Dezember 2007

sciencegarden blog

20. November 2007 | Frank Berzbach | 16:42

Museum der Nachdenklichkeit

Wer schon immer einmal ins schönste Museum der Welt wollte, der kann jetzt in Köln aussteigen. Gemeint ist nicht der Kölner Dom (mit den schönsten Kirchenfenstern der Welt, Gerhard Richter sei Dank), sondern das einen Steinwurf weiter gelegene neue Dommuseum “Kolumba”. Der Architekt Peter Zumthor hat um die Ruine einer uralten Kapelle herum ein Haus entworfen, das seine Besucher in meditative Ruhe versetzt. Alles ist hier überzeitlich. Statt vieler Kunstwerke auf wenig Raum, wie es der neue Trend der Best-of-Art-Shows diktiert, sind wenige Werke in großen Räumen verteilt. Und dies, fast wie auf den Gemälden von Raffael, in vollkommener Harmonie: Architektur, Kunstwerke, selbst der Ausblick sind wunderbar. Zwischen Mittelalter und Andy Warhol ist auch zeitlich der Raum weit. Wer den grandiosen Bau verlässt, steht mitten im quirligen Zentrum der Stadt. So ähnlich muss sich die Vertreibung aus dem Paradies angefühlt haben.

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20. November 2007 | Christian Dries | 10:50

Wissenschaft für alle

Wissenschaft ist nicht nur für Wissenschaftler ein mitunter hartes Geschäft, ihre Ergebnisse sind auch für interessierte Laien oft nur schwer verdaulich. Esoterische Fachsprachen verhindern den Dialog mit der Gesellschaft. Die Klaus Tschira Stiftung, die sich der Förderung von Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik verschrieben hat, will diesen Missstand angreifen und lobt jedes Jahr bis zu sechs Preise à 5.000 Euro für verständlich dargestellte Forschung aus. Den PreisträgerInnen winkt zudem eine Veröffentlichung ihrer Beiträge in einem Sonderheft von “Bild der Wissenschaft”.

Zu den Teilnahmebedingungen geht’s hier. Viel Erfolg!

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16. November 2007 | Bert Brückmann | 21:06

Leseempfehlung: Ehre, wem Ehre gebührt? Wissenschaftliche Publikationen und das Gerangel um die “Pole Position”

Marc Scheloske vom Blog Wissenswerkstatt erörtert sehr informativ den Prestigekampf unter Forschern um die Platzierung in den Autorenlisten wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Sehr lesenswert!

  • Zum Artikel in der Wissenswerkstatt
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14. November 2007 | Christoph Scherber | 13:39

Die Verbachelorisierung Deutschlands

Ein Qualitätssprung mag es ja gewiss sein - Bachelor hier, Master da. Nur die Frage ist, ob dieser Sprung nach oben oder nach unten geht. Sie wissen nicht, was ich meine? Dann kommen Sie doch mal in meine neue Vorlesung “Agrarökologie”. Da sitzen Studenten aus fünf verschiedenen Studienrichtungen gleichzeitig im Publikum - eine bunte Mischung aus Erstsemestern und Leuten, die schon kurz vor dem Diplom, pardón, Masterabschluss stehen.

Und nun stellen Sie sich mal vor, Sie wollen diesem breiten Spektrum an Leuten gleichzeitig gerecht werden. Nun, man versucht es natürlich - so gut es eben geht. Aber man kann eben fast keine Vorkenntnisse mehr voraussetzen - ganz anders als zu Zeiten des Diploms. Da musste jeder Studierende im Grundstudium Mathe, Physik, Chemie und Biologievorlesungen hören, und man konnte die Leute irgendwie verschiedenen Studienrichtungen zuordnen. Aber jetzt? Für die einen ist alles, was ich erzähle, Schnee von gestern; wiederum andere kommen zu mir und monieren, das alles wären ihnen zu viele Fachbegriffe.

