Die Arbeitskeller des Elfenbeinturms

*In den Elfenbeintürmen der deutschen Universitäten residieren die Herren, in den Arbeitskellern sitzen die Doktoranden. Die klügsten Köpfe des Nachwuchses sind oft nicht mehr bereit unter allen Bedingungen zu arbeiten – und steigen aus. Die Besten machen Karriere außerhalb der Wissenschaft.

Als Robert Nyenhuis aus seinem Studienjahr in den USA zurückkommt, warten drei Stellenangebote auf ihn. Die Professoren sind von dem jungen Luft- und Raumfahrtingenieur, der an der University of Michigan einen Masterabschluss erworben hat, begeistert. Sein Spezialgebiet ist die numerische Strömungslehre, ein auch für Drittmittelgeber aus dem Luftfahrtgewerbe interessanter Bereich. Der junge Ingenieur ist nach den guten Erfahrungen im Ausland voller Enthusiasmus: „Ich wollte in der Forschung arbeiten, neue Ideen ausprobieren und umsetzen, das Wissen meines Faches vorantreiben.“ Von engagierten Jungforschern sind Professoren oft begeistert und Mitte der 1980er Jahre gab es für sie auch noch Stellen. Eine davon nimmt der Ingenieur an der TU Berlin an.

Die neue Stelle sieht allerdings anders aus als erwartet: „Mein Chef war eigentlich nicht Wissenschaftler, sondern Forschungsmanager. Er war selten zu sehen und selten zu sprechen“, sagt Robert Nyenhuis heute. Der Professor reichte die Aufgaben des Auftraggebers weiter und schickte die Doktoranden wieder in die Abstellkammer, die als Büro dient. Schnell wird auch deutlich, dass es nicht um die Erweiterung des wissenschaftlichen Wissens geht, sondern um Jobs, die Unternehmen an die TU Berlin geben. „Wir waren hochspezialisierte Programmierer, die eine Aufgabe nach der anderen bearbeiteten. Vor allem waren wir billige Arbeitskräfte“, meint der Ingenieur, aber er lacht. Nachher ist man klüger, aber als junger Forscher, frisch von der Uni und ohne Kenntnisse der realen Arbeitswelt lässt man sich ausnutzen. In weiter Ferne wird schließlich ein Doktortitel versprochen, ein lohnenswertes Ziel.

Die lange Verweildauer älterer Kollegen im Institut fiel ihm allerdings früh auf. Es zogen oft fünf bis sechs Jahre ins Land, bevor der Abschluss zugelassen wurde. Und das nicht ohne Grund: Eine hohe Fluktuation ist für die spezialisierte Auftragsarbeit nicht günstig. Daher verlängerte der Chef die Zeit bis zum ersehnten Abschluss und schob ihn hinaus. Auch da ist man als junger Mensch zurückhaltend und hat oft auch keine Vergleichsmöglichkeiten. Summarisch meint Robert Nyenhuis zu der damaligen Zeit: „Es stimmte vieles nicht. Wir konnten nicht forschen, sondern wurden ausgenutzt. Wir hatten keine anregende Lernumgebung, sondern saßen allein in zu kleinen Räumen. Wir hatten Ergebnisse abzuliefern, von der Promotion schwieg der Chef.“

*Nach gut zwei Jahren Frust endete 1989 das Doktorandendasein. Einer der zahlreichen Verträge lief im Frühjahr aus, der nächste sollte eventuell im Herbst folgen. Der Chef verlangte von seinen Arbeitern, dass sie sich arbeitslos meldeten und an der Uni weiterarbeiten. „Das war für mich ein Schock, der Vorschlag lief all meinen Wertvorstellungen entgegen. Arbeitslosenhilfe ist gedacht für den Notfall, nicht für Doktoranden.“ Robert Nyenhuis hat damals nicht lange überlegt und sich auf Jobsuche gemacht. Da ihm die Wissenschaft in ihrer unattraktivsten Form begegnet ist, hat er nach Forschungsstellen gar nicht erst gesucht. Und er ist sehr schnell fündig geworden. Zuerst war er Lehrer an der Verkehrsfliegerschule in Bremen, bald auch Abteilungsleiter. Es dauert nicht lange und er wechselt in die Konzernzentrale nach Frankfurt, dort war man von seinen Leistungen überzeugt. Robert Nyenhuis ist heute Produktionsleiter der Lufthansa Technik Wartung, er ist Vorgesetzter von 700 Mitarbeitern. Vereinfacht gesagt ist er dafür verantwortlich, dass die Flugzeuge nicht vom Himmel fallen. Er hat nebenberuflich an der Fernuniversität Hagen ein Aufbaustudium in Betriebswirtschaftslehre absolviert, spricht zwei Sprachen fließend und studiert inzwischen wieder an Elitehochschulen in Kanada, England und Japan. Bezahlt wird das erneute Studium von seinem Arbeitgeber, der pflegt seine Eliten. Robert Nyenhuis ist heute 41, im deutschen Wissenschaftssystem wäre er wahrscheinlich noch nicht einmal Professor.

