Mit Bohème wird eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die auf eine unangepasst schillernde Art leben und dabei gesellschaftliche Konventionen gering schätzen. Hintergrund ist das Bestreben sich selbst zu verwirklichen und seine Kreativität auszuleben. Daher wurden und werden zur Bohème vorzugsweise Künstler und Literaten gezählt, die ihr kreatives Schaffen über den wirtschaftlichen Erfolg, oft gar über das materielle Überleben stellen. Damit erkaufen sich Bohémiens das Gefühl, Teil einer künstlerischen Avantgarde zu sein. Der Begriff geht auf das Paris des 19. Jahrhunderts zurück, wo man Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgingen und stattdessen in Cafés und Kneipen den Tag zubrachten, für fahrendes Volk aus Böhmen (frz. Bohême) hielt. Ursprünglich das Gegenstück zur Bourgeoisie, gehen heute beide Begriffe in der Bezeichnung ‚Bobos‘ (bourgeoise Bohémiens) auf. Holm Friebe und Sascha Lobo haben in dem hier rezensierten Buch den Begriff der „digitalen Bohème“ in Abgrenzung zur klassischen, der „analogen Bohème“ geprägt. Die digitale Bohème lebt im Grunde ähnlich der klassischen, nur verwirklicht sie sich mittels moderner Informationstechnologie.