Natürlich, es gibt keinen Weg mehr zurück - und international anerkennbare Abschlüsse brauchen wir allemal. Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es zumindest schwierig, ein für alle akzeptables Niveau in eine Lehrveranstaltung zu bringen. Also: Niveau hoch, auf die Gefahr hin, dass keiner mehr etwas versteht? Dann wären wir zurück bei dem Mangel, den wir eigentlich beseitigen wollten. Oder: Am besten, wir setzen an den Unis einfach Gymnasiallehrer ein. Die haben das wenigstens gelernt.

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13. November 2007 | Birgit Milius | 09:08

Time Management

Randy Pausch ist 46 Jahre, Vater dreier kleiner Kinder und Professor of Computer Science, Human-Computer Interaction, and Design an der Carnegie Mellon Universität. Er wird innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate an Bauspeicheldrüsenkrebs sterben. Im September 2007 verabschiedet sich Randy Pausch von seiner Universität mit einer Last Lecture: Live your childhood dreams (http://www.cs.cmu.edu/~pausch/). Mit dieser Vorlesung wurde Randy Pausch über Nacht in den USA bekannt. Er gab Interviews, wurde in Zeitungen portraitiert, zu Ophra, der Talkqueen Amerikas, eingeladen. Tausende haben sich die Vorlesung im Internet angeschaut.
Dass Professor Pausch auch früher schon überzeugend und unterhaltsam vorgetragen hat, zeigt seine Time Management Vorlesung von 1998. Nicht, dass der Inhalt tatsächlich neu ist. Es ist vielmehr der virtuelle” Tritt in de Hintern”. Ja, natürlich muss man sich konzentrieren, und ja, er hat recht, dass viele kurze Unterbrechungen der Tod von konzentrierter Forschung sind und ja, gute Organisation ist alles. Aber es kann nie schaden, dies auf unterhaltsame Weise noch mal erzählt zu bekommen.
Die Links zum Video sowie zu den Vorlesungsfolien findet man unter http://www.cs.virginia.edu/~robins/Randy/ .

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12. November 2007 | Bert Brückmann | 22:25

Forschung hautnah - die Nacht der Wissenschaft in Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen

Nacht der Wissenschaft

Bildquelle: Bert Brückmann

Am vergangenen Samstag haben die Städte Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen zum ersten Mal gemeinsam eine “Nacht der Wissenschaft” ausgerichtet. Wie das bundesweit etablierte Konzept der Museumsnächte, hatten an diesem Abend Universitäten, Hochschulen, Institute sowie viele Unternehmen in den drei Städten ihre Pforten für die Öffentlichkeit geöffnet.

Normalerweise bin ich kein Fan solcher “Nächte der offenen Tür”. Die Programme sind oft uferlos und der Versuch, es inhaltlich jedem Recht zu machen, endet nach meinem Geschmack immer wieder im Gegenteil. Davon abgesehen lässt ab 21:00 mein Interesse an einer Auseinandersetzung mit komplizierten Dingen rapide nach…

Doch diese Nacht war eine tolle Überraschung. Himmel und Menschen strömten durch viele der Forschungsstätten und sehr engagierte Wissenschaftler zeigten, wie faszinierend Wissenschaft sein kann. Das Programm war natürlich nicht zu bewältigen an einem Abend. Aber egal, einfach losgehen, schauen, Vorträge anhören, mit Wissenschaftlern diskutieren, von deren Fachgebiet ich noch nie etwas gehört hatte. Nach drei Stunden hätte ich mich bedenkenlos sofort wieder für vier oder fünf Fächer an der Uni einschreiben können. Das Fieber der Neugier war wieder da.

Worauf will ich hinaus? Wenn man junge Menschen für Wissenschaft begeistern und der breiten Öffentlichkeit gegenüber rechtfertigen möchte, wofür Forschungsgelder ausgegeben werden, dann kann ich solche Events nur empfehlen! Wissenschaft hautnah erlebbar machen und das direkte Gespräch ermöglichen. Dann klappt es auch mit dem akademischen Nachwuchs;-)

11. November 2007 | Frank Berzbach | 09:54

Das Lächeln der Bäckersfrau

Für L.M.R.

