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Kochen statt KommunizierenKennen Sie das? Langweilige Vorlesungen, leere Hörsäle, verzweifelte Professoren. Communication breakdown?
"Ich habe jetzt keine Lust mehr. Sie kennen ja die Lehrbücher, dann brauche ich nicht mehr länger zu brüllen" - Alltag an einer deutschen Hochschule. Ein Professor ist verzweifelt. Seine Studenten sind es schon lange. Kleine Kommunikationsprobleme, wie so oft. Dabei läge die Lösung für derartige Missverständnisse viel näher, als man gemeinhin denkt. Woran mag es liegen, dass unser Professor hier - wie es scheint - an seinem Publikum vorbeiredet ? Fast zwei Millionen Studenten gibt es an den deutschen Hochschulen. Doch was ihnen in ihrer Ausbildung geboten wird, ist oft nichts weiter als kochen nach vorgegebenen Rezepten, Rezepte auswendig zu lernen, und dies bis zu äußerster Perfektion. So, wie beim berühmten Nürnberger Trichter: Oben rein und unten raus. Wer durchkommen will, muß kochen können, und nicht selbst Kochbücher schreiben. Neue Rezepte erfinden? Neue Zutaten verwenden? Wer das probiert, der wird gar nicht erst Koch werden. "Kommunikation", so einst der Systemtheoretiker Niklas Luhmann, "ist immer paradox insofern, als sie immer etwas Nichtkommuniziertes mitkommuniziert". Eigentlich - so sollte man meinen - dürfte dies inzwischen zum Grundwissen eines jeden Universitätsprofessors gehören. Anscheinend funktioniert die absolut effiziente Wissensvermittlung nur, wenn man die Grundregeln der menschlichen Kommunikation befolgt. Und das heißt vor allem: Die Leute da abzuholen, wo sie sind. "Aber es wird erwartet, dass man versteht - und nicht nachfragt. Nicht selten tritt das Gemeinte in direkten Widerspruch zum Gesagten; und auch dann wird erwartet, dass man versteht, aber nicht nachfragt. Dass die Kommunikation in solchen Fällen ohne greifbare Resultate bleibt, darf nicht mit Überraschung vermerkt werden" (Luhmann). Da haben wir´s! Die Wurzel allen Übels scheint tatsächlich in einer schlecht funktionierenden Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Studierenden zu liegen. Natürlich gibt es da lobenswerte und vielversprechende Ausnahmen, doch man spürt förmlich, wie der alte Putz in den Mauern des deutschen Universitätssystems langsam zu bröckeln beginnt, und damit die Statik des gesamten Gebäudes ins Wanken gerät. "Was man hört, vergisst man. Was man sieht, daran kann man sich erinnern. Nur was man selbst tut, kann man verstehen," heißt es in einem alten chinesischen Sprichwort. Vielleicht sollten wir versuchen, die Vermittlung von Wissen tatsächlich als einen Kommunikationsprozess aufzufassen, zu dem bekanntlich sowohl Sender, als auch Empfänger gleichermaßen gehören. Sonst gehen uns irgendwann die Empfänger verloren. Und das wäre doch in der Tat höchst paradox. > Ein chinesisches Sprichwort ... Beitrag von | Beitrag empfehlen Literatur:
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