Anthropologie
Lebenszeichen 2011: Kalender der bedrohten Völker
Der im vergangenen Jahr verstorbene Anthropologe Claude Lévi-Strauss (1908 -2009) sah zuletzt sein Fach im „Verschwinden" begriffen. Das in der europäischen Eroberung und Kolonialisierung wurzelnde Vorhaben, „alle menschlichen Erfahrungen einzusammeln“, sei an ein Ende gekommen, da „keine der menschlichen Erfahrungen, von denen wir wissen können, von der westlichen Kontaminierung frei“ sei.
Tatsächlich scheint es, dass kaum noch ein Winkel des Planeten vor dem großen Vernichtungswerk des Westens, alles Andersartige sich einzuverleiben, verschont bleibt: Kaum ein Landstrich ohne Satellitenfernsehen, kaum noch ein Volk oder Menschengruppe, die unabhängig vom kapitalistischen (Welt-)Markt, für sich wirtschaften können.
Gewaltsame Landvertreibungen oder schleichende Umweltzerstörungen bedrohen genauso wie subtiler wirkende "Softpowers" der kulturellen Hegemonie ganz unterschiedliche Völker, die ihr Kulturgut gegen die "Kontaminierung" zu behaupten versuchen.
Für sie setzt sich hierzulande die Gesellschaft für bedrohte Völker ein, indem sie diesen ein Sprachrohr ist, Menschenrechtsverletzungen an kulturellen Minderheiten anklagt und ihnen Hilfestellung gibt.
Auch dieses Jahr gibt die Gesellschaft einen Kalender heraus, der die Öffentlichkeit informieren will und jeden Monat ein anderes Volk in seinem Behauptungskampf dokumentiert: 13 DinA3-Bögen stellen in Porträts und Momentaufnahmen so unterschiedliche Völker wie Inuits, Kayapó oder Saharauis vor, deren Schicksale uns kaum bekannt sind.
Auf den Kalenderblatt-Rückseiten finden sich auführliche Informationen zu den Problemen, Erfolgen oder Rückschlägen im Ringen der Völker um ein selbstbestimmtes Leben. Ergänzt werden diese Berichte - etwa über den Irokesenbund, Irakisch-Kurdistan, die Republik Tuva in Sibirien oder das Autonomiemodell Südtirol – durch Informationen über die jeweilige Menschenrechtslage.
Wer im kommenden Jahr 2011 seinen kulturellen Horizont weiten und dies noch mit einem guten Zweck verbinden möchte, kann den Kalender auf der Homepage der Gesellschaft bestellen .