Am Kiosk gibt es viele Zeitungen, früher hat man (vielleicht aus Gewohnheit) auch DIE ZEIT gekauft. Das ist leider vorbei. Zum einen gibt es die FAS — darin finden sich lesenswertere Beiträge. Zum anderen bin ich zu jung geworden. Die 80-jährigen haben die ZEIT übernommen, angeführt von Helmut Schmidt. Der doziert und schreibt nur über sich. Das ist interessant, aber nicht im redaktionellen Teil. Und nicht jede Woche. Dann sind da noch andere Redakteure, die geistig-habituell 80-jährige imitieren: also auch nur noch über sich selbst schreiben. Oder über ihre großartige Zeitung. Da ich die Autoren nicht persönlich kenne, hat das aber keinen Mehrwert. Die Aussage, wie unglaublich wichtig DIE ZEIT ist, bleibt schließlich leer. “Beschreiben, nicht behaupten!” lautet doch eine journalistische Tugend. Ich wollte eine Sammlung dieser selbstbezüglichen ZEIT-Passagen angelegen, aber die wächst so schnell, dass ich wieder aufgeben musste. Der Leser ist ein Gewohnheitstier: ich traure der ZEIT also auch nach. (Dieter E. Zimmer oder Gunter Hoffmann, beide sehr lesenswert!) Aber Dreizwanzig für eine versteckte, informative Spalte des Redaktionspraktikanten? Einen Text in einer Zeitung suchen, der nicht in den ersten vier Absätzen den Autor selbst thematisiert (und in den folgenden die ZEIT lobt)? Nein, nein — die ZEIT lese ich erst wieder, wenn ich alle Redakteure persönlich kennen gelernt habe, dann lassen sich Selbstaussagen zuordnen. Früher war der RHEINISCHE MERKUR keine ernsthafte Konkurrenz, inzwischen ist es aber die anregendste Wochenzeitung, die am Kiosk ausliegt. Vielleicht erscheint dort eines Tages der Nachruf auf die ZEIT …