Die Why-Because-Analyse (WBA) ist nicht das einzige Verfahren zur Unfallursachen-Analyse. Weitere Verfahren sind beispielsweise Safety by Organizational Learning (SOL), Multilinear Events Sequencing (MES) oder die Events and Causal Factors analysis (ECF). Im Folgenden wird die Methode STAMP vorgestellt, die sich bereits in der zu Grunde liegenden Idee deutlich vom Ansatz der Why-Because-Analyse unterscheidet.
Die Why-Because-Analyse geht davon aus, dass jedes Ereignis auf eine Ereigniskette basiert. Es wird im Wesentlichen das Versagen von Einzelkomponenten, sei es von Personen, technischen Bauteilen oder Funktionen betrachtet. Nach Meinung von Nancy Leveson, Professorin am Massachussats Institute for Technology (MIT) in Boston, ist für neue, komplexe Systeme dieser Ansatz nicht mehr zielführend. Nicht Einzelkomponenten, sondern das System als Ganzes muss betrachtet werden. In ihrem Systems-Theoretic Accident Model and Processes-Modell (STAMP) werden Unfälle als das Versagen von Kontrolle betrachtet: Es kommt zu einem Unfall, weil beispielsweise das Falsche kontrolliert und überwacht wurde oder weil der Kontrolleur nicht wusste, worauf er eigentlich zu achten hatte. Die Analyse versucht, alle beteiligten Akteure – beispielsweise Personen und Personengruppen, Unternehmen, politische Gruppe, Ministerien – zu identifizieren. Mit Anwendung der STAMP-Methode kann zum einen die SOLL-Struktur erarbeitet werden. Dafür werden alle Kontrollstrukturen, die beispielsweise aufgrund von Richtlinien und Gesetzen bestehen, zusammengetragen. Zum anderen wird die IST-Struktur entwickelt, das heißt es wird dargestellt, wer im betrachteten Fall tatsächlich wen, was und wann kontrolliert hat. Vergleicht man die beiden Graphen, so kann festgestellt werden, wo beispielsweise vorgesehene Kontrollen nicht oder nicht effizient genug durchgeführt wurden. Man kann herausfinden, welche fehlenden Strukturen ein Ereignis erst ermöglicht haben. Man kann überprüfen, ob die geplante Kontrollstruktur lückenlos und sinnvoll strukturiert war.
Die Methode kann nicht nur zur Analyse eines Unfalls eingesetzt werden. Sie kann auch zur Analyse eines geplanten Systems auf Lücken in den Kontrollstrukturen eingesetzt werden. Christian Brinkmann, Student an der TU Braunschweig, hat beispielsweise in seiner Diplomarbeit die Methode STAMP auf den geplanten Prozess zur Entwicklung von europäischen Normen im Eisenbahnbereich angewendet und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gekommen.