Künstliche Intelligenz für Klinsi
Dass Ehrlichkeit gemeinhin als Tugend gilt, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Schon das achte der berühmten zehn Gebote besagt: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Seien wir also tugendhaft und vermeiden wir die Lüge: Welche deutschen Regionen fallen uns ein, wenn wir an das Thema Spitzenforschung im „Land der Ideen“ denken?
Da fällt einem spontan der Großraum Rhein-Main-Neckar ein, Hamburg, München, Berlin und allenfalls noch das Ruhrgebiet. Doch wohl kaum jemand würde Saarbrücken ins Gespräch bringen, einen Steinwurf entfernt von der deutsch-französischen Grenze.
Künstliche Intelligenz
Die Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist ein Teilgebiet der Informatik, das auch andere Wissenschaften wie beispielsweise die Psychologie integriert. Ziel der ‚starken‘ KI ist es, eine der menschlichen Intelligenz ähnliche künstliche Intelligenz zu schaffen, die kreativ und emotional ist. Die ‚schwache‘ KI versucht hingegen, konkrete Anwendungsprobleme wie etwa Staubsaugen zu meistern.
Doch wenn Norbert Pfleger von seinem derzeitigen Arbeitgeber erzählt, gerät er geradezu ins Schwärmen: Von einem „hervorragenden Arbeitsklima“ erzählt der 29-Jährige da, von „flachen Hierarchien“ und einer „stimulierenden Arbeitsumgebung“.
Wir befinden uns im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, kurz DFKI. Die gemeinnützige GmbH, die neben Saarbrücken weitere Standorte in Kaiserslautern und Bremen unterhält, ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien inzwischen zur führenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtung geworden. Mehr noch: Auch international hat das DFKI mittlerweile den Ruf erworben, Spitzenforschung rasch in praxistaugliche Anwendungen umzusetzen.
Nachwuchsforscher Norbert Pfleger arbeitet im DFKI daran mit, für die unterschiedlichsten Anforderungen von Industrie und Dienstleistungsbranche Software zu entwickeln, die stets eines zum Ziel hat: Maschinen ‚intelligent‘zu machen, damit diese konkrete Probleme lösen können.
Zum Forschungszentrum in Saarbrücken kam der Wissenschaftler durch sein Studium der Computerlinguistik in derselben Stadt. „Bereits während meiner Studienzeit hatte ich die Gelegenheit, im DFKI als Wissenschaftliche Hilfskraft an einem Projekt mitzuarbeiten. Dass ich mich mit der Computerlinguistik, das heißt mit der Schnittstelle zwischen klassischer Sprachwissenschaft und Informatik beschäftigte, die die rechnergestützte Verarbeitung von Sprache thematisiert, passte da natürlich.“
Inzwischen ist der gebürtige Pfälzer Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungszentrums und schrieb dort gegen Ende seines Studiums auch die Diplomarbeit. „Vor allem der konkrete Projektbezug und die interessante Mischung aus engagierten jungen Mitarbeitern und erfahrenen promovierten Projektleitern begeisterten mich dabei“, so Pfleger weiter. Der Jungforscher empfiehlt das Institut, das momentan etwa 230 Mitarbeiter und ebenso viele studentische Hilfskräfte beschäftigt, allen, die sich in ihrem Studium mit ‚Künstlichee Intelligenz‘ (KI) beschäftigen.
Ebenfalls für das DFKI spricht, dass trotz schwieriger gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren bei einem Finanzierungsvolumen von etwa 23 Millionen Euro stets ein positiver Jahresüberschuss erzielt wurde. Auch die Gesellschafter des DFKI stammen aus einem illustren Kreis. Unter ihnen befinden sich beispielsweise Microsoft Deutschland, SAP oder die Deutsche Telekom.
Dass die Arbeit am DFKI eine Menge Spaß macht, zeigt ein Programm, dass Norbert Pfleger zusammen mit einigen Mitarbeitern des DFKI und weiteren Partnern aus der Forschung entwickelt hat – passend zur Fußballweltmeisterschaft.
Pflegers Software wurde unter dem Namen ZAMB – 82 Millionen Bundestrainer auf der diesjährigen CeBIT in Hannover vorgestellt. Sie demonstriert die natürliche Kommunikation zwischen zwei menschlichen und drei virtuellen Gesprächsteilnehmern. Die beiden ‚echten‘ Personen nehmen an einem Fußballquiz teil und werden dabei von den virtuellen ‚Experten‘ durch mehr oder minder hilfreiche Ratschläge in ihrem Antwortverhalten beeinflusst.
„Bei dieser intuitiven Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ist ein möglichst natürliches und flexibles Dialogverhalten des virtuellen Charakters das Ziel“, erläutert Pfleger. In der zweiten Runde des Quiz geht es dann darum, durch Zusammenspiel des ‚echten‘ und des ‚unechten‘ Gesprächteilnehmers die ‚richtige‘ WM-Aufstellung für Klinsis WM-Truppe zu finden.
Weltmeister werden können Norbert Pfleger und die aufstrebenden Nachwuchsforscher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz zwar nicht. Dort fruchtbar arbeiten aber allemal. Und das ist langfristig sicher erfüllender als eine gewonnene WM.
Links zum Thema
- Der offizielle und sehr informative Web-Auftritt des DFKI mit Links zu Zentren und Projekten.
- Forscher Norbert Pfleger verweist auf seiner Seite auf viele interessante Projekte des Bereichs KI.
Zur Person
Jens Dörr (22) und Martin Otremba (27) studieren Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt und schreiben darüber hinaus für verschiedene Tageszeitungen.