Von einer sehr interessanten Erfahrung berichtet der Manager. Er stellt hochbegabte Ingenieure ein, die jetzt Mitte zwanzig sind. Im Bewerbungsgespräch erfährt er, dass es Doktoranden sind, die aussteigen wollen. Die Gründe kennt er, sie haben sich nicht verändert. In der Industrie bekommen sie einen gut bezahlten Job, anregende Kollegen, die Möglichkeit zum Weiterlernen, einen soliden Arbeitsvertrag. Also alles, was die deutsche Wissenschaft derzeit nicht zu bieten hat.

Ein übergreifendes Phänomen

*Ob es überhaupt Gemeinsamkeiten zwischen Geistes- und Naturwissenschaften gibt, daran zweifeln viele. Wenn es aber um junge Karrieren geht, sind sie sich erstaunlich ähnlich.

Ein erstes Buch von Uwe Britten ist inzwischen ins Koreanische übersetzt. Sein vierter Jugendroman „Pille” ist soeben im Thienemann Verlag erschienen. Er hat Sachbücher über Straßenkinder in Deutschland und in der Dritten Welt geschrieben. Im Rowohlt Verlag ist eine Anthologie erschienen, nachdem er über zwei Jahre die Zukunftsvorstellungen von Kindern und Jugendlichen aller Schulformen gesammelt hat. Uwe Britten ist heute Lektor in einem angesehenen Fachverlag in Bonn und er ist selbst Autor zahlreicher Veröffentlichungen. Dies kann man als erfolgreiche Karriere bezeichnen, und die war alles andere als geradlinig.

Nach dem Hauptschulabschluss hat Uwe Britten Hemden verkauft und in einer Spedition gearbeitet. Er hat über ein Kolleg das Abitur nachgeholt, hat in Bamberg und Siegen Literaturwissenschaft und Philosophie studiert. „Schon das Abitur war für mich als Arbeiterkind ein großer Erfolg, mit dem Studium wollte ich es einfach versuchen”, meint der Autor heute. Eigentlich war alles erfolgreich, was Uwe Britten bisher in seinem Leben angefangen hat. Bis er am deutschen Wissenschaftssystem scheiterte.

Umwege erhöhen die Ortskenntnis, sagt ein Sprichwort. Uwe Britten war von Anfang an engagiert und selbständig und insofern vielleicht kein gewöhnlicher Student. Wenn ihm etwas nicht gepasst hat, hat er nicht resigniert, sondern zugepackt. Er ist in eine gerade neu gegründete Zeitschrift für Randgruppenliteratur eingestiegen, später hat er mit anderen einen kleinen Verlag gegründet. Er war, allein schon durch seine Erfahrung, nie ein träger Bummelstudent. Das haben auch seine Professoren bemerkt und nach dem Abschluss brachte ihn einer der Professoren auf die Idee, weiterzumachen. „Ich hätte im Traum nicht daran gedacht zu promovieren“, erinnert sich der Autor. Die formalen Hürden sind hoch, er wird in den drei Jahren als Doktorand das große Latinum nachholen, also sechs Stunden die Woche Latein pauken, und weiterhin in dem Verlag mitarbeiten. In seinem Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit Identitätskonstruktionen in autobiographischen Texten. Das Thema entwickelt sich gut, als Doktorand kommt er schnell voran.

