Sein Abscheu gegen Deutschland gründet sich nicht zuletzt auf den deutschen Antisemitismus. Im Unterschied zu vielen anderen ZeitgenossInnen hält er diesen für unheilbar. Auch in Assimilationsbemühungen sieht er eine unwürdige Anbiederung. Deshalb lehnt er 1920 eine Einladung des Central-Vereins Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zu einer Sitzung über die Bekämpfung des Antisemitismus' in akademischen Kreisen ab:
„Wenn ich zu lesen kriege ´Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens´, so kann ich mich eines schmerzlichen Lächelns nicht erwehren. (...) In jener Bezeichnung stecken (...) zwei Geständnisse schöner Seelen, nämlich: 1. Ich will nichts zu tun haben mit meinen armen ostjüdischen Brüdern, 2. Ich will nicht als Kind meines Volkes angesehen werden, sondern nur als Mitglied einer religiösen Gemeinschaft. Ist das aufrichtig? Kann der ´Arier´ vor solchen Leisetretern Respekt haben? Ich bin weder deutscher Staatsbürger, noch ist irgendetwas in mir, was man als ´jüdischen Glauben´ bezeichnen kann. Aber ich freue mich, dem jüdischen Volke anzugehören, wenn ich dasselbe auch nicht für das auserwählte halte. Lassen wir doch ruhig dem Goj seinen Antisemitismus und bewahren wir uns die Liebe zu unseresgleichen.“
Jüdinnen und Juden sieht Einstein als Angehörige einer Schicksalsgemeinschaft, die sich nur aufgrund des Antisemitismus erhalten habe. Entsprechend kann er dem Zionismus als einer Art kollektiver Lebensversicherung etwas abgewinnen, obwohl ihm der dort anzutreffende Nationalismus suspekt ist.