Guttenberg
Causa Guttenberg: Schattenwürfe auf das deutsche Wissenschaftssystem
Dirk Matten, in Düsseldorf promovierter Betriebswirtschaftswissenschaftler und Inhaber des Hewlett-Packard-Lehrstuhls für Corporate Social
Responsibility an der Schulich School of Business der York University in
Toronto, Kanada, hat einen distanzierten Ausblick auf die Causa Guttenberg. Eine solche Optik kann, wie man weiß, der Erkenntnis förderlich sein.
Und so weist Matten in einem lesenswerten Kommentar für Spiegel Online zu Recht darauf hin, dass bei aller Hähme, die ob seines akademischen Vergehens nun auf Herrn zu Guttenberg einprasselt, kaum jemand über die Beihilfe spricht, die das deutsche Wissenschaftssystem in der ganzen Angelegenheit geleistet hat.
Vielleicht sollte man das Exempel Guttenberg nicht nur zum Anstoß nehmen, über Wahrheit und Lüge in der Politik, das Promotionsansinnen von Politikerinnen (wie z.B. Kristina Schröder) und Wirtschaftsführern oder anti-intellektuelle Ressentiments der Bevölkerung zu debattieren. Es wird höchste Zeit, dass auch die Wissenschaft in sich geht: Doktorarbeiten, die von ihren Betreuern benotet, aber vielleicht nicht einmal gelesen werden, Graduiertenschulen, die im eigenen Saft schmoren, Gefälligkeitsgutachten für eigene Schützlinge etc. pp. desavouieren einen in Deutschland erworbenen Doktorgrad wohl nicht weniger als ein ministerielles Plagiat.
Causa Guttenberg - offener Brief an Angela Merkel
Während der Druck auf Bundesselbstverteidigungsminister zu Guttenberg beinahe stündlich wächst, und inzwischen auch hochrangige Wissenschaftsvertreter einen Betrüger nennen, was ein Betrüger ist, sammeln Deutschlands DoktorandInnen im Internet Unterschriften unter einen offenen Brief an Dr. Angela Merkel.
Darin wird der Kanzlerin in vorzüglichen Worten erläutert, was der Fall ist, warum Herr zu Guttenberg alle ehrlich Promovierenden und in der Wissenschaft Lehrenden verhöhnt und warum das ein Ende haben muss. Dem ist nichts hinzuzufügen außer der eigenen Unterschrift!
PS: Auch Promovierte und Habilitierte sind freundlich eingeladen, ihren Servus unter das Dokument zu setzen.