Wetterbericht: heiß und knusprig bitte
Studenten sind Langschläfer. Sie stehen so auf, dass sie gerade rechtzeitig zum Mittag in der Mensa sind. Frühestens. Müssen sie doch mal früh raus, dann wird der Wecker erstmal ignoriert. Wenn es nicht mehr länger zu vermeiden ist, geht es mit verquollenem Gesicht und noch geschlossenen Augen schnell zur Dusche. Auf dem Weg vom Bad in die Küche wird angezogen, was griffbereit am Weg liegt. Anstatt eines gemütlichen Frühstücks greift man sich schnell noch einen Toast. Los geht's, wenn der Professor im Hörsaal bereits die ersten Worte spricht. Kaum hat man jedoch das Haus verlassen, ist das Dilemma da. Man ist zu dick oder zu dünn angezogen. Man hat die Regenjacke vergessen. Es regnet auf die nackten Füße in den neuen Sandalen. Man beginnt in den dicken Stiefeln zu schwitzen. Wie gut wäre es gewesen, hätte man vor dem Verlassen des Hauses mal ein Blick auf das Wetter geworfen!
Es ist zwar nur ein schlechtes Klischee, aber so ähnlich muss es Robin Southgate gegangen sein. Er hatte die geniale Idee einen Toaster zu entwickeln, der das Wetter vorhersagt.
Robin Southgate ist Student im Fach Design an der Londoner Brunel Universität. Die letzte Aufgabe seines dreijährigen Studiums war es, ein völlig neues Produkt für den Markt zu erfinden, zu beschreiben, zu entwickeln und umzusetzen. Zusätzliche Bedingungen stellte sich Southgate selbst: seinen Charakter widerspiegeln sollte das Produkt, einfallsreich und witzig sein. Vorgaben seitens der Universität gab es keine weiteren - ein glücklicher Umstand, der das Erstellen der Abschlussprojekte wesentlich vom späteren "ernsten" Arbeiten unterscheidet.
Entstanden ist "Toasty" - der Wettertoaster. Moderne Technologie macht es möglich. Toasty unterscheidet sich in zwei Dingen wesentlich von dem heute üblichen Standardmodell. Der grundsätzliche Unterschied besteht in dem eingebauten Modem. Wird eine frische Scheibe Brot eingeworfen, wählt sich der Toaster über das Modem ins Internet ein und ruft die aktuellen Vorhersagen von einer speziellen Wetterseite ab. Der zweite Unterschied sind die eingebauten Motivplatten, mit denen entsprechend der Vorhersage eines der drei Motive Sonne, Wolken oder Regen kurz vor dem Ende des Röstens auf die Scheibe gebrannt wird. Entnimmt man die Scheibe, hat man auch ohne Blick aus dem Fenster, Fernseher oder Radio eine Idee, wie man sich für den Tag vorbereiten sollte.
Auf der Seite im Internet www.brunel.ac.uk/~dt97rrs/project.htm geht Southgate im Einzelnen auf den Entwicklungsprozess des Toasters und dessen technischen Details ein. Er beschreibt die verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzung mit ihren Vor- und Nachteilen und macht so deutlich, wie schwierig das Entwickeln eines Produktes ist, das im Endeffekt recht einfach und spaßig anmutet. Auch macht er deutlich, welches Potential seine Entwicklung beinhaltet: je nach Zielgruppe können die Motivplatten ausgetauscht werden. Damit kann Toasty zum Beispiel zu Werbezwecken eingesetzt werden, indem jeden Morgen Logo und Slogan eines Sponsors eingeröstet werden.
Vielleicht wird sich schon bald jedermann (und jederfrau) eines dieser Wundergeräte kaufen können. Dann gibt es keine Ausreden mehr für unpassende Kleidung. Es sei denn die Mode.