Das Verhältnis zu seinem Doktorvater ist alles andere als einfach. „Fachlich gab es kaum ernst zu nehmende Differenzen, aber sozial war es schwierig. Nachdem ich zum Beispiel ein weiteres Kapitel der entstehenden Dissertation eingereicht hatte, wurden mir die Ergänzungswünsche mitgeteilt. Nachdem die eingebaut waren, bekam ich drei Monate später zu hören, dies sei völlig unnötig gewesen.“ Solche Verhaltensweisen verunsichern ihn, aber Britten macht weiter. Es gab nie ernsthaften Streit. Allerdings hat Uwe Britten den Eindruck, dass die Doktoranden ihren Chef betreuen müssen, nicht umgekehrt. „Promovieren ist vor allen eine soziale Anpassungsleistung“, meint Uwe Britten heute, „nur wer es schafft, allen Fettnäpfen aus dem Weg zu gehen, der kommt durch.“ Es sei vor allem diplomatisches Geschick und eine hohe Frustrationstoleranz nötig. Und in den drei Jahren als Doktorand macht er einen großen Fehler: Er konzentriert sich auf sein Thema. Er hält sich an Max Weber, er „dient rein der Sache“. Uwe Britten nimmt die Kritik des Professors immer auf, telefoniert regelmäßig und „pflegt“ die Beziehung so gut er kann. Der Chef bekommt ständig Textteile zu lesen, kennt also die Entwicklung der ganzen Arbeit. Am Ende wird das allerdings nicht reichen.

1994, nach fast drei Jahren, lernt Uwe Britten für die Abschlussprüfungen. Die Doktorarbeit ist soeben seinem Professor zugeschickt worden. Es folgen eigentlich nur Formalitäten, der Professor kannte schließlich alle Einzelkapitel der Arbeit vorher. Der Chef hat sich zwar nicht um seinen Doktorand gekümmert, der aber so viel er konnte um seinen Chef. Der angehende Wissenschaftler muss dennoch einen Fehler gemacht haben, er selbst weiß jedoch bis heute nicht, was passiert ist. Auf der letzten Besprechung eröffnet der Professor ihm, dass er seine Arbeit nicht annehmen will. „Ich saß in dem Büro und konnte kein Wort mehr sagen. Ich wusste gar nicht, was los war“, noch heute wird die Stimme von Uwe Britten leiser. Es war kein Streit vorausgegangen, kein Dissens. Sein abweisender Doktorvater wirft ihm den Satz hinterher: „Ich verstehe das nicht, Du hast doch einen Hochschulabschluss.“ Da fällt für Uwe Britten endgültig die letzte Klappe, er verlässt das Büro und schmeißt alles hin. Für den Professor hat so ein Eklat keine Folgen, die trägt nur der Doktorand. Der verliert drei Jahre, hat eine vollständige Promotion verfasst und wird schließlich kurz vor dem Ziel aussortiert.

*Uwe Britten wäre gern Wissenschaftler geworden, auch weil er an seiner geisteswissenschaftlichen Disziplin einige Kritik hat und einiges besser machen wollte und weil er gerne mit jungen Leuten arbeitet. „Die Germanisten sitzen an der Uni und arbeiten vor sich hin, um die Zukunft der Studenten oder die Vernetzung des Faches in der Gesellschaft kümmert sich keiner. Selbst auf den kleinen Arbeitsmarkt in Verlagen gibt es keine Vorbereitung.“ Heute, über 10 Jahre später, denkt der erfolgreiche Autor und Verleger nicht mehr an die wissenschaftliche Karriere. In seinem Beruf, auf Lesungen, in Seminaren begegnen ihm viele Praktikanten und Studenten. Darunter auch frustrierte Germanisten, die an ihrem konservativen Studium verzweifeln. Ihre Liebe zum Fach und die Realität an der Universität fallen völlig auseinander. Britten rät engagierten Studenten, die Neugier und Leidenschaft mitbringen, nur zu einer wissenschaftlichen Karriere, wenn sie sich vorher alle Tücken klargemacht haben, denn das Risiko, sehr viel Zeit für nichts zu verlieren, scheint ihm doch recht groß. Nach seinem absurden Scheitern an der Uni kann das niemanden wundern. Warum muß man sich heute noch dem Zufall und den Launen in einem feudal organisierten Hochschulsystem aussetzen? Auf dem Spiel steht die eigene berufliche Zukunft – und das ist ein zu hoher Einsatz.

