„(…) eines der wichtigsten (Para-)Konzepte der Theorie der Dekonstruktion von J. Derrida, das an F. de Saussures Betonung der Differentialität der sprachlichen Zeichen anknüpft und diese radikalisiert. Das System der sprachlichen Differenzen ist bei Derrida nicht mehr stabil und an relativ fest zuschreibbare Signifikate gebunden, sondern als Prozeß des ständigen Sich-Unterscheidens und Aufeinander-Verweisens von Signifikanten gefasst, als ein Spiel der Differenzen ohne Zentrum und festen Grund, das gleichwohl selbst die einzige Grundlage von Sprache und Bedeutung darstellt. Das Kunstwort der „différance“, das die orthographisch korrekte Form des frz. „différence“ scheinbar nur minimal verändert, soll dennoch die fundamentale Priorität der Schrift vor der gesprochenen Sprache demonstrieren, die Derridas Anliegen ist, da der Unterschied der beiden Wörter nicht lautlich hörbar ist, sondern erst in der Schriftform als ihre „Differenz“ hervortritt. (…)“ Stichwort „Dekonstruktion“ in: Nünning, Ansgar (Hg.) (1998): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart/Weimar, S. 94.