Frischer Wind
Im Wetterbericht nach der Tagesschau ist seit Kachelmann nicht mehr von zunehmender Schauertätigkeit die Rede, sondern es darf auch einmal „ordentlich schiffen“. Seinen gewohnt flapsigen Ton hat er auch in das Buch hinüber gerettet. In den Genuss dieser kurzweiligen Sprache kommt der Leser allerdings hauptsächlich im zweiten Teil des Buches, wo Kachelmann Themen wie Bauernregeln und Aberglauben in Bezug auf das Wetter stärker überarbeitet hat. Herrlich zu lesen ist beispielsweise das Kapitel über das Mondwetter: Ob der Mond auch irgendwie Einfluss auf das Wetter habe? „Nein. Nein. Nein.“ Von Leuten, die derart abergläubisch ans Wetter herangehen, fühlt sich Kachelmann gar „persönlich beleidigt“. Auch bei den trockeneren Kapiteln über die Arbeit von Meteorologen und die Klimageschichte gelingt es Kachelmann, meteorologische Wissenschaft alltagstauglich und interessant rüberzubringen.
Jörg Kachelmann,
geboren 1958, studierte bis 1983 Geographie, Meteorologie, Mathematik und Physik in Zürich. Er gründete in der Schweiz und Deutschland in den neunziger Jahren das meteorologische Dienstleistungs-
unternehmen Meteomedia und ist Produzent und Moderator populärer Wettersendungen für die ARD und eine Reihe ihrer Einzelsender.
In der ersten Hälfte wird das Buch seinem Untertitel „Eine leicht verständliche Einführung für Jedermann“ gerecht. Der Leser lernt, wie Wolken entstehen und wie von ihrer Weiterentwicklung auf das Wetter geschlossen werden kann. „Die“ Schönwetter- oder Regenwolke gibt es nämlich gar nicht. „Nicht, wie die Wolke heißt, ist entscheidend, sondern was sie tut!“ Das führt erfreulicherweise dazu, dass dem Leser Begriffe wie Altostratus oder Cumulonimbus nur im angehängten Glossar begegnen.
Ein Wetterumschwung fällt für denjenigen, der das Buch gelesen hat, auch nicht mehr plötzlich vom Himmel, sondern macht mit bestimmten Wolkenbildern vorzeitig auf sich aufmerksam. Verglichen wird der Vorgang mit einer Kastanie: Auch die fällt mit einer „gewissen Plötzlichkeit“ vom Baum. Wer aber die Kastanie vorher hat blühen und reifen sehen, den überrascht das nicht. Zur Erklärung größerer Zusammenhänge wie etwa der Bewegung von Luftmassen hilft Frau Holle aus: In einem Experiment werden Erbsen und Federn aus Säcken geschüttelt und verdeutlichen so den durchschlagenden Effekt von kalter Luft.
Siegfried Schöpfer,
geboren 1908, Studium der Mathematik, Physik und Astronomie, war im Zweiten Weltkrieg Meteorologe beim Luftwaffendienst und danach bis zu seiner Pensionierung Direktor der Staatlichen Akademie zur Lehrerfortbildung in Comburg. Er lebt mit seiner Frau in Überlingen am Bodensee.
Etwas altbacken kommen teilweise leider die Fotos daher. Einige stammen noch aus der Erstauflage von 1960, was nicht ganz zur sprachlichen und inhaltlichen Aktualität des Buches passt. Insgesamt ist das Buch eine kurzweilige Hilfe für jeden, der sich gerne selbst ein Bild vom Wetter machen möchte. Dadurch wird der Wetterbericht verständlicher und mancher Regen keine schlechte Überraschung. Auch für Segler, Piloten oder andere, die sich intensiv mit Wetterkunde auseinander setzen wollen, bietet das Buch einen weitaus angenehmeren Einstieg als die meist schwer verdauliche Fachliteratur. Aber für alle gilt gleichermaßen – Geduld: „Wir müssen noch zig Jahre warten, bis wir zig Tage Wetter vorhersagen können.
Zur Person
Katrin Winkelmann hat an der TU Darmstadt Bauingenieurwesen studiert und an der RWTH Aachen im Maschinenbau promoviert.
Literatur
- Kachelman, Jörg / Schöpfer, Siegfried (2004): Wie wird das Wetter? – Eine leicht verständliche Einführung für Jedermann. Rowohlt, Reinbek. € 14,90
Die Wissenschaft vom Wetter:
- Foken, Thomas (2003): Angewandte Meteorologie. Springer, Berlin.
- Häckel, Hans (1999): Meteorologie. UTB, Stuttgart.
- Häckel, Hans (1999): Farbatlas Wetterphänomene. Ulmer, Stuttgart.
- Liljequist, Gösta H. / Cehak, Konrad (1984): Allgemeine Meteorologie. Springer, Berlin.
- Malberg, Horst (2002): Meteorologie und Klimatologie. Springer, Berlin
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