Dietrich Schwanitz war Professor für Englische Literatur an der Universität Hamburg. 1995 erschien sein einziger Roman „Der Campus“ und wurde zum Bestseller. Geschildert werden die Ereignisse an einer Universität, eigentlich der normale Wahnsinn der selbstverwalteten Massenhochschule: (Bildungs-)politische Intrigen, die Instrumentalisierung des Vorwurfs sexueller Belästigung und ähnliches. Dass der Universitätsroman im ausgehenden 20. Jahrhundert nur noch die Form der Groteske annehmen kann, spricht für sich. Der Unterschied zu den USA ist enorm, auch wenn Campus-Romane wie „Ich bin Charlotte Simmons“ (2005) von Tom Wolfe manches Klischee zurechtrücken. Wolfe erzählt in der Form des Bildungsromans den Weg eines hochbegabten Mädchens aus der Provinz durch eine Eliteuniversität. Nicht Humboldts Ideale, sondern Sex, Mode, Alkohol, Sport und sprachliche Verrohung stehen dabei im Zentrum der elitären Sozialisationsprozesse. Beide Romane haben starke Realitätsbezüge. Schwanitz griff auf seine langjährige Professoren-Erfahrung zurück, Wolfe gehört zu den Meistern des Journalismus und verfasst literarische Reportagen. Beide Autoren nutzen die Fiktionalisierung also durchaus als Mittel der Kritik.