Sigmund Freud vertrat die These, alle Söhne würden unbewusst ihre Mutter und alle Töchter ihren Vater sexuell begehren…
Freud nannte dies Ödipus- und Elektra-Komplex. Wird nur gar diese groteske Theorie aus der Mottenkiste der Psychologie, an die seit mehreren Jahrzehnten kein ernstzunehmender Wissenschaftler mehr einen Gedanken verschwendet, durch die Attraktivitätsforschung rehabilitiert? Schon werden eifrig Indizien gesammelt, die belegen sollen, dass wir auf Partner stehen, die unserem gegengeschlechtlichen Elternteil ähneln. So ist zum Beispiel bekannt, dass Frauen mit Eltern aus unterschiedlichen Kulturkreisen überzufällig häufig einen Partner aus der Ethnie wählen, aus der ihr Vater stammt. Außerdem sollen Männer wie Frauen Partner zu bevorzugen, die die gleiche Haarfarbe wie ihr gegengeschlechtliches Elternteil haben. Auch das seit langem aus dem Tierreich bekannte Phänomen der sexuellen Prägung wird als Argument angeführt. Experimente dazu laufen typischerweise so ab: Ein männliches Jungtier – beispielsweise ein Schäfchen – wird von seiner leiblichen Mutter getrennt und von einer Adoptivmutter einer nahe verwandten Art, in diesem Falle einer Ziege, großgezogen. Der erwachsene Bock steht dann nicht, wie er eigentlich sollte, auf Schafe, sondern auf Ziegen. Umgekehrt kann man so auch Geißlein auf Schafe umpolen und auch bei einigen Vogelarten klappte das recht gut (zum Beispiel verschiedene Spezies von Finken oder Kakadus).