„Die Sprache von Minima Moralia, des vielleicht ‚künstlerischsten’ Buches des Gesellschaftstheoretikers und Musiksoziologen Adorno, zeigt eine fast dichterische Fülle und Nuanciertheit, ein Nebeneinander von begrifflicher und polemischer Schärfe und empathischem Sich-Einlassen auf Erfahrungen, die der Autor nicht nur in der Emigration, in der englischen und amerikanischen Gesellschaft, sondern schon im deutschen Bürgertum der zehner und zwanziger Jahre machte, in dem er aufgewachsen war. Stil und Darbietungsweise sind geschult an den großen Aphoristikern bzw. philosophischen Essayisten der deutschen Tradition, an Lichtenberg, Nietzsche, Karl Kraus, vor allem aber auch an den Schriften seines Freundes Walter Benjamin …“
Kindlers Neues Literaturlexikon Bd. 1, S. 107.
Der Titel Minima moralia spielt auf die Ethika megala von Aristoteles an. „Doch kann es dem Dialektiker Adorno nicht darum gehen, spruchartig und abstrakt positive ethische bzw. moralische Normen zu deduzieren oder zu setzten; vielmehr bezieht er sich nur indirekt auf eine im Hintergrund stehende utopische Idee des richtigen Lebens, der beate vivere, die nicht ausgemalt, sondern nur negativ, in der betrachtenden Versenkung in die Phänomene des falschen, entfremdeten, ‚beschädigten Lebens’, beschworen wird …“
Kindlers Neues Literaturlexikon Bd. 1, S. 107.