Vorm Frühstück gibt es nur Interaktion mit einem Menschen: der Dame hinter der Bäckertheke. Ein sensibler Moment also. Ich gehe nicht mehr zum Bäcker, aus psychologischen Gründen. Nicht weil die Verkäuferinnen unfreundlich sind wie früher, sondern weil sie freundlich sind. Das ist doch eigentlich wunderbar: noch verschlafen ins lächelnde Gesicht einer schönen Verkäuferin zu schauen, fast wie in Frankreich. (Dort sind ja bekanntlich alle Frauen schön.) Aber genau die haben mich in eine Falle gelockt und nun esse ich täglich Müsli. Zum ordentlichen Frühstück gehörte sonst eine Alibischnitte Vollkornbrot. Dann aber: Ein helles Brötchen mit Nutella. Oft ging ich daher zum Bäcker und bestellte ein Brötchen. Und dies scheint, aus der Perspektive der Verkäufer(innen), so unerhört, dass sie anfingen, mich in Privatgespräche zu verwickeln. Erst noch zurückhaltend: „Das ist nicht viel.“, sagte mir eine junge Dame. Aber schon am nächsten Tag: „Ihre Frau ist sicher verreist, oder?“. Da ich nicht darüber Auskunft geben wollte – sie isst Müsli – schwieg ich einfach. “Ach, Sie leben sicher allein.” Ich bin jetzt der Kunde, der täglich ausgehorcht, kommentiert oder gleich erzogen wird. „Ein Brötchen, davon können Sie doch nicht satt werden!“ meinte eine sonst umgängliche Dame zu mir. Die neue Verkäuferin drehte es so: „Ja, da sieht man es, deshalb bleiben Sie so schlank, nur ein Brötchen. Reicht völlig aus.“ Das ganze Frühstück quälte mich mein schlechtes Gewissen und Nutella kaufe ich jetzt nicht mehr beim Bäcker, sondern verborgen im Supermarkt. Heute aber war ich das letzte Mal beim Bäcker. Die Diskriminierung dort übersteigt das für mich im Halbschlaf aushaltbare Maß. Auf meine Bestellung von einem Brötchen sagt ein junger Verkäufer (!) vor umstehenden Kunden zu mir: „Noch immer solo, was? Na, essen Sie mehr, dann kommen Sie zu Kräften!“

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10. November 2007 | Christian Dries | 20:06

Lehre lernen

Im Jahr 2001 gründete das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg,
in dessen Hoheitsbereich so viele Eliteunis liegen wie in keinem anderen Bundesland, das HochschulDidaktikZentrum HDZ. Seit diesem Jahr wird es von den beteiligten neun Universitäten, darunter Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe, selbst getragen. Insbesondere junge Lehrende, aber auch arrivierte Professoren (die es häufig nötiger haben…), können dort in einzelnen Veranstaltungen oder in einem berufsbegleitenden Kurs von zwei bis drei Jahren Dauer lernen, wie man eine gute Prüfung abhält, einen spannenden Vortrag hält oder ein Team führt. Dass gute Lehre und gut geschulte Lehrende zur akademischen Exzellenz gehören, spricht sich inzwischen - zum Glück! - immer mehr herum. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik e.V. und auf hochschuldidaktik-on-line.

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10. November 2007 | Frank Berzbach | 19:52

