„Die Gleichheit der Geschlechter wird mehr denn je betont, und die erheblichen Unterschiede im Sexualerleben von Mann und Frau kommen dadurch nicht recht zur Geltung. Die Betonung der Gleichheit hat, paradoxerweise, das Resultat, dass das Sexualgeschehen und die es abbildende Liebessemantik nach der Facon des Mannes interpretiert werden. Sein Sexualerleben und Verhalten hat den Vorzug der prägnanteren Gestalt, des spektakuläreren Geschehens, des deutlich sichtbaren Anfangs und Endes. Es eignet sich besser als Zugriffspunkt für orgasmuszentrierte Therapien. Auch die Vorstellung der Ausdifferenzierbarkeit sexuell orientierten Verhaltens scheint sich an den Mann, nicht an die Frau zu halten. Wenn eine Frau liebt, sagt man, liebt sie immer. Ein Mann hat zwischendurch zu tun.“ (S. 204).