Kino
"Buddhistische Stille" im Kino
In einem Dokumentarfilm über die buddhistische Stille sollte nicht nur lautstark gesprochen werden. Leider ist das der Fall, auch wenn zwei Nonnen und vor allem der Hamburger Oliver Petersen sehr kluge, buddhistisch fortgeschrittene Einsichten äußern. Aber das (in mäßiger Tonqualität) andauernde lautstarke Reden einiger Protagonisten treibt die Zuschauer entweder aus dem Kino oder spricht vielleicht gerade die Teilzeitbuddhisten an, denen die Religion eine hippe Anti-Stressmethode ist. Spirituell ernst genommen ist der Film ärgerlich: Der Dalai Lama kommt als lachende, aber sonst ganz inhaltsfreie Kultfigur vor, in verwackelten Handkamerabildern. Ihn sogar bei der Meditation filmen zu wollen, wird zur touristischen Peinlichkeit. Viele der Interviewten sind so sehr mit dem eigenen Ich beschäftigt, dass es unangenehm wird: Ein zentrales Anliegen im Buddhismus ist doch gerade die Überwindung dieser egozentrischen Fixierung! Hinzu kommt noch, dass die Ästhetik des Films eher am Fernsehen orientiert bleibt; eine Ebene avancierter Bildsprache ist schlicht gar nicht vorhanden. Und nach einem Meisterwerk wie "Die große Stille" über ein Karthäuserkloster fällt dies schmerzlich auf. Angesichts eines zeitgeistinkompatiblen Wertes wie "Geistesruhe" ist der zeitgeistige Dokumentarfilm über Buddhisten unerfreulich. Der Film vermittelt jedenfalls nicht, worum es geht. Es ist also angeraten 5,40 Euro zu investieren in ein hervorragendes Reclam-Bändchen, das in den Buddhismus einführt. Und natürlich: Sich selbst einmal an buddhistischer Meditation zu versuchen.