Benjamin Jordan* ist noch nicht ausgestiegen, aber er denkt jede Woche darüber nach. Der Diplombiologe promoviert seit 2002 an einer ostdeutschen Universität. Er hat bei Jugend forscht und gleich mehrfach den Deutschen Studienpreis gewonnen. Er betreibt zusammen mit anderen ein Wissenschaftsmagazin im Internet und sitzt inzwischen selbst in der Jury von Forschungswettbewerben. Forschung und Biologie sind sein Leben, diese Entscheidung ist schon lange vor der Studienzeit gefallen. Aber auch wer aus Leidenschaft etwas macht, ist nicht zu allem bereit. Ein Studienjahr im Ausland hat den Eindruck hinterlassen, dass es anders geht. Es liegt, so seine Schlussfolgerung, nicht an der Wissenschaft selbst, sondern an den speziellen Arbeitsbedingungen in der deutschen Universität, wenn er ans Aussteigen denkt.

Wer ihn im Sommer trifft, der denkt, er sei in Urlaub gewesen. Er ist braun gebrannt, allerdings vom Unkraut jäten. Dass er dazu verpflichtet ist, und zwar innerhalb von zehn Tagen 60 Stunden, steht sogar in seinem Vertrag. Das Projekt, in dem Benjamin Jordan mitarbeitet, wird von mehreren Universitäten und zwei privaten Forschungsinstituten getragen. Die beteiligten Doktoranden sind nichts als Arbeitsbienen in diesem Zusammenhang. Zum Lesen wissenschaftlicher Literatur kommt er nicht, ob seine Arbeit überhaupt noch etwas mit Wissenschaft zu tun hat, kann er schwer sagen. Wenn er sich mit anderen Stipendiaten an seiner Uni trifft, egal aus welcher Fakultät, dann stellt er fest, dass hier alle unzufrieden und frustriert sind. Dies war das Ergebnis eines Treffens mit dem Betreuungsdozenten Anfang 2004, der Professor war völlig schockiert von der Situation der Doktoranden. Ändern kann er hingegen nichts, er kann nur zuhören. Immerhin, denn Jordans eigener Chef legt gern noch eines drauf, wenn Kritik laut wird: „Tja, die Abbrecherquote bei meinem eigenen Doktorvater waren auch sehr hoch, Wissenschaft ist eben ein harter Job.“

Die intellektuellen Anregungen muss er sich außerhalb seiner 50-Stunden Woche an der Uni holen. Das ist kaum zu organisieren, weil keine Zeit bleibt. Sein Chef hat ihm neulich den Satz nachgeschmissen: „Machen Sie dieses Wochenende schon wieder frei?“ Was den erfolgreichen Jungforscher am meisten demotiviert, sind die alltäglichen Denkverbote. „Wir übernehmen die Alltagsarbeit, machen Gärtnerarbeit, zählen Insekten. Hauptsache wir bringen keine neuen Ideen ein, dass ist hier unerwünscht. Wer brav die Befehle befolgt und still vor sich hin arbeitet, gewinnt am Ende“, meint der Biologe.

Die Frage liegt nah, was ihn davon abhält, zu kündigen. „Ich möchte Wissenschaftler werden, ohne Doktortitel ist das leider unmöglich. Es gibt keine Alternative.“, Benjamin Jordan sagt das etwas gequält. In den Forschungsprojekten der Elfenbeintürme fristen viele Doktoranden ihr Dasein in den Arbeitskellern. Wenn einer geht, kommt der nächste. Um Unkraut zu jäten und Insekten zu zählen muss man keine Forschungswettbewerbe gewonnen haben. Er hat den Eindruck gewonnen, dass überdurchschnittliche Leistungen, die ja immer auch Selbstdenken erfordern, im Umfeld seines Projekts eher unvorteilhaft sind. Hinzu kommt, dass Benjamin Jordan die Forschungspraxis selbst immer absurder findet: „Es geht nur noch darum, wie viel man publiziert hat, Zeit für gründliche Recherche und intellektuelle Durchdringung bleibt da nicht. Irgendwann wird es nur noch Zitierkartelle und oberflächliche, schnelle Publikationen geben“, meint der Biologe. Da er früh in die Forschung eingestiegen ist und durch Stiftungen, Stipendien und Wettbewerbe gefördert wurde, hatte er ziemlich idealistische Vorstellungen von Wissenschaft und hat sich an diesen Idealen orientiert. In den Elite-Netzwerken der Wettbewerbe hat er überdurchschnittliche Wissenschaftler und auch Studierende getroffen. Daher hält er Forschung für einen Innovationsraum, für Erkenntnisproduktion. Was er bei seinen Chefs in Deutschland allerdings beobachtet, ist das Spiel der Prestigemultiplikation, meist auf Kosten der Untergebenen. Ideen von Doktoranden stören das etablierte Geschäft nur.

