Februar 2002

Wie viele Bücher braucht der Mensch?

BibliothekEine Anthologie zum Thema Körper flankiert das Studienpreisthema "Bodycheck" und verspricht "Standpunkte zur Debatte". Ein Promi, viele Profs. und viele Beiträge ...

Gesellschaftliche Ereignisse, und der Deutsche Studienpreis ist inzwischen eines geworden, müssen neben dem Presseecho auch Bleibendes hinterlassen. Trotz digitaler Skepsis platziert man dazu immer noch gerne Bücher in Bibliotheken. Die Körber-Stiftung hat mit den Büchern des eigenen Verlages gleichzeitig auch immer ein Präsent zur Hand, in dem nicht nur Studenten schreiben dürfen, sondern Experten das Image des Hauses heben.

Bei der Herausgabe solcher Bände kann man nicht viel falsch machen: man muss einige Professoren finden, sie für ihre Beiträge bezahlen und - heute oft das wichtigste - nach Geschlecht, Alter, Nationalität und Disziplin ausgewogen mischen. Gestrichenes Papier auswählen, ca. 200 Seiten anpeilen, professionell gestalteten Buchtitel mit Anklängen an das Studienpreisplakat, angenehmes Format, akzeptabler Preis und dann muss noch eine Person gefunden werden, die nicht den Professorentitel trägt, dafür aber prominent ist. Die Körber-Stiftung hat für den vorliegenden Band den von der ZEIT zur FAZ Sonntagszeitung gewechselten und in seinen Büchern über den Genuss schwelgenden Gero von Randow gewonnen.

Im Buch finden sich Beiträge verschiedener Disziplinen zu allen zu erwartenden Themen. Man kann über Schönheitsoperationen lesen, natürlich, und über Sport und Theater, über Schmerzen, Politik, Internet, Bodybuilding - Adorno, Pina Bausch, Michel Foucault, Judith Butler kommen natürlich vor. Wer an Sex, Körperbehinderung oder die NS-Zeit denkt, der wird nichts finden, aber keine Anthologie kann alles bieten. Das vorliegende Buch ist in allem so, wie man heute eine imageträchtige Anthologie machen muss - ich selbst hätte wahrscheinlich alles ähnlich gemacht. Journalistischer, leicht verständlicher Stil, manchmal unterhaltsam und sehr glatt. Im letzten Kapitel findet man die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage. Die Mehrheit der Frauen möchte "vor allem schlank", die Männer "muskulös, gut durchtrainiert" sein - hätten wir es geahnt?

Am Ende hat man ein perfektes Buch in der Hand liegen, man kann kaum etwas dagegen sagen. Aber muss man es lesen? Das Buch ist langweilig. Vielleicht ist das genau das Problem an Büchern, die auch gar nicht für die Leser produziert werden, sondern weil es gut, lobenswert, Teil des Studienpreises ist, solche Anthologien zu machen. Diese Bücher muss auch keiner lesen, man stellt sie dennoch gern ins Regal. Begegnet man irgendwann einem, der zufällig zum Thema "Körper" arbeitet, dem drückt man es in die Hand. Er wird sich natürlich freuen - aber wird er es lesen?

Beitrag von Frank Berzbach

Literatur

  • Gero von Randow / DSP (Hg.): Wie viel Körper braucht der Mensch? Standpunkte zur Debatte. Edition Körber Stiftung, Hamburg: 2001. 12 €.
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