„Ich bin grad ein bisschen depressiv“. Der alltäglich gewordene Umgang mit dem Begriff Depression führt zu einem Miss-Verständnis: Was jeder hat, kann so schlimm nicht sein. Doch eine Depression im klinischen Sinne ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Sie schränkt die Lebensqualität ebenso erheblich ein wie Lungenerkrankungen und stärker noch als etwa Diabetes oder Arthritis. Tatsächlich führt sie zusammen mit kardiovaskulären Erkrankungen die Rangliste der häufigsten Erkrankungen an. Die Zunahme von Depressionen in den vergangenen Jahrzehnten wird mit veränderten Lebensumständen in Verbindung gebracht. Neben einer biologischen Veranlagung gelten kritische Lebensereignisse, geringe soziale Unterstützung und erhöhte Anforderungen an den Einzelnen als Hauptauslöser. Doch wann ist eine Depression klinisch und behandlungsbedürftig? Die Diagnose ist nicht ganz einfach. Gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit sowie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit sind die Hauptsymptome einer Depression. Treten mindestens zwei von ihnen zwei Wochen lang auf, begleitet von zwei bis vier weiteren Symptomen wie herabgesetzter Konzentrationsfähigkeit, geringem Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen, Hemmung oder Unruhe, selbstschädigenden Handlungen, Schlafstörungen oder Appetitminderung, so spricht man laut ICD-10, den internationalen diagnostischen Leitlinien für psychische Störungen, von einer depressiven Episode.