Sich daran anzupassen, bis man selbst aufgestiegen ist, erfordert die Fähigkeit zur inneren Immigration. Das ist schwer, weil Jordan kein esoterisches Wissenschaftsverständnis hat. „Gerade die Naturwissenschaft muss besser vermittelt werden, wir haben Probleme im Umweltbereich, die sehr komplex sind. Auch Wissenschaftler müssen sich dafür einsetzten, dass in der Politik und der Wirtschaft besser verstanden wird, was vor sich geht.“ Mit diesem Wissenschaftsverständnis eckt er allerdings an. Das ist für einen akademischen Gärtner keine gute Einstellung. Wissenschaftler haben eine Stimme, die gehört wird, davon ist Jordan überzeugt. Aufhören scheint im derzeit dennoch keine Lösung. So weitermachen aber auch nicht.

Wissenschaft als Beruf?

*Wie also steht es um Max Webers Diktum, dass der Wissenschaftler „nur der Sache“ dienen soll, wenn er eine Persönlichkeit werden will? Soll sich „eine Persönlichkeit“ den Verhältnissen, die in den Arbeitskellern der deutschen Elfenbeintürme herrschen, anpassen? Wer „der Sache“ statt nur dem Chef dienen will, trägt das Risiko, aussortiert zu werden. Aber für manche wird der Ausstieg aus der Wissenschaft der sichere Weg zu einer Karriere, auf die sie innerhalb der Universität nicht nur über Gebühr lange warten müssen, sondern die auch mit einem hohen Preis auf Verzicht der Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit verbunden ist. Außerhalb der Universitäten warten oft bessere Entwicklungsmöglichkeiten, attraktivere Verträge, intellektuelle Herausforderungen, realistische Zukunftsaussichten, ein angemessenes Büro und vor allem: ein besseres Arbeitsklima.

Woher soll die Wissenschaft ihren Nachwuchs bekommen, wenn die erstklassigen Persönlichkeiten nur im Ausland, in der Industrie oder als Selbständige arbeiten? In dem Punkt sind wir doch wieder bei Max Weber, der 1917 meinte: „… es ist außerordentlich gewagt für einen jungen Gelehrten, der keinerlei Vermögen hat, überhaupt den Bedingungen der akademischen Laufbahn sich auszusetzen. Er muss es mindestens eine Anzahl von Jahren aushalten können, ohne irgendwie zu wissen, ob er nachher die Chance hat, einzurücken in eine Stellung, die für den Unterhalt ausreicht.“ (Weber 1994, S. 1)

* Name von der Redaktion geändert.

(Dieser Text ist zuerst erschienen in GEGENWORTE – Hefte über den Disput über Wissen. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 14. Heft, Herbst 2004, S. 59–62. www.gegenworte.org).

Beitrag von Frank Berzbach

Zur Person

Dr. Frank Berzbach, geb. 1971, hat eine Ausbildung zum Technischen Zeichner und Zivildienst in der Psychiatrie gemacht. Nach dem Fachabitur hat er an der Fachhochschule Köln und der Goethe Universität Frankfurt studiert und promoviert. Zurzeit arbeitet er als Bildungsforscher an der Universität Tübingen und ist Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins sciencegarden.de.

Literatur

  • Max Weber: Wissenschaft als Beruf (1917/1919). Studienausgabe, Tübingen 1994

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Themen: Hochschule
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