Nieselgrieselnovember

“Samstag ist Selbstmord” sangen Tocotronic einmal: und der Blick raus in diesen November lässt einen so eine Zeile gleich verstehen. Warum darf man eigentlich nie übers Wetter reden? Den ganzen Tag habe ich mir eingeredet, übers Wetter dürfe ich nicht schreiben, das sei “kein Thema”. Da gerät man in den Verdacht, nur Smalltalk abzusondern. Dabei prägt das Klima ungemein: Menschen haben Beschwerden, wenn es zu kalt, zu nass, zu heiß ist. Die Kleidung und geistige Getränke unterscheiden sich, sobald man die Klimazone wechselt. Über Wolkenformen, Terperaturfühligkeit, den Wechsel von Sonnenschein und dicken Wolken, Farbverläufe des Himmels, weite Ausblicke nach einem Regen und die Jahreszeiten sind Gedichte geschrieben, Musik komponiert, Bilder gemalt, Fotos gemacht worden. Nur REDEN darüber soll oberflächlich sein? Völlig falsch! Im November zum Beispiel ziehen sich die Farbwerte so sehr aus der Landschaft, dass Menschen schwermütig und antriebsschwach werden. Manche hören auf ihrem iPod allein aus Protest gegen das Wetter nur noch Shakira, in Kolumbien gibt es keinen Herbst. Jeden morgen und jeden Abend am Bahnsteig zu frieren (”die S9 hat ca. 15 bis 20 Minuten Verspätung, wir bitten um …”), das ist nicht oberflächlich, sondern es friert einen bis auf die Knochen. Das ist existenziell, darüber muss man doch sprechen! Frauen frieren ja immer, aber jetzt frieren alle — ein Verschärfung der Lage. Könnte man gegen ein nieselregengraues Deutschland eine NGO gründen, ich wäre dabei. Natürlich ist das quatsch, aber nur Fantasielose flüchten in die Realität (meinte Arno Schmidt). Dem Thema sollten sich die Klimaleute einmal ordentlich widmen: ihnen fehlt im Nebenfach die Psychologie. Dabei hat die Wettervorhersage oft schlimmere Folgen als ein Horoskop. Und an schlimmen Tagen, da stimmen sogar beide. 

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9. November 2007 | Frank Berzbach | 23:07

Den Kulturpessimismus versalzen

“Ilsebill salzte nach.”, so der erste Satz von Günter Grass’ Der Butt. Es ist, so will es die Jury aus Fersehmoderatorin, Richterin, Handballtrainer und anderen, der schönste erste Satz der deutschen Literatur. Völlig berechtig, egal, wer in der Jury sitzt. Die, die Grass nicht mögen, hassen meist die auf Krawall gebürstete “öffentliche Person”. Aber ein Blick in seine Romane, wenn sie ihn wagen würden, wird auch sie in Verzücken setzen. Es hätte aber dennoch auch ein anderer Satz werden können, es gibt sehr viele schönste erste Sätze. Patricia Highsmith hat nicht ohne Grund über die Energie, die Schriftsteller eigens für den Romaneinstieg verwenden, einen schönen Essay verfasst. (”Der erste Entwurf” in Über Patrica Highsmith, Diogenes, Zürich: 1980) Aber egal welcher Satz nun prämiert wurde, der Wettbewerb schleift vor allem Kulturpessimisten die Schneidezähne ab. 17.000 Menschen haben sich beteiligt und Begründungen eingereicht. Ja, Sie lesen richtig: Siebzehntausend lesen und lieben nicht nur die deutsche Literatur, sie schreiben sogar darüber. Sehr schade, dass es dazu am Ende dann doch eine FERNSEH-Gala geben musste, aber was solls. Auch Fernsehzuschauer können dann nicht mehr ignorieren, dass andere lieber nicht verpassen, was sie verpassen würden, wenn sie das Fernsehen einschalten. Große erste Sätze zum Beispiel in endlos vielen grandiosen deutschen (!) Romanen. Wie den von Irmgard Keun aus Nach Mitternacht von 1937, ein Exilroman: „Einen Briefumschlag macht man auf und zieht etwas heraus, das beißt oder sticht, obwohl es kein Tier ist.“ Hätte auch gewinnen können, oder? Aber doch gut, dass Grass gewonnen hat, es ist nämlich überfällig, endlich über sein Werk und nicht nur über seine Person reden, lesen und schreiben zu können. (Für Grass Fans ist der gerade erschienene Briefwechsel mit Uwe Johnson empfehlenswert.) Günter G. ist der einzige deutsche Autor nach Goethe und Thomas Mann, der im Chor der Weltliteratur laut mitsingt. Das wird jeder nachempfinden, der mehr als die Zeitung und mehr als den ersten Satz liest. Im Butt geht es nämlich weiter: “… Bevor gezeugt wurde, gab es Hammelschulter zu Bohnen und Birnen, weil Anfang Oktober. Beim Essen noch, mit vollem Mund sagte sie: ‘Wolln wir nun gleich ins Bett oder willst willst du mir vorher erzählen, wie unsre Geschichte wann wo begann?’ Ich, das bin ich jederzeit. …” Also auch noch der beste zweite Satz, usw.

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