter mir. Nur: Es sollten doch bitte andere Leute unterrichten an den Hochschulen. Könnten die Quereinsteigerprogramme für Lehrer nicht gleich die Hochschulen mitversorgen? Die fällige Antwort auf “Schüler” sind “Lehrer” und nicht Professoren. Lehrer können besser unterrichten, dafür darf man sie schlechter bezahlen — ein Vorteil für die Hochschule. Die Lehre soll verbessert werden, es gibt also kein Gegenargument.

Kategorien: Allgemein, Hochschule | Tags: | Kommentare